Siegen. .

Die Straßen können das Aufkommen von Güterverkehr nicht mehr verkraften und die Schiene bietet keine Alternative. Das ist das Ergebnis einer Studie des Siegener Stadt- und Verkehrsplaners Professor Jürgen Steinbrecher, die die Industrie- und Handelskammern Siegen, Hagen, Lahn-Dill und Koblenz in Auftrag gegeben haben.

Die wissenschaftliche Arbeit soll „Impulse geben“, hofft Franz Josef Mockenhaupt, Hauptgeschäftsführer der IHK in Siegen, mit Blick auf die Zahlen: Die Industrieunternehmen in der Wirtschaftsregion Südwestfalen, Lahn-Dill und Altenkirchen, wie es der Wissenschaftler nennt, ist verantwortlich für rund 110 Millionen Tonnen Güterverkehr pro Jahr. 90 Prozent rollen über die Straße. Bis 2025 prognostiziert Steinbrecher eine jährliche Zunahme des Transportaufkommens von etwa einem Prozent.

Große Belastungen

Problem Nummer eins: Schon heute stoßen viele Straßen an ihre Kapazitätsgrenzen, heißt es in der Studie. Die A 45, die wichtigste Verbindung in die Region, sei in Teilen überlastet und nicht bedarfsgerecht ausgebaut.

Problem Nummer zwei: Die Schiene taugt derzeit nicht als Alternative. Es gebe zu wenig Güterbahnhöfe, Gleisanschlüsse und Ladegleise. Die Hauptschienenverkehrsverbindungen, die Ruhr-Sieg- und die Siegstrecke seien nur eingeschränkt für den Güterverkehr geeignet. Beispielsweise passten moderne Container nicht durch die viel zu engen Tunnel und es gebe viele eingleisige Abschnitte.

Für Jürgen Steinbrecher und seine Kollegen ergeben sich daraus zentrale Forderungen: Die A 45 muss durchgängig sechsspurig ausgebaut werden. Das würde jedoch rund 20 Jahre dauern – inklusive aller Einschränkungen. Brückensanierungen würden den Verkehr in den kommenden Jahren zusätzlich beeinträchtigen: „Da kommt noch einiges auf uns zu“, prophezeit der Verkehrsexperte.

Zudem müssen Ruhr-Sieg- und Siegstrecke an die Erfordernisse angepasst werden. Beide hätten überregionale Bedeutung im deutschen Schienennetz und seien für den Gütertransport in die großen Seehäfen, die fast ausschließlich Richtung Westen liegen, unerlässlich. Dazu gehöre jedoch auch ein Ausbau der Schieneninfrastruktur in der Fläche, betont der Professor. Die Zahl der Gleisanschlüsse und Ladegleise müsse erhöht oder zumindest gleich gehalten werden.

Kooperationen

Ebenso soll die Politik für Kooperationen über Landesgrenzen hinweg sorgen. „Niemand versteht, warum die HTS in Niederschelden aufhört und in Altenkirchen eine völlig andere Welt sein soll“, sagt Franz Josef Mockenhaupt.