Siegen/Hagen. . Als landesweit erste Kammer plant die IHK Siegen eine regionale Ausbilder-Akademie. Mit einem neuen, dreistufigen Fortbildungskonzept soll dabei die Rolle der Ausbilder im Betrieb gestärkt werden. Für die geplanten Prüfungen zum „Ausbildungspraktiker“, „Ausbildungsspezialisten“ und „Ausbildungsexperten“ sollen auch Qualifizierungen aus ehrenamtlicher Tätigkeit angerechnet werden.

Die Weiterbildung der betrieblichen Ausbilder soll in den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein auf komplett neue Füße gestellt werden. Mit ihrer „Regionalen Ausbilder-Akademie“ will die Industrie- und Handelskammer Siegen die Rolle der Ausbilder in den Betrieben stärken und damit auch dem drohenden Fachkräftemangel entgegenwirken. Es ist ein landesweit bisher einzigartiges Pilotprojekt, das Anfang kommenden Jahres starten soll.

In dem dreistufigen Fortbildungskonzept sollen Ausbilder bei der Kammer künftig die Prüfungen zum „Ausbildungspraktiker“, „Ausbildungsspezialisten“ und schließlich zum „Ausbildungsexperten“ ablegen können. Zugangsvoraussetzung dafür sind anders als bisher üblich keine langen, aufwändigen Lehrgänge, sondern der Nachweis ganz unterschiedlicher, kleiner Fortbildungsbausteine - im Wesentlichen „die Anerkennung sämtlicher Qualifizierungen, die der Ausbilder ohnehin schon geleistet hat“, erklärt Klaus Gräbener, für Aus- und Weiterbildung zuständiger Geschäftsführer der IHK Siegen. „Es ist der Versuch, die Ausbilderqualifizierung zu systematisieren. Wir schaffen damit das Dach für ein breit angelegtes Zertifizierungssystem.“

Der Clou: Neben beispielsweise dem CNC-Lehrgang und dem Führungstechnik-Seminar können auch Fähigkeitsnachweise aus dem ehrenamtlichen Bereich, wie etwa in Prüfungsgremien, in der kirchlichen oder kommunalen Jugendarbeit, bei der Feuerwehr oder dem Technischen Hilfswerk durch den Prüfungsausschuss der Kammer anerkannt werden. „Solange es inhaltlich passt“, verdeutlicht Gräbener: „Der Bezug zur Ausbildung muss erkennbar sein.“

Für die Berechtigung, als Ausbilder arbeiten zu dürfen, braucht es neben der fachlichen Ausbildung die erfolgreiche absolvierte Ausbilderprüfung nach einem Standardlehrgang von bis zu 120 Stunden. „Aber wenn Ausbilder sich fortbilden wollen, dann gibt es bundesweit bisher eigentlich wenig“, weiß Gräbener. Einzig den 500 Stunden langen Lehrgang zum Berufs- und Arbeitspädagogen, der aber nur sehr schlecht wahrgenommen werde.

„Dieses starre Curriculum wollen wir durchbrechen.“ Durch die ganz unterschiedlichen Seminarmodule für das dreistufige Prüfungskonzept werde die Ausbildung der Ausbilder erheblich flexibler, so Gräbener. Ein großer Vorteil, denn: „Der Unterschied in der Ausbildung bei einem kleinen Betrieb oder einem Großunternehmen wie SMS ist ja erheblich.“ Und Ausbilder, die am Ende ihrer Fortbildungen das Zertifikat zum Ausbildungsexperten in der Hand halten, haben sogar die Berechtigung zu einem Hochschulstudium. „Ein schöner Nebeneffekt“, so Gräbener, weil damit zugleich der nötige Nachweis von 400 Weiterbildungsstunden erbracht werde.

Das hauptsächliche Ziel besteht darin, erbrachte Ausbilder-Leistungen anzuerkennen und nachvollziehbar zu machen, erläutert Sabine Bechtheim vom Berufsbildungszentrum der IHK Siegen. Dass es im Ausbildungsbereich von Betrieb zu Betrieb große Unterschiede gibt, bestätigt Klaus Gräbener: „Von durchorganisiert bis unorganisiert.“ Weil aber die Ausbildung komplexer werde, müsse „der Stellenwert der Ausbilder im Betrieb erhöht werden“. So werde es auch für die Betriebe leichter, leistungsfähige Leute anzuwerben. „Wir brauchen eine Professionalisierung des Ausbilderpersonals“, sagte Gräbener mit Blick auf den absehbaren Fachkräftemangel. „Firmen, die Personalentwicklung nebenbei betreiben wollen, werden Schiffbruch erleiden.“

Die Gewerkschaften sind mit im Boot. „Die IG Metall war sofort überzeugt“, berichtet Gräbener. Und auch der DGB-Kreisvorsitzende Werner Leis zeigte sich angetan: Die betriebliche Ausbildungsarbeit werde in den kommenden Jahren an Stellenwert gewinnen. „Wir sind daher vom Grundsatz der Ausbilder-Akademie überzeugt“, sagte Leis. Gut ausgebildeter Nachwuchs setze hervorragende Ausbilder voraus - hierzu könne die Akademie einen Beitrag leisten.

Im Oktober will der Berufsbildungsausschuss der Siegener Kammer die Rechtsvorschrift für die Ausbilder-Akademie verabschieden, und im ersten Quartal 2013 soll das Projekt starten. Gräbener: „Ich bin zuversichtlich, dass wir das zum Laufen bringen.“