Siegen. .

Geld regiert die Stadt. Die Siegen-Edition von „Monopoly“ verlegt den Klassiker der Kapitalismus-Spiele auf vertrautes Terrain. Ein Vierer-Team der Redaktion hat die Lokal-Variante getestet. Kurzes Protokoll eines Abends, der einen alten Hut widerlegt: Siegen ist eindeutig nicht schlimmer als verlieren.


19.50 Uhr, Jens Plaum: „Warum gibt es Effertsufer nicht?“

Florian Adam: „Die Sandstraße gibt es ja auch nicht.“

Ilka Wiese: „Wer will die im Moment mit der Baustelle auch haben? Aber die Kölner Straße... da gibt’s H&M! Dann kaufe ich die!“ Sprach’s – und macht ein Schnäppchen. Denn um Geld zu sparen, lässt die Kollegin die gelbe Straße in die Versteigerung gehen und bezahlt 366 Piepen statt der regulären 260.


20.04 Uhr
, Petra Wenzel kommt auf den orangen Obergraben. „Tja... nutzt ja nix... den muss man ja kaufen....“ Die Kollegin hat freies Feld – bis dahin hatte jeder Spieler von den orangen Straßen die Finger gelassen.


20.09 Uhr
, Jens als Bankhalter macht klar: „Die Bank hat mit den Schulden von Fräulein Wiese nichts zu tun.“ Noch kann diese ihre Schulden auch selber bezahlen. Dank Ereigniskarte darf sie zum Schlossplatz vorrücken, dem Pendant zur Schlossallee, das sie prompt kauft. Am Tisch beginnt das große Zittern.


20.17 Uhr
, Florian erhält laut Gemeinschaftskarte als 500 000. Fahrgast im Hübbelbummler von jedem Mitspieler zehn Flocken. Warum das so ist – das sagt die Karte nicht. Jens kriegt 20 Mäuse, weil er den Rubenspreis gewonnen hat. Schwach dotiert – wenn man bedenkt, dass Ilka fürs Monopoly-Semesterticket der Uni Siegen schon einen Hunderter abdrücken musste.


20.27 Uhr, Florian kauft die dritte hellblaue Straße: Den Reinhold-Forster-Weg. Ilka freut sich für den Kollegen: „Ich hasse dieses Spiel. Ich habe das noch nie gemocht.“
20.34 Uhr
, Ilka darf „Frei parken“. Sie ist vergnügt: „Das ist in Siegen ja relativ selten!“


20.39 Uhr, Banker Jens stellt wieder etwas klar: „Wenn Ihr ohne Baugenehmigung baut – dann kommt Michael Stojan und reißt es ab.“ Jens selber baut wenig bis nichts, kauft wenig bis nichts, hat aber trotzdem kaum noch Geld. Bis heute weiß niemand, wie er das hingekriegt hat.

20.47 Uhr, Petra findet, dass Ilka lacht „wie ein kleines Hexchen“. Florian und Jens zeigen sich selber an, weil sie unfähig waren, ihre Straßenkarten richtig zu lesen, und deshalb viel zu billig ihre Häuser hochgezogen haben. Es wird nachgelöhnt – aber wofür? Auf Florians hellblaue Straßen kommt sowieso niemand. Petra zieht um ein Feld an der Adolf-Reichwein-Straße vorbei und landet im Knast. Florian: „Die geht lieber ins Gefängnis, als bei mir zu studieren.“


20.59 Uhr, das Spiel kehrt das Innerste der Beteilligten nach außen. „Du bist ja eklig“, sagt Ilka zu Florian. „Sobald Du einen Würfel in der Hand hast, kommt echt das Tier in Dir raus.“ Florian sortiert unterdessen sein Geld.


21.08 Uhr, Jens landet auf dem noch nicht modernisierten Bahnhof Siegen. Da Petra auch die Bahnhöfe Weidenau und Eiserfeld und den Siegerlandflughafen besitzt, wird es teuer. Jens ist pleite.


21.17 Uhr
, Florian bekommt via Gemeinschaftskarte für sein Solo im Bach-Chor 50 Tacken. Ilka kennt den Grund: „Damit Du aufhörst zu singen.“


21.21 Uhr, Petra geht das Geld aus (wieso hat sie auch den Obergraben gekauft?). Jens hat tröstende Worte: „Da siehst Du, wie sich die Griechen fühlen.“


21.27 Uhr, auch Ilka streckt die Waffen. Sie zieht eine Lehre aus dem Spiel. „Was ist schlimmer als Siegen? Verlieren gegen Florian Adam!“ Der sortiert sein Geld.