Siegen.

Mit einer Schreckschusspistole, einer sogenannten PTB-Waffe, löste am Sonntag ein 25-jähriger Betzdorfer einen Großeinsatz in Siegen aus.

Nach einem Gottesdienst, gegen 12.15 Uhr, weigerte er sich, die Nikolaikirche zu verlassen, zog die Waffe und richtete sie auf den Küster. Dieser floh und verständigte die Polizei. Erst gegen 17 Uhr stürmte ein Sondereinsatzkommando die Kirche am Kornmarkt und überwältigte den Mann. Nun wird der offenbar verwirrte Täter in einem Siegener Krankenhaus behandelt.

„Das Problem ist, dass sich die Pistole auf Anhieb nicht von einer scharfen Waffe unterscheiden lässt“, so ein Polizeisprecher. Und der Mann hatte mehrfach in der Kirche Schüsse abgegeben.

„Kirche war ein zufällig gewählter Ort“

Die Oberstadt wurde gesperrt, ein Restaurant und mehrere Wohnungen evakuiert. Der junge Rheinland-Pfälzer zeigte sich auch an einem Kirchenfenster und brüllte die Polizisten an. Auf die Kontaktversuche des polizeilichen Unterhändlers reagierte er über lange Zeit hingegen nicht. Während des Einsatzes wurde niemand verletzt. Lediglich die Kirchentür wurde in Mitleidenschaft gezogen.

„Die Kirche war ein zufällig gewählter Ort“, so der Sprecher. Der Mann hätte die Schreckschusspistole auch in der Fußgängerzone ziehen können. Von einer religiösen oder politischen Motivation des offenbar labilen Betzdorfers gehe man nicht aus. Wie und warum der 25-jährige Betzdorfer in die Siegener Kirche am Kornmarkt kam, sei noch unklar. Nach seinem aktuellen Aufenthalt in der Psychiatrie muss die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob der Mann unter anderem wegen Bedrohung und Verstoßes gegen das Waffengesetz angeklagt werden kann. Es ist innerhalb von kurzer Zeit bereits der zweite Großeinsatz mit Sondereinsatzkommando in der Siegener Innenstadt. Vor knapp zwei Wochen hatte sich ein 27-Jähriger mit mehreren scharfen Waffen in seiner Wohnung in der Charlottenstraße verschanzt. Auch er hatte Schüsse abgegeben und war nach vielen Stunden festgenommen worden.