Geisweid. . Die Bundmetallgießerei Hundt & Weber aus Geisweid hat zum zweiten Mal nach 2004 Insolvenz angemeldet. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Geschäftsführung die Alarmsignale erkannt hätte“, kritisierte gestern Hartwig Durt, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Siegen.

Der Betrieb läuft zunächst weiter. Der Gewerkschaftschef ist zuversichtlich, dass ein Konkurs abgewendet werden kann. Denn bei Hundt & Weber handele es sich um ein im Kern gesundes Unternehmen. Ohne Arbeitsplatzverluste wird die Sanierung indes nicht möglich sein. Bei Hund & Weber sind derzeit 117 Mitarbeiter beschäftigt.

Die Insolvenz wurde am 28. November angezeigt. An diesem Tag wären die Sozialversicherungsbeiträge fällig gewesen. Rechtsanwalt Andreas Pantlen aus Hennef wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

Gute Auftragslage

Die Auftragslage des 1889 gegründeten Traditionsunternehmens ist gut. Der Auslastungsbestand für die kommenden Monate liegt bei mehreren Millionen Euro. „Es hätte nicht soweit kommen müssen“, sagt auch Rainer Otto, Betriebsratsvorsitzender. Es sei seitens der Belegschaft und auch der Gewerkschaft seit Jahren darauf hingewiesen worden, dass man sich von Produktpaletten trennen müsse, die nicht mehr profitabel an den Kunden zu bringen seien. Konkurrenz aus Osteuropa und Asien habe in einigen Segmenten die Preise „kaputt gemacht“. „Wir stellen auch Elemente her, die sonst kaum ein Hersteller weltweit anbietet, und die wir mit guten Ertrag verkaufen“, erläutert Otto. Die IG Metall habe bereits vor Wochen an die Geschäftsleitung appelliert, einen tragfähigen Sanierungsplan aufzustellen, klagt auch Durt. Das sei umso ärgerlicher, als dass die Belegschaft in der Vergangenheit mehrfach Belastungen und finanzielle Einbußen getragen habe, um die Firma auf Kurs zu halten. Jahrelang wurde beispielsweise unbezahlte Mehrarbeit geleistet, die sich, so Otto, „auf einen Gegenwert von sieben Millionen Euro summiert.“

Vertrauen der Lieferanten gewinnen

Die kommenden Wochen werden jetzt darüber entscheiden, ob ein tragfähiges Sanierungskonzept aufgestellt werden kann. An diesem Wochenende wird das gesamte Inventar aufgenommen. Der Insolvenzverwalter wird dann mit Banken und den Gesellschaftern ausloten, inwiefern künftig der Geldfluss wieder gesichert werden kann. Nicht zuletzt stehen auch Gespräche mit Kunden und besonders Lieferanten an, um Vertrauen zu schaffen, dass es an der Birlenbacher Straße 1 weitergeht.

Die Stimmung innerhalb der Belegschaft sei angespannt, aber von gewisser Zuversicht geprägt. Die Gehälter für den November werden mit rund einer Woche Verspätung auf das Konto der Mitarbeiter fließen. Erhebliche Abstriche wird es beim Weihnachtsgeld geben.

Die Mitarbeiter sind „insolvenzerprobt“, wie Betriebsratschef Otto es nennt. Vor mehr als acht Jahren war die Firma schon einmal zahlungsunfähig. Nach einem Jahr Insolvenzbetrieb wurde Hundt & Weber von der Saar-Metall-Gruppe übernommen, zu deren Gesellschaftern die Siegerländer Unternehmer Axel Barten und Jörg Dienenthal zählen. In den folgenden Jahren entwickelten sich die Geschäfte gut, bis 2009 erneut ein Sanierungsvertrag ausverhandelt wurde. Die letzten Jahre, so Otto, seien aber von einer insgesamt guten Auftragslage geprägt gewesen. „Wenn wir uns von den nicht profitablen Produkten getrennt hätten, wäre es nicht so weit gekommen, wie jetzt“, ist er sich sicher.