Netphen. .

„Wir müssen miteinander reden und nicht übereinander, unser jagdliches Tun wird längst in der Öffentlichkeit kritisch wahrgenommen“ betonte Diethard Altrogge in seiner Begrüßungsansprache. Der Forstdirektor hatte gemeinsam mit Martin Kindig und Gero Schmidt, Vertreter von Großprivatwald und privater Jägerschaft, zu Vorträgen und Diskussionsrunden auf Hohenroth eingeladen.

Hochkarätige Gäste

Mehr als 80 Gäste waren der Einladung gefolgt. Darunter fanden sich der Vizepräsident des Landesjagdschutzverbands NRW, Ralf Müller-Schallenberg, Ulrich Grasser, Präsident des Landesjagdschutzverbands Berlin und Ethik-Beauftragter, Friedrich von Massow, Jurist in der Geschäftsstelle des Deutschen Jagdverbands Berlin, sowie Forstdirektor Ulrich Maushake, Leiter des Bundesforstamts Grafenwöhr und Pastor Rolf Adler als Umweltbeauftragter der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover.

Der Dialog mit allen Beteiligten, führte Altrogge weiter aus, liege ihm besonders am Herzen. Ulrich Grasser machte in seinem Grußwort deutlich, dass das Thema des „ethisch verantwortungsvollen Umgangs mit der Schöpfung im Zusammenhang mit der Jagd“ für die Zukunft des Jagens von besonderer Bedeutung sei: „Es gibt leider unter Jägern kaum Bereitschaft, die Grundlagen der jagdlichen Ethik zu überprüfen.“ Er betonte, das eine Verrohung der jagdlichen Sitte nicht hingenommen werden dürfe und die jagdliche Ethik als Verantwortungsethik zu verstehen sei.

Pastor Rolf Adler appellierte an das Ethos der Jägerschaft und wies darauf hin, dass Jagd mehr als Naturbeherrschung ist. Jäger und Jagd würden heute häufig allein daran gemessen, welchen Nutzen sie als Dienstleistung für die Gesellschaft bringen.

Dabei werde häufig übersehen, dass Nützlichkeitserwägungen allein kein geeigneter Maßstab seien, um etwa die Rechte der wildlebenden Tiere ausreichend zu erfassen. Wer immer nur nach dem Nutzen frage, der vergesse, dass Tiere ein Existenzrecht auch jenseits der Nutzenfrage haben.

Wer die Jagd immer nur unter reinen Nutzenaspekten nur als eine Assistenzfunktion zur Wildschadensverhütung oder Bestandsregulierung beschreibe, der erfasse die Jagd nicht angemessen.

Lebensraum selbst suchen

Andreas Kinser, Referent bei der Deutschen Wildtierstiftung Hamburg, mahnte das jagdliche Handeln der Jäger an: „Dem Nutzungsinteresse des Menschen an der Landschaft stehen vielerorts die arteigenen Verhaltensweisen des Rotwilds entgegen.“ Da Rotwild in den Wäldern die Rinde von den Bäumen schäle und junge Triebe verbeiße, sähen manche Förster, Grundeigentümer oder sogar Naturschützer in ihm nur einen Waldvernichter.

Rotwild werde daher in den meisten Bundesländern nur in so genannten „Rotwildbezirken“ geduldet, außerhalb dieser Gebiete müsse jedes Tier erlegt werden. Die ablehnende Haltung stehe dabei im Gegensatz zu der Erkenntnis, dass Rotwild ebenso wie Wolf, Fischotter und Biber Botschafter für vernetzte Lebensräume sei. Auch die Rückkehr dieser Arten sei nicht konfliktfrei. Doch dürften diese sich im Gegensatz zum Rothirsch ihren Lebensraum selbst suchen.