Siegen. .
Orientierungslose Fahrradfahrer, gemeingefährliche Randalierer, hemmungslose Rüpel. Wer zu viel Alkohol intus hat, verliert häufig die Kontrolle – und sorgt für Skurriles und teilweise auch Handfestes. Die Folge: ein Aufenthalt im Krankenhaus.
Insbesondere Jugendliche landen immer häufiger in der Notaufnahme. Die DRK-Kinderklinik auf dem Wellersberg etwa verzeichnet inzwischen pro Jahr rund 60 junge Patienten, die wegen Alkoholmissbrauchs eingeliefert werden.
„Mädchen haben aufgeholt“, erläutert Krankenhaus-Sprecherin Bettina Kowatsch. Seien es bis vor wenigen Jahren fast ausschließlich besinnungslose Jungs gewesen, um die sich Ärzte, Pfleger und Schwestern hätten kümmern müssen, landeten nun immer häufiger Mädchen und junge Frauen auf der Intensivstation.
Nicht nur Trinker leiden
Doch gleich, ob männlich, ob weiblich, schnapsbedingte Aussetzer bleiben in den meisten Fällen entwürdigend. „Vielen unserer jungen Alkoholpatienten müssen wir Windeln anziehen“, schildert Bettina Kowatsch Szenen einer Ausnüchterung. Totaler Kontrollverlust.
Eltern übrigens, die nicht mehr weiter wissen, werden an zuständige Stellen vermittelt. „Halt“ etwa ist ein deutschlandweites Präventionsprojekt, das gleich auf zweifache Art aktiv werden will. Es setzt einerseits auf individueller Ebene an und bietet persönliche Hilfe für junge Betroffene. Auf der anderen Seite nimmt es auf kommunaler Ebene zum Beispiel die Umsetzung des Jugendschutzgesetzes in den Blick.
Dass jedoch nicht nur der Trinker selbst unter den Folgen von Alkoholmissbrauch zu leiden hat, weiß die Polizei. Ein Freudenberger etwa, der sich nach Polizeiangaben vor Kurzem gefährlich nah an die Zwei-Promille-Grenze gesoffen hatte, sorgte gleich für drei Einsätze. Das Ergebnis: zwei zum Teil erheblich verletzte Polizisten, ein angegriffener Arzt.
Wenige Tage später attackierte ein 37-Jähriger, ebenfalls stark angetrunken, zwei Polizisten – und verletzte auch diese Beamten. Mit „extremer Aggressivität“ habe der Mann sie angegriffen. Selbst Pfefferspray blieb ohne Wirkung .
„Wenn wir innerhalb einer Woche vier verletzte Kollegen beklagen müssen, nur weil einige Menschen ihren Alkoholkonsum offenbar nicht im Griff haben, dann ist das nicht akzeptabel“, sagt Polizeidirektor Franz-Josef Hahmann. Eltern könne er nur dringend raten, „mit ihrem Nachwuchs immer wieder das Thema Alkohol und natürlich auch Drogen insgesamt anzusprechen“. Man müsse mit den Kindern immer im Gespräch bleiben und ihnen dabei klar machen, das Alkohol und Drogen enthemmende Wirkung haben – „und mitunter zu fatalen Folgen führen können.“