Siegen. .
„Ich habe Scheiße gebaut. Ich habe meine Freundin abgestochen, sie liegt tot am Bahnhof“, soll der Angeklagte gesagt haben – am 16. Juni 2011. Gute acht Wochen vor der Bluttat in der Siegener Bahnhofsunterführung erzählte er der Tochter seines Vermieters in Lahnstein eine erschreckend ähnliche Geschichte. „Nur aus Spaß. Ich wollte mal sehen, wie du reagierst“, habe er nach ein paar Minuten gesagt, berichtete die junge Frau (17) gestern vor dem Siegener Schwurgericht.
Er habe sie am späten Abend angerufen und allein sprechen wollen, ihr dann die Geschichte vor dem Haus erzählt. Mehrfach habe sich der Angeklagte vor einem vorbeifahrenden Polizeiwagen verborgen und damit die Geschichte für sie noch überzeugender gemacht. Sie habe ihm geglaubt, zumal das spätere Opfer ihr mehrfach erzählt hatte, sie sei von ihm „grün und blau geschlagen“ worden. Als der 22-Jährige Ende April in das Vierfamilienhaus einzog, hatte sie ihn „eigentlich ganz nett“ gefunden und sich mit ihm angefreundet. Misstrauen kam auf, als der Mann bei einem Grillabend wissen wollte, ob er seine Freundin lieber mit einem Messer oder Säure umbringen sollte. Ein Nachbar habe über einen Säureunfall in dem Chemiebetrieb berichtet, in dem er arbeitete: „Da sagte der Angeklagte, er wolle ihr Säure ins Gesicht schütten, damit kein anderer Mann sie jemals kriegen soll.“
Schwester und Mutter vernommen
Der Stiefvater der Zeugin hatte dem Angeklagten im April 2011 die Wohnung vermietet, schätzte ihn anfangs als „zuvorkommend und freundlich ein“. Er habe erzählt, für sich und seine Familie etwas aufbauen zu wollen, sagte der ehemalige Vermieter. Als sich andere Mieter allerdings über ständigen Lärm und Radau beschwerten und er von den Mordgeschichten hörte, sprach der Polizeibeamte die fristlose Kündigung aus. Der Angeklagte antwortete mit einer Entschuldigung.
Am fünften Verhandlungstag wurden unter anderem auch die jüngere Schwester und die Mutter des Opfers vernommen. Sie habe einen „Superkontakt“ zur Toten gehabt, „wir haben uns alles erzählt“, sagte die 17-jährige Schwester. Die Getötete habe immer wieder von Gewalt berichtet und ihr blaue Flecken gezeigt, wenn sie von dem Angeklagten zurückgekommen sei. Der Angeklagte sei sehr kontrollierend gewesen, ihre Tochter habe das alles akzeptiert. „Irgendwann liegst Du irgendwo tot und das Kind ist weg“, habe sie mehrfach gewarnt.