Siegerland. .

Verdi-Geschäftsführer Jürgen Weiskirch sieht nach dem Verkauf von VWS an die Wern-Group nun den aus den beiden Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe gebildeten Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) in der Pflicht: „Wenn der Zweckverband nichts ändert, fährt das neue Unternehmen vor die Wand und fällt dem ZWS vor die Füße.“

Ausdünnen oder bezahlen

Weiskirch, der hauptamtlicher Geschäftsführer von Verdi in beiden Kreisen ist, meint: Der Aufwand, den das Verkehrsunternehmen im Auftrag des Zweckverbands derzeit noch leiste, müsse reduziert werden – oder aber die beiden Kreise müssten Geld in die Hand nehmen, um die Defizite von VWS auszugleichen. Andernfalls könne das zu „Olper Verhältnissen“ führen, wie Weiskirch es ausdrückt. Dort fahren VWS-Busse fast ausschließlich im Schülerverkehr, während der – ausgedünnte – öffentliche Personennahverkehr durch die Verkehrsbetriebe Lahn-Dill (auch Transdev) geleistet wird. Für die Bürgerinnen und Bürger würde es eine deutliche Verschlechterung der bestehenden Linien und Takte bedeuten.

Ein Hauptkritikpunkt am Gebaren des ZWS liegt laut Weiskirch darin, dass Ingenieurbüros ohne Detailkenntnis der Region mit dem Nahverkehrsplan für Siegen-Wittgenstein und Olpe beauftragt werden. Ein Gutachten aus jüngerer Zeit, das dazu dienen soll, die Fahrpläne zu optimieren, habe „wenig Greifbares“ enthalten.

Neu-Eigentümer Wern werde nach Auffassung des Verdi-Geschäftsführers bei gleichbleibender Lohnstruktur auf Basis des Tarifvertrags Nahverkehr (Weiskirch: „Darunter geht nichts“) feststellen, dass Einnahmen und Ausgaben auseinanderdriften und „muss dann bei den Landräten auflaufen“. Weiskirch: „Für Paul Breuer und Frank Beckehoff ist Wern nach dem mehrmaligen Eigentümerwechsel die letzte Karte im Spiel.“

Auch neun Jahre nach dem von Verdi initiierten und an der Beteiligung der Bevölkerung gescheiterten Bürgerbegehren gegen den ersten Verkauf der VWS an die Bonner Verkehrsbetriebe hält Jürgen Weiskirch daran fest, dass „Rekommunalisierung im Rahmen der Daseinsvorsorge der richtige Weg“ wäre. Allerdings erkenne er, dass es dafür auf politischer Ebene keine Mehrheiten gibt.

Ohnehin ist Weiskirch überzeugt, dass die Wern-Group spätestens selbst diesen Weg einschlagen werde, wenn sie erkenne, dass der ZWS zu keinen Kompromissen bereit ist. Auch müsse berücksichtigt werden, dass es bei VWS seit fünf Jahren weder Neueinstellungen noch Neuanschaffungen gegeben habe: „Es besteht großer Investitionsstau.“