Siegen. . Nach dem Mord an einer jungen Frau im Siegener Hauptbahnhof ist Haftbefehl gegen einen 21-jährigen Mann erlassen worden. Nach Angaben der Polizei legte er ein Geständnis ab. Die mutmaßliche Tatwaffe wurde bei ihm gefunden.
Strahlender Sonnenschein, eine ausgelassene CSD-Party, tausende flanierende und einkaufende Menschen. Schöner kann ein Feriensamstag in Siegen nicht sein. Umso geschockter zeigten sich die Menschen, als sie von der schrecklichen Bluttat im Hauptbahnhof hörten.
Eine junge Frau war dort gegen 17.45 Uhr in der Unterführung zum Mittelbahnsteig erstochen worden. Der blutverschmierte mutmaßliche Täter floh mit einem Baby auf dem Arm in Richtung Innenstadt. Dass es sich dabei um ein Beziehungsdrama handelt, wussten die zahlreichen Menschen zu dem Zeitpunkt nicht, die auf der Schwulen- und Lesbenparty auf dem Maria-Rubens-Platz spontan eine Schweigeminute für das erst 18-jährige Opfer aus Rheinland-Pfalz abhielten.
Täter gibt sein Baby in einer Moschee ab
Der erst 21-jährige Flüchtende wurde nur 20 Minuten nach der Tat gefasst: Möglich war dies nur auf Grund vieler Zeugenaussagen, die die Beamten schnell auf seine Spur brachten. Einige hatten vom Bahnhof aus die Verfolgung aufgenommen. Seine Flucht hatte den Mann auch an einer Moschee im Bereich der Frankfurter Straße vorbeigeführt. Dort gab der Mann sein nur sechs Monate altes Kind ab und flüchtete weiter zu Fuß.
Der Säugling blieb unverletzt, kam aber vorsorglich ins Krankenhaus. Couragierte Männer aus der Moschee nahmen daraufhin ebenfalls zu Fuß die Verfolgung des 21-Jährigen auf. Einer Streifenwagenbesatzung der Wache Siegen gelang es schließlich, den Flüchtenden im Bereich „Flurenwende“ festzunehmen.
Wiederum waren der Polizei dabei mehrere Passanten äußerst hilfreich. Die Ermittlungsbehörden bedanken sich in diesem Zusammenhang ausdrücklich bei den ungewöhnlich vielen couragierten Helfern und Zeugen. Dank deren tatkräftiger Mithilfe wurde die Polizei in die Lage versetzt, den Tatverdächtigen bereits nach so kurzer Zeit nach dem Gewaltdelikt festnehmen zu können.
Keine Parallelen
Bei vielen Passanten kamen sofort die Erinnerungen an den brutalen Sexualmord an einer 32-jährigen Mutter in der Siegener Heeserstraße im April 2007 hoch. Der Täter konnte trotz intensivster Fahndungsmaßnahmen und DNA-Tests nicht gefasst werden. Allerdings gibt es dazu keine Parallelen.
Am Sonntag Nachmittag wurde Haftbefehl wegen Mordes gegen den Mann erlassen. Nach Angaben der Polizei legte er ein Geständnis ab. Die mutmaßliche Tatwaffe - ein Messer - war bei seiner Festnahme bei ihm gefunden worden.
Eifersucht könnte das Tatmotiv sein
Unklar ist allerdings noch die Motivation der Bluttat: Zum Tatmotiv des 21-Jährigen könne derzeit gesagt werden, dass es sich vermutlich um ein Beziehungsdrama handele, bei dem es wahrscheinlich um den Umgang mit dem kleinen Kind ging, teilte Baron von Grotthuss, Kapitaldezernent der Staatsanwaltschaft Siegen, am Sonntag mit. Möglicherweise dürfte auch Eifersucht seitens des 21-Jährigen eine Rolle gespielt haben, ergänzt Thomas Hauck von der für Siegen zuständigen Mordkommission des Polizeipräsidiums in Hagen.
Wegen der umfangreichen Ermittlungs- und Beweissicherungsarbeiten musste die Bahnhofspassage bis in die Nacht hinein gesperrt werden. Die Bahnreisenden mussten, begleitet von Sicherheitspersonal, in Höhe der Citygalerie über die Gleisanlagen geführt werden, weil das Nadelöhr – die Unterführung – gesperrt bleiben musste. Erst gegen Mitternacht, sechs Stunden nach der Tat, wurde der Leichnam abtransportiert. Die Ermittlungen dauern an.