Siegen. Eine Gruppe Jugendlicher hat jetzt einen VWS-Busfahrer in Siegen angegriffen. Das Opfer stürzte und verletzte sich am Kopf und an der Hand. In diesem Jahr ist es der dritte Übergriff auf einen Busfahrer in Siegen. Die Polizei ermittelt nun wegen gefährlicher Körperverletzung und Nötigung.

„Im Vergleich zu unseren Beförderungszahlen ist das ein geringer Anteil“, erklärt VWS-Betriebsleiter Gerhard Bettermann. Er weiß, dass es in anderen Regionen weitaus schlimmer ist. „Allerdings fahren wir eine Null-Toleranz-Schiene gegen die Täter.“ Deshalb haben sich die Verkehrsbetriebe Westfalen Süd auch offensiv an die Öffentlichkeit gewandt.

Gerangel im Gang

Was war passiert? Der VWS-Busfahrer fuhr am Samstagabend um 22.18 Uhr die Linie C101 vom ZOB in Richtung Oberschelden. Schon während der gesamten Fahrt pöbelten vier Jugendliche lautstark hinten im Bus herum. Auch Alkohol spielte bei den drei 16-Jährigen und einem 15-Jährigen aus Siegen und Mudersbach eine Rolle. Im Gang kam es plötzlich zu einem Gerangel mit einem anderen Mann. Der Busfahrer setzte die Jugendlichen an die Luft und stieg mit ihnen aus. Draußen schlugen die aggressiven Jungen auf den Busfahrer ein, was schließlich zu den Verletzungen führte.

Die Polizei ermittelt nun wegen gefährlicher Körperverletzung und Nötigung gegen die Jugendlichen. Auch der Staatsschutz in Hagen ermittelte zunächst, weil ein fremdenfeindlicher Hintergrund vermutet wurde. Das hat sich jedoch nicht bestätigt. Die Verkehrsbetriebe haben ihren Anwalt eingeschaltet.

Der Ton in den Bussen wird rauer

Der Ton in den Bussen wird rauer, das hatte schon der VWS-Betriebsratsvorsitzende Bernd Bender beim Pressefrühstück in der vergangenen Woche angesprochen. Pöbeleien, Beleidigungen und Fahrgäste, die ungehalten gegen die Scheiben schlagen, nehmen zu. Die Problemgruppe bei den verbalen Beleidigungen sind hauptsächlich Jugendliche und junge Erwachsene. „Ich befürchte, dass die Hemmschwelle weiter sinkt“, sagte Gerhard Bettermann. „Das ist ein gesellschaftliches Problem, nicht unbedingt nur eines, was unser Gewerbe betrifft. Schauen Sie sich doch nur an, was in den Fußballstadien passiert. Das Wichtigste ist, dass wir uns um diese Leute kümmern, im positiven Sinne.“

Das Verhalten des Busfahrers findet Bettermann „gut und wichtig“. „Es war richtig, dass er sich zu Wort gemeldet hat. Denn es ist auch seine Aufgabe, die Sicherheit und den Ablauf im Fahrdienst zu gewährleisten.“

Schulungen für Busfahrer

In Schulungen lernen die Busfahrer, wie sie in solchen extremen Situationen zu einer Deeskalation beitragen. Straßenverkehrsmeister und die Fahrkartenkontrolleure werden zudem von der Polizei geschult. „Sollte es manchmal nicht mehr möglich sein, ausgleichend zu wirken, rufen wir sofort die Polizei. Jede Beleidigung wird angezeigt.“

Der verletzte Busfahrer wird erst Mitte nächster Woche wieder arbeiten können.