Siegen. . Unabhängig von den ausstehenden politischen Entscheidungen nimmt die Universitätsschule, die in Kooperation mit der Stadt Siegen entstehen soll, Form an. Im Juli stellte die Uni die Idee im Schulausschuss vor – nun steht ein erstes Konzept fest.

Die Stadt muss Träger der neuen Schulform werden, weil es sonst wohl keine Genehmigung vom Land gibt. Projektpartner hat die Uni gefunden: Das Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium will Partner für die Sekundarstufe II werden, die Bertha-von-Suttner-Gesamtschule für die Sekundarstufe I.

„Ich halte es generell für eine gute Idee, dass über neue Formen nachgedacht wird“, so FJM-Schulleiter Rüdiger Käuser, der auch Vorsitzender der westfälischen Direktorenvereinigung ist. Das pädagogische Konzept, Kinder von der Kita bis zum Abi zu betreuen, findet er faszinierend. Man könne dabei aber Gefahr laufen, das Rad neu erfinden zu wollen und Bewährtes zu ignorieren. Diese Gefahr sieht Käuser bei dem Siegener Konzept nicht, denn die Entwicklung habe gemeinsam mit den Schulleitern stattgefunden.

„Es war gut, das Prof. Dr. Burckhart sofort zu uns Kontakt aufgenommen hat“, so Käuser. Der Unirektor habe deutlich gemacht, dass man beim neuen Konzept auch mit bewehrten Ideen arbeiten wolle.

Kooperationen zu Jugend- und Altenarbeit

Das Schulkonzept, das der Uni-Projektleiter Dr. Jörg Siewert den politischen Gremien vorstellen will, sieht eine Bildungsbiografie ohne Brüche für die Schüler vor. Von der Kita bis hin zum Abschluss könnten sie betreut werden. Die Schüler sollen ganztags betreut und individuell gefördert werden. „Es ist eine Schule für alle Begabungen“, so Dr. Siewert. Über zwei oder drei Jahrgänge hinweg soll vor allem in Lerngruppen zusammenarbeitet werden, um fließende Übergänge zu schaffen. „Ein Schüler kann in Mathe schon eine Stufe weiter sein als in Deutsch“, gibt Siewert ein Beispiel. Die Aufgaben werden dem Lernstand entsprechend verteilt. Idealerweise sollen logopädische, soziale und medizinische Angebote sowie Kooperationen zu Jugend- und Altenarbeit integriert sein. Vorbilder für das pädagogische Konzept sind unter anderem Schulen in Skandinavien. In Deutschland arbeiten etwa die Bodenseeschule in Friedrichshafen und die Max Brauer Schule in Hamburg mit dem Konzept.

Die Uni wünscht sich, einen zentralen Standort – das oft heiß diskutierte Gebäude der Haardter-Berg-Schule direkt beim Adolf-Reichwein-Campus käme da nicht in Frage. „Universitätsschule“ sei nur ein Arbeitstitel – die Schule werde so nicht heißen.

Falls sich die politischen Gremien dafür entscheiden, könnte man zum Schuljahr 2014/15 mit einer Kindergarten- einer ersten und einer fünften Klasse starten und das Konzept langsam aufbauen. Anfragen von Lehrkräften gebe es bereits jetzt reichlich. Auch wenn die Stadt Siegen sich gegen das Konzept entscheide – aufgeben wolle man die Idee nicht. Die Hochschule will sich dann nach einem anderen Kooperationspartner in der Region umsehen.