Siegen. . Der RE 9 ist ein altbekanntes Ärgernis. Verspätungen und über den Bahnsteig hetzende Reisende, die ungern die folgende Stunde auf den nächsten Anschlusszug warten wollen, sind am Siegener Bahnhof immer noch an der Tagesordnung. Das soll bald der Vergangenheit angehören, denn zum Fahrplanwechsel des Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) sollen auch die letzten der 15 leistungsstarken E-Talent-Züge abgenommen und auf die Gleise zwischen Aachen und Siegen geschickt werden.

„Alle zehn Vierteiler sind abgenommen, ebenso der erste Fünfteiler“, gab Vorsitzender Günther Padt den Überblick auf der Verbandssitzung des ZWS. Derzeit würde noch die Abnahme für den zweiten fünfteiligen E-Talent und die drei Dreiteiler laufen. Gute Aussichten also, dass die neue, leistungsstärkere Flotte, die veralteten doppelstöckigen Wagen auf der Strecke des Rhein-Sieg-Express, bald komplett ersetzen kann. Anfang Juni ging der erste Elektrotriebwagenzug auf eine der zwei wichtigsten Verbindungen in NRW.

Hohe Ausfallquote

Die vergleichsweise hohe Ausfallquote der Züge soll so ebenfalls behoben werden. Während die Quote bei den Verbindungen im ZWS-Streckennetz derzeit bei unter 0,5 Prozent liegt, fallen vor allem die alten doppelstöckigen Züge des RE 9 in 1,58 Prozent aller Fälle aus.

Weitere kostbare Minuten will der ZWS mit einer Haltestellen-Verlegung erreichen. Der Haltepunkt Niederscheden soll weiter in Richtung Brachbach versetzt werden, damit die 4000 PS starken E-Talent-Züge bis zum nächsten Halt in Siegen mehr Geschwindigkeit aufnehmen können. Etwa eine Minute will man so zusätzlich rausholen. Und um die geht es, denn die meisten Reisenden wollen in Siegen einen Anschlusszug nach Gießen und Frankfurt erreichen. Sie müssen derzeit einen vierminütigen Sprint über den Bahnhof von Gleis 54 zu Gleis 3 hinlegen. Der Anschlusszug darf höchstens drei Minuten warten. Jede Verspätung kann also eine einstündige Zwangspause in Siegen bedeuten.

In 75 Prozent der Ankünfte pünktlich

Ein Blick auf die aktuelle Grafik zur Angebotsqualität auf den Strecken des ZWS macht deutlich: Der RE 9 bleibt weit hinter den anderen Verbindungen zurück. Während auf allen anderen Strecken im Zeitraum von Januar 2012 bis August 2012 eine Pünktlichkeit von über 90 oder sogar 95 Prozent herrscht, ist der RE 9 nur in 75,4 Prozent aller Ankünfte pünktlich da. „Wir sind damit noch nicht zufrieden“, so Markus Stirnberg, stellvertretender Geschäftsführer beim ZWS. Anfang 2011 lag diese Quote übrigens bei nur 40 Prozent. Das Ziel ist es weiterhin, die gleich zufriedenstellenden Ergebnisse zu erreichen wie auf dem Rest des Streckennetzes in Siegen-Wittgenstein und Olpe sowie dem angrenzenden Teil von Altenkirchen. Ein weiteres Problem , das zu den Verspätungen der RE 9 führt, könnte bald ebenfalls behoben werden: Auf der Strecke zwischen Siegen und Köln gibt es zwei Langsamfahrstellen aufgrund von Baustellen. Sowohl bei Niederschelden als auch bei Niederhövels dürfen die Züge nicht ihre Höchstgeschwindigkeit aufnehmen.