Siegen. .

Heute beginnt der Fastenmonat Ramadan. Einmal im Jahr fasten Muslime von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Ihnen ist es dann untersagt zu essen, zu trinken, zu streiten und weltliche Dinge zu begehren. Wir haben mit dem Vorsitzenden der Ditib-Gemeinde-Siegen, Mustafa Koyuncu, über den Sinn des Fastens gesprochen.

Was hat es mit dem muslimischen Ritual des Fastens auf sich?

Mustafa Koyuncu: Das Fasten ist die dritte von fünf Säulen im Islam. Das eigentliche Ziel des Fastens ist, Gottes Anerkennung zu erlangen. Deshalb wird am Tage sowohl keine Nahrung aufgenommen als auch die Enthaltsamkeit des Menschen dargelegt.

Warum glauben Muslime, Gottes Anerkennung durch diesen Verzicht zu erlangen?

Zum einen, weil es im Koran als Gottes Wort festgeschrieben ist und zum anderen, weil wir es so von unserem Propheten Mohammed gelernt haben.

Wer sollte fasten?

Muslime ab der Pubertät. Kranke, alte, schwangere, reisende oder schwer arbeitende Menschen sind davon ausgenommen. Sie sollten, wenn sie denn können, zu einem anderem Zeitpunkt das Fasten nachholen.

Was genau passiert mit Fastenden?

Durch das Fasten trainiert der Mensch seinen Willen. Sobald wir den Mund schließen, geben wir Gott das Versprechen, nichts Schlechtes zu denken und zu tun. Wer dieses Versprechen nicht hält und ,nur’ auf Nahrung verzichtet, der erntet nichts außer Hunger. Wir glauben, dass das Fasten uns hilft, uns von unseren Sünden zu befreien. Außerdem geht es um Demut. Zum Iftar (dem Abendessen während des Ramadan) werden Freunde, Familie, vor allem aber bedürftige Menschen eingeladen. Wir essen zusammen mit ihnen und danken Gott für seinen Segen. Durch das Fasten können wir die Situation der hilfsbedürftigen Menschen besser nachvollziehen, weil wir das Leid eines hungernden Menschen zu spüren bekommen. Es erinnert uns daran, dass Menschen anderen Menschen helfen müssen.

Laden Sie die Siegener, auch anderer Konfessionen, in die Moschee? Zum Iftaressen?

Natürlich. Jeder ist herzlich willkommen. Unsere Moschee ist 24 Stunden für jeden Besucher geöffnet. Nicht nur während des Ramadan. Nach Sonnenuntergang wird in unserer Moschee jedem Gast ein Abendessen gereicht. Dafür haben wir eigens einen Koch aus der Türkei einfliegen lassen. Erfahrungsgemäß gehen so etwa 200 bis 250 Essen über den Tisch. Zusammen mit den Gemeindemitgliedern und Besuchern zu essen und sich zu unterhalten ist ein sehr schönes Gefühl. Jeder ist willkommen in der Gemeinschaft. Das zu wissen und zu spüren macht glücklich. Denn auch das ist eine wichtige Funktion des Fastens. In der heutigen Gesellschaft leben viele Menschen allein, abgerissen vom sozialen Umfeld. Während des Ramadan wird versucht, diese Menschen in das gemeinschaftliche Leben wieder einzugliedern.