Siegen. .
Fehlalarmierungen haben sich zu einer großen Belastung für die Feuerwehr entwickelt. Jeder dritte Einsatz für die Siegener Hilfskräfte entpuppt sich vor Ort als Blindalarm.
Die Zahl der böswilligen Fehlalarme, also das vorsätzliche Auslösen eines Feueralarms, ist für die Siegener Wehrleute indes allenfalls eine ärgerlicher Randerscheinung. „Das kommt maximal zwei bis drei Mal pro Jahr vor“, sagt Ebertz. Wer erwischt wird, muss allerdings tief in die Tasche greifen – bis zu 3000 Euro kostet der schlechte Scherz. „In einem solchen Fall werden die Kosten natürlich spitz bis auf jeden Cent genau abgerechnet.“
600 Alarmierungen pro Jahr
Mehr als 600 Alarmierungen für den Siegener Bereich laufen jedes Jahr bei der Leitstelle an der Weidenauer Straße auf. Rund 230 davon werden von Brandmeldeanlagen in Krankenhäusern, Museen oder Unternehmen ausgelöst. 85 Prozent dieser Alarmierungen sind Blindalarme. „Das gehört aber zu unserem Job. Ich bin natürlich ein Fan von Brandmeldeanlagen jeder Art“, sagt Stadtbrandmeister Matthias Ebertz. Zur Kasse gebeten werden die Verursacher eines Fehlalarms dennoch, sofern ihnen ein fahrlässiges Auslösen des Feueralarms nachgewiesen werden kann. Das ist etwa der Fall, wenn ein Handwerker bei der Arbeit zu viel Staub aufwirbelt und versäumt wurde, den Brandmelder vorübergehend außer Betrieb zu setzen. Dann werden pauschal 500 Euro fällig. Auch wenn sich herausstellt, dass eine Anlage nicht vorschriftsmäßig gewartet wurde, wird der Eigentümer zur Kasse gebeten.
Wenn dagegen im Schwesternzimmer des Krankenhauses der Toaster defekt ist und der Qualm des verkohlten Weißbrots Alarm auslöst, schreibt die Feuerwehr keine Rechnung. Wer die Feuerwehr in guter Absicht telefonisch ruft, muss den Einsatz auch nicht bezahlen. Das Beispiel vom Anwohner, der den Grillrauch auf dem Balkon des Nachbarn für einen Wohnungsbrand hält, bleibt ohne finanzielle Folgen. „Uns ist lieber, wir werden einmal zu oft gerufen als einmal zu spät“, so Ebertz.
Zur Belastung geworden waren die vielen Fehlalarmierungen insbesondere für die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehr. Denn diese Einsatzkräfte werden von ihrem Arbeitsplatz weggerufen – und selbst ein Blindalarm bindet zwei bis drei Stunden Zeit, denn die Feuerwehr rückt in jedem Fall aus. „Daher sind wir dazu übergegangen“, so Ebertz, „die freiwilligen Einheiten nur noch bei Alarmierungen in großen Objekten zu rufen.“ Den Rest erledigt die Siegener Berufsfeuerwehr.
Von Berufs wegen nehme die Feuerwehr jede Meldung ernst, betont Ebertz. „Wenn wir zehn Mal umsonst zu ein und demselben Objekt ausrücken, wird beim elften Alarm kein Kollege mit weniger Ernst zum Einsatzort fahren.“ Vor Ort seien die Leute oft sorgloser. Eine Serie von Fehlalarmen führe zu gefährlicher Gelassenheit. „Die meisten Menschen sind sich nicht bewusst, wie unberechenbar Feuer ist.“ Ein tragisches Beispiel sei der U-Bahn-Brand in London von 1987. Videos der Überwachungskameras zeigen Passanten, die unbekümmert an der scheinbar harmlos vor sich hin kokelnden Rolltreppe vorbeigehen. Die Bilanz der Katastrophe: 31 Tote.