Freudenberg-Niederholzklau. .

Die „Dependance“ des Freudenberger Rathauses im kleinsten Dorf des Siegerlandes war jetzt Schauplatz für die Geschichte, wie der vermutlich älteste Bewohners des Siegerlandes gerettet werden konnte.

Alfred Becker, Prof. Jan Lelley, Arnold Irle und Heinrich Wolfsperger stellten im Niederholzklauer „Rathaus“ das Buch „Die Bärenwaldeiche bei Niederholzklau“ vor. Was als Titel so sachlich daherkommt, birgt eine spannende Geschichte. Die Bäreneiche ist zusammen mit der Dicken Buche bei Krombach und der Buchenallee im Tiergarten eines der bedeutendsten Naturdenkmäler im Siegerland. Mehrfach in den vergangenen Jahrzehnten konnte der etwa 700 Jahre alte Baum so eben noch vor dem Fällen bewahrt werden.

Günstiger Standort lässt den Baum leben

Dass der Baum überhaupt so alt werden konnte, hat mehrere Gründe. Er steht in einer sehr günstigen Gegend, in der er gut mit Wasser versorgt werden konnte. Und: Das Waldstück, in dem die Bäreneiche zuhause ist, gehörte zum Keppelschen Hohgewäld, der hauptsächlich zur Gewinnung von Bauholz diente. Zudem könnte sie auch Grenzbaum zwischen Nieder- und Oberholzklau gewesen sein.

Hatten die Menschen den Baum noch in Ruhe gelassen, wäre 1990 um ein Haar das Ende in Form eines Blitzschlages gekommen. Der 31 Meter hohe Baum verlor einen 20 Meter langen Rindenstreifen. In der Blitzschlagswunde siedelten sich Holz zersetzende Pilze an. Ein von der Kreisverwaltung bestellter Gutachter schlug vor, die Eiche in Würde sterben zu lassen und den Baum aus dem Schutz zu entlassen.

Pilzkur als Rettung
nach Blitzschlag

Dem widersprach das Forstamt Siegen Nord. Gemeinsam mit der Versuchsanstalt für Pilzanbau in Krefeld begannen die Förster, Totholz aus dem Kronenbereich herauszuschneiden, die losen Rindenteile zu entfernen und zehn junge Buchen, neun Eichen und eine Birke rund um die Eiche zu pflanzen.

Deren Wurzelwerk war mit den Sporen des Kahlen Kremplings geimpft, eines Pilzes, mit dem Eichen in Symbiose leben. Der Pilz tat in der Folge, was von ihm erwartet wurde: Er versorgte die Bäreneiche mit Wasser und Nährstoffen, der Baum begann sich zu erholen. Prof. Lelley, Mitautor des Buches glaubt: Heute ist der Baum so weit, dass er die heutigen menschlichen Bewohner des Siegerlandes überleben kann.

Und die zweite, auch überregional bedeutsame Erkenntnis: Nicht jeder Baum, der schwer kränkelt, muss abgeschnitten werden – viele gerade denkmalwürdige Bäume lassen sich mit der Pilzkur noch retten.

Mit welchen Methoden und welchen Kontrollmethoden – das wird in dem Buch dokumentiert, das jetzt im Buchhandel erhältlich ist.