Siegen-Weidenau. Von der Bildungskatastrophe zur Gesamthochschule in der Stadt Hüttental bis hin zur Universität Siegen. Prof. Dr. Artur Woll blickte am Donnerstag im Hörsaal des Paul-Bonatz-Campus auf die vergangenen 40 Jahre zurück. Vier Jahrzehnte, in denen sich für die Hochschule auf dem Haardter Berg viel verändert hat. Vor rund 400 Gästen sprachen außer ihm der NRW-Umweltminister Johannes Remmel und der aktuelle Rektor der Hochschule Prof. Holger Burckhart. Auf dem Symposium zum runden Geburtstag der Uni und präsentierten sie Festschrift „Die Gründung und ihre Gründer“.

„Alles ging rasant, um nicht zu sagen hektisch vor sich“, erinnert sich Prof. Woll an das Jahr 1972, als das Land NRW beschloss, vier Gesamthochschulen einzurichten. Die Diskussion um die Bildungskatastrophe in den 50er Jahren – damals hatten nur fünf Prozent eines Jahrganges eine Studienberechtigung – hatte den Stein ins Rollen gebracht und die Hürden für Neugründungen wurden gesenkt. Anfang Juni 1972 trat das Landesgesetz in Kraft, das im September zur Gründung der integrierten Gesamthochschule im Siegerland führen sollte. Prof. Woll, der Anfangs nur als Dozent nach Siegen berufen werden sollte, erhielt kurz vor der Feier, das Angebot Rektor zu werden – der dafür Vorgesehene war abgesprungen. Für die Gründungsphase wollte er bleiben – „tatsächlich dauerte meine Zeit als Rektor in Siegen elf Jahre“. Die ersten drei genau genommen in der Stadt Hüttental. Denn Siegen, zu dem damals Weidenau und Geisweid nicht zählten, konnte keinen Standort anbieten. Der Hüttentaler Bürgermeister Hans-Georg Vitt überredete Wissenschaftsminister Johannes Rau, „Siegen“ aus dem Namen zu streichen.

Integrierte Gesamthochschule Hüttental lautete die offizielle Bezeichnung. „Eine Stadt, an die heute nur noch eine autobahnähnliche Straße erinnert“, stellt Woll fest. Sie wurde 1975 Siegen angeschlossen. 7 300 Studienplätze seien geplant gewesen und keine großen Hörsäle. „Die Studenten sollten in kleinen Gruppen lernen.“ Lediglich am heutigen Adolf-Reichwein-Campus und im Paul-Bonatz-Bau habe es große Räume gegeben. Im letzteren stand er während seiner Ansprache. Ab Mitte der 70er Jahre seien die Hochschulen überlaufen gewesen, aber nicht mehr ausgebaut worden, bedauert Woll. „24 000 Professoren gibt es heute deutschlandweit“, so der Gründungsrektor. 1972 seien es rund 22 000 gewesen. Die Berechtigungsquote der Studierenden ist hingegen von 5 auf 45 Prozent gestiegen.