Siegen. . Das Studentenwerk quillt über – jedenfalls, was den studentischen Wohnraum, Mensen und die Kinderbetreuung angeht. Seit langem rangiert die Universität Siegen mit aktuell 846 Wohnheimplätzen am Ende der Liste der Hochschulen in NRW. Doch nun sind die Kapazitätsgrenzen endgültig erreicht. Das gab der Geschäftsführer Detlev Rujanski bekannt. Der Asta denkt bereits darüber nach, im kommenden Semester Notunterkünfte mit Feldbetten in Turnhallen einzurichten.

„Es ist zwar ein Horrorszenario aber ein realistisches“, so Julian Hopmann, Vorsitzender des Asta und studentischer Verwaltungsratvorsitzender. Man suche derzeit Partner, die Platz für diese Notlösung bereitstellen können. „Wenn sich nichts tut, haben wir spätestens übernächstes Semester absolute Wohnungsnot in Siegen“, so Hopmann.

150 Studierende warten

„Mehr geht nicht“, sagt auch Detlef Rujanski. „Unsere Einheiten sind voll belegt. Die Nachfrage ist unverändert groß und die Wartelisten lang.“ 150 Studierende warten derzeit auf einen günstigen Wohnplatz. „Und das im Juli, wo sonst Saure-Gurken-Zeit ist.“ Das Problem ist, die Wohnungen müssen auch bezahlbar sein. Jeder vierte Studierende in Siegen erhält durchschnittlich 442,26 Euro BAföG pro Monat, jeder dritte Bewohner der studentischen Wohnanlagen kommt aus dem Ausland und hat ein sehr ein geringes Budget. „Diese Quote ist in dem Internationalisierungskonzept der Uni auch so vorgesehen“, sagt Rujanski. Für den Anfang des kommenden Semester plant das Studentenwerk, wieder Notquartiere mit 30 Plätzen in der Tiergartenstraße zur Verfügung zur stellen. Die gab es auch schon 2011. Damals besuchten 15 969 Studierende die Uni – die Zahl soll – bedingt durch die doppelten Abiturjahrgänge – noch größer werden.

Die 115 geplanten Wohnplätze im ehemaligen Kreisklinikum hätte man also dringend gebraucht, hatte aber die dringend benötigten Landeszuschüsse nicht erhalten. Für die ehemalige Jugendherberge in der Oberstadt habe man der Stadt eine Machbarkeitsstudie vorgelegt, warte aber immer noch auf eine Reaktion. „Wenn wir dort im Herbst mit den Planungen beginnen, könnten wir zum Wintersemester 2013 fertig sein“, so Rujanski. Dann gäbe es weitere 45 Plätze in der Oberstadt. Und genau dort werden sie nach dem Einzug der Universität in das Untere Schloss gebraucht. „Durch die Umstrukturierung auf Bachelor und Master müssen die Studenten in der Nähe der Uni wohnen“, so Rujanski. Das Studentenwerk habe zwar noch ein freies Grundstück auf dem Haardter Berg, auf dem eine Anlage entstehen könnte, es bringe aber nichts, wenn die Studierenden zum Campus Siegen Mitte müssten. Deshalb müsste man dort mit dem Bau noch warten.

555 000 Essen verteilt

An der Kapazitätsgrenze ist auch das Verpflegungsangebot – 555 000 Essen wurden 2011 verteilt. Während es für die Mensa auf dem Adolf-Reichwein-Campus keine Erweiterungsmöglichkeit mehr gibt, soll an der Hölderlinstraße bis 2013 ein neuer Bau entstehen. Mit Sorge sieht Rujanski allerdings, dass auf dem künftigen Campus Siegen-Mitte noch kein Platz für eine Mensa oder eine Cafeteria vorgesehen ist. Derzeit sei das Studentenwerk in Gesprächen mit den Privatinvestoren, die das benachbarte Kreisklinikum übernehmen, die dort geplante Cafeteria zu betreiben.

2011 alle Kita-Plätze belegt

Auch bei der Kinderbetreuung wird es mittlerweile mehr als eng. „Wir sind im Grunde überbelegt“,, so Rujanski. Die 70 Plätze waren im Jahr 2011 belegt. Die bedarfsorientierte Kinderbetreuung „Flexi“, die das Studentenwerk gemeinsam mit der Universität betreibt, ist ebenfalls sehr gefragt. Dort können Studierende und Mitarbeiter der Uni Kinder bis zu zehn Jahren stunden- oder tageweise betreuen lassen. 2011 gab es 3694 Buchungen – 2552 für Kinder von Studenten. Da die Nachfrage nach Betreuung für Kinder unter einem Jahr stark wächst, wird diese nun ebenfalls in einer Testphase angeboten.