Siegen. .
Das Szenario ist grotesk und kann seit gut einem Jahr immer wieder besichtigt werden: Der Rhein-Sieg-Express (RSX) rollt aus Köln auf Gleis 54 ein, hält am Haltesignal. Während die Fahrgäste lossprinten, zieht der leere RSX an ihnen vorbei für eine gute Wagenlänge bis zum Prellbock. Die Reisenden, die die 200 Meter bis Gleis 3 geschafft haben, haben viel Zeit zum Verschnaufen. Der Anschluss nach Frankfurt ist weg.
Beim Umsteigen in Siegen zählt jede Minute. Warum der RSX dann nicht gleich bis zum Betriebsgebäude vorrollt, hinter dem Gleis 3 beginnt? „Das ist eine Rangierfahrstrecke“, hat Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbandes Personennahverkehr (ZWS) gelernt, „die ist im Stellwerk nicht drin.“ Und deshalb endet die Zugfahrstrecke (mit Fahrgästen) in gebührendem Abstand vor der Weiche, über die eine Lok vom Nachbargleis auf Kollisionskurs gehen könnte. Mit einer technischen Änderung im Stellwerk könnte die Einfahrt auf Gleis 54 verbessert werden. „Die Planungen laufen“, weiß Günter Padt.
Giersbergtunnelist Nadelöhr
Zur Minute 50 kommt der RSX aus Köln planmäßig an, zur Minute 54 fährt der RE 99 der Hessischen Landesbahn ab. Mehr als 35 Prozent der Züge aus Köln erreicht Siegen mit mehr als fünf Minuten Verspätung. Weil der lange Fußweg einige Minuten braucht, ist im Schnitt jeder dritte Anschlusszug weg. Denn der RE 99 wartet nicht länger als drei Minuten – der Gegenzug wartet vor dem eingleisigen Giersbergtunnel. Mit Umsteigern nach Köln und Aachen...
Im September war das besser. Zwei Wochen lang wurde der RSX auf Gleis 55 umgeleitet. „Am selben Bahnsteig gegenüber“, wie es so schön heißt, trafen die Fahrgäste auf ihre Hessenbahn. Das funktionierte gut und hätte so bleiben können – wenn nicht deshalb jeden Tag 15 Güterzüge hätten warten müssen. Hausgemacht kommt ein Problem am frühen Morgen hinzu: Seit dem Fahrplanwechsel erreichen Reisende aus Bad Berleburg und Betzdorf den 6.02-Uhr-Zug nach Frankfurt nicht mehr. Der fährt nämlich nun schon um 5.56 Uhr ab.