Siegen. . Während der Siegener Rat die Entscheidung, ob die Stadt sich eine Fußgängerbrücke vom Bahnhof zum Fischbacherberg schenken lassen soll, auf eine Sondersitzung am kommenden Dienstag vertagte, wurde im Kreishaus Klartext gesprochen: Dort tagte die Verbandsversammlung des Zweckverbands Personennahverkehr (ZWS), der den sonst von der Stadt zu zahlenden Eigenanteil von bis zu einer Million Euro übernehmen will.

Die Bahn plant — Stichwort: „Modernisierungsoffensive“ – den barrierefreien Zugang zum Mittelbahnsteig. Dabei soll der Weg von Gleis 1 zu Gleis 3, 4, 54 und 55 nicht durch eine Unter-, sondern über eine Überführung führen. Nicht nur wegen der Kosten, sondern auch aus „allgemeinen Sicherheitsüberlegungen“, wie es in der Siegener Ratsvorlage heißt: Die Unterführung ist ein „Angstraum“.

Bei dieser Bahn-Planung spielt die Stadt keine Rolle. Wohl aber bei der weiterführenden Idee, die Brücke von Bahnsteig 3 bis zur Fischbacherberg-Seite zu verlängern, wo ein Zugang für die Benutzer der Parkplätze und der Berufskollegiaten zum Bahnhof geschaffen würde. Denn diese Fortsetzung finanziert die Bahn AG nicht.

Mit dem Wunsch, noch einmal die Alternative einer Unterführung zu prüfen, würde die Stadt Siegen beim ZWS auf Granit beißen. Landrat Paul Breuer, Vorsitzender der Verbandsversammlung, und der Olper Landrat Frank Beckehoff, Vorsteher des ZWS, machten in der Verbandsversammlung keinen Hehl aus ihrer Verärgerung über die Siegener Diskussion.

Eigentlich wollte der ZWS am heutigen Freitag die 84 000 Euro Planungskosten freigeben. Jetzt hat er sich gegenüber dem Nahverkehr Westfalen-Lippe, über dessen Etat das Vorhaben abgewickelt wird, und der Bahn noch eine Verlängerung ausbedungen — bis zum Tag der Siegener Ratssitzung.

Eigentlich hatte die Verwaltung das Thema schon auf die Tagesordnung der Ratssitzung am Mittwoch bringen wollen. Dagegen regte sich aber Widerstand. Michael Groß (Grüne) sah „mehr Beratungsbedarf“. Hans-Günter Bertelmann (UWG) befürwortete die Diskussion, „ich hätte mir aber auch mehr Zeit gewünscht.“ Martin Gräbener (Linke) nannte das kurzfristige Auftauchen der Vorlage „überfallartig“, und wollte wissen, wieso vorab „nicht wenigstens die Fraktionsvorsitzenden“ zusammengerufen worden seien.

„Hier geht es nicht um Durchpeitschen – hier geht es um das Wohl dieser Stadt“, sagte ein spürbar erregter Bürgermeister Steffen Mues. „Ich hielte es für grob fahrlässig, wenn wir darüber jetzt nicht diskutieren.“ Nicht minder angespannt reagierte Ute Höpfner-Diezemann (CDU): Die sich aktuell eröffnenden Möglichkeiten seien „ein Geschenk“. Allein: Die Zeit drängt.

„Der ZWS wird keinen Planungsauftrag vergeben, wenn wir nicht die Sicherheit haben, dass die Stadt Siegen dahintersteht“, erklärt ZWS-Geschäftsführer Günter Padt. „Wenn nicht, dann ist der Zug abgefahren. Die Million für Siegen ist dann definitiv weg.“ Die Bahn AG würde dann ihre „Modernisierungsoffensive“ nach Plan verwirklichen: Aufzüge, Beleuchtung, Überdachung, Lautsprecher, Beschilderung, Anhebung der Bahnsteige – und die Überführung von Gleis 1 nach Gleis 3.

Losgelöst vom Bahnhofs-Neubau

„Völlig losgelöst davon“, so die Ratsvorlage der Siegener Verwaltung, müssten der geplante Neubau des Bahnhofsgebäudes und eines Parkhauses betrachtet werden. Sollten sich Stadt, Bahn und Investor nicht rechtzeitig einigen, müsse die Modernisierung der „Verkehrsstation“ (die jenseits des Empfangsgebäudes beginnt) vorgezogen werden, „um diese einmalige Chance nicht zu verpassen.“