Es gibt viel zu tun auf der Ginsberger Heide. Man möchte ja schon gern einmal herein in den finsteren Lastwagen, der in Wirklichkeit Frankensteins Schreckenskabinett ist. Für die Zehn-Minuten-Schau braucht man aber einen der wenigen Schlüssel.

Wer Kind ist, vergnügt sich mit Schaufeln und Förmchen im Riesen-Sandkasten, springt auf dem Trampolin, malt Bilder bei der Jugendkunstschule oder verwandelt Fichtenstämme in Gesichter. Im mobilen Klangmuseum auf 600 Quadratmetern Wiese sind seltsame Orgeln, Trommeln und Glockenspiele aufgebaut – da müssen die Kleinen sich gegen die Großen behaupten.

Im Gartenhauskarussell sind indes die Rollen klar verteilt: Nur die Kinder werden von der Gärtnerin mit der Lauchstange hereingewunken. Die Großen dürfen auf der Wippe wippen, die das Karussell antreibt, oder mit Milchkanne und Muscheltrommel an der Schubkarre Musik machen, solange der Sand aus der Sanduhr rinnt. „Der Hut war ein bisschen eng“, sagt die siebenjährige Leonie die in einem großen Kürbis mitgefahren ist.

Shiva Grings schlägt einen etwas raueren Ton an. „Na, hast du ein schönes Leben gehabt?“, fragt der Deutsch-Ire einen seiner jungen Zuschauer, der gleich mitspielen muss. Die meisten wissen, was ihnen auf der Heide blüht – und was sie von einem jonglierenden Komödianten verlangen können. „Das ist doof“, entscheidet ein Junge, als Shiva sich mit der Fackel hinstellt, die Freiheitsstatue spielt und die Flamme wieder erstickt. „JONGLIEREN MIT FEUER!!!“

Artistischer Kampf
gegen den Untergang

Den Lolli, den der Ministrant mit verschlagenem Grinsen dem kleinen Mädchen reicht, sollte das im wirklichen Leben besser nicht annehmen. Aber die kleinste mobile Kirche der Welt ist nicht echt, Priester und Ministrant sind Teil der belgischen „Compagnie d’Outre-Rue“. So großzügig, wie er Räucherkerzennebel und Weihwasserkaskaden über seine Schäfchen niedergehen lässt, so entschlossen ist der falsche Gottesmann in seinem Raubzug nach Bier und Fritten, die er allenfalls mit Ablasskärtchen bezahlt. „Ist das der Papst?“, fragt ein Jugendlicher den anderen. „So ungefähr“, antwortet der. Andere sind noch weniger sachkundig: „Sind das die Zeugen Jehovas?“ Aber es gibt tatsächlich auch irritierte, fast schon verärgerte Blicke und Bemerkungen: Nicht jeder Siegerländer lässt ungestraft über die Kirche spotten, schon gar nicht an Pfingsten.

Der Drache winkt und spuckt Feuer. „Ist das echtes Feuer?“, fragt ein kleiner, an diesem Nachmittag wohl auch schon misstrauisch gewordener Giller-Besucher. Stef Vetter aus Belgien führt das freundliche Fabelwesen über das Gelände, das so viele unerwartete Augenblicke bietet. Gerade droht ein Schiff im Sturm unterzugehen. Kapitän Flore und Seemann Silver balancieren auf dem 1,80 Meter hohen Stahlseil, das Bug und Heck des Zweimasters zusammenhält. So viel zu sehen...