Siegen..


Die Arrangements mal auf das Wesentliche reduziert, mal pompös wie das Original. Die Vokal-Gruppe „Rock 4“ sticht klar aus dem sowieso schon sehr bunt gemischten Genre der A-Capella-Musik hervor. Schon die Liederauswahl des „Voices“-Programms der drei Niederländer und des Deutschen ist mutig. Ihre Interpretationen folgen vor allem einer Regel: Es kommt vor allem auf das Gefühl an.

Die schönsten Stimmen in der Pop- und Rockgeschichte haben sie gesucht. „Schönheit ist uns dabei nicht wichtig – sondern einzigartig muss es sein“, sagt Luc Devens, der Frontman der Gruppe. Zuvor hat sich die Band mit „Hotel California“ im gut gefüllten Apollo-Theater vorgestellt.

Beeindruckend auch mit leisen Tönen

Dabei kam auch ein Voice-Coder zum Einsatz, ein Gerät, dass Gesangspassagen aufnimmt und sie im Loop abspielt. Ein Effekt, den die Band zwar gerne, aber auch mit Vorsicht einsetzt. Etwa um Clocks von Coldplay das nötige Volumen zu verleihen oder um ein Stück zu spielen, das man von einer A-Capella-Gruppe so nicht erwartet hätte. Mit der Technohymne „Insomnia“ bewegte die Gruppe Faithless ganze Menschenmassen in Stadien – Die A-Capella-Gruppe schaffte das zumindest im Apollo-Theater gegen Ende des Konzerts mit einem Arrangement des Liedes, dass eine kantenlose Verbindung zwischen den Genres schaffte.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten Rock 4 mehrfach bewiesen, dass sie nicht laut sein müssen, um zu beeindrucken – mit „Every breath you take“ von The Police zum Beispiel. Alle vier Stimmen fanden Stellen, an den sie glänzen konnten. Der klassisch ausgebildete Luca Blommers, der ehemalige Rocksänger Harry Bannoehr, der tiefgreifende Bass Nico Jacobs und allen voran der Frontmann Luc Devens, der mit seiner hohen Tenorstimme Led Zeppelins „Stairway to Heaven“ oder Gnarly Barkleys „Crazy“ Charakter verlieh.

Bei letzterem war das Publikum aufgefordert, Fotos zu machen und Filme zu drehen – die Sänger posierten sogar. Immer wieder nahm die Gruppe Kontakt zu den Fans auf. Devens und Bannoehr führten durch den Abend, machten Witze über die deutsch-holländische Fußball-Beziehung und das Ausscheiden beider Mannschaften, und freuten sich, dass im deutschen Schönes noch schöner und Schmutziges noch schmutziger klingt. Falcos sprachlich ausgereiftem „Jeanny“ setzte die Gruppe „Hocus Pocus“ der niederländischen Progressiv-Rock-Band Focus entgegen, einen Song, der sich durch Jodel- und Schreipassagen auszeichnet und A-Capella zu einer fröhlich-abgedrehten Volksmusik-Nummer mutiert. „Warum mussten wir das Lied nehmen?“, fragte sich Devens mitten im Song.

Nach „Sledgehammer“ verließen alle bis auf den Frontmann die Bühne. Er stimmte „Tom’s Diner“ von Suzanne Vega an und überließ dem Publikum die „Do Do Do“-Passagen. „Toll – Lied kaputt“, schimpfe er, als die Gäste einmal falsch ansetzten. Nach zwei Zugaben ging der abenteuerliche Abend mit „Love of my life“ von Queen zu Ende.