Siegen. .

Für fast 40 Prozent der Siegener Schloss-, Wehr- und Stadtmauern sehen die Gutachter der Firma „HAZ Beratende Ingenieue“ rot. Mit der Signalfarbe hat das auf historische Bauwerke spezialisierte Büro in einer Übersichtskarte diejenigen Abschnitte der Mauern gekennzeichnet, an denen nach Schätzung der Experten in den kommenden zwei Jahren Sanierungsmaßnahmen dringend erforderlich sind.

Dr. Ulrich Huster stellte dem Bauausschuss am Montag beim Rundgang ums Schloss und in der anschließenden Sitzung die Ergebnisse des Kurzgutachtens vor, das das Unternehmen mit Hauptsitz in Kassel im Auftrag der Stadt Siegen angefertigt hat.

Insgesamt betrachteten die Fachleute an vier Tagen im Winter rund 1,7 Kilometer Mauerwerk mit einer Ansichtsfläche von etwas mehr als 12 000 Quadratmetern. Nur etwa 2400 Quadratmeter landeten in der „Ampelkartierung“ in der grünen Kategorie, für die innerhalb der kommenden zehn Jahre kein Sanierungsbedarf gesehen wird. Rund 5000 Quadratmeter sind gelb und somit der mittelfristigen Sanierungs-Priorität zugeordnet. Die Gesamtkosten für alle Maßnahmen schätzen die Ingenieure auf 7,6 Millionen Euro – wobei, wie es in der Vorlage heißt, eine Abweichung von plus/minus 30 Prozent einzukalkulieren sei.

Die Wiederherstellung des „Großen Krebses“, die mit rund 335 000 Euro zu Buche schlagen wird, ist in dieser Summe nicht enthalten. Aus dem Mauerwerk der Aussichtplattform im Schlosspark war Anfang Februar 2011 ein größeres Stück herausgebrochen, sie musste gesperrt werden. Der Vorfall war allerdings nicht der Stein des Anstoßes für das Gutachten. Dieses, so erklärte Dr. Huster im Bauausschuss, hatte die Stadt bereits im Sommer 2010 in Auftrag gegeben. Wegen des starken Bewuchses der Mauern mussten die Ingenieure bis zum Winter mit ihrer Betrachtung warten.

„Großer Krebs“ bleibt Extremfall

An 17 Stellen wurden bisher Sofortmaßnahmen notwendig, um beispielsweise durch Absperrungen wie auf dem Parkplatz Hasengarten die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Ein ähnliches Ereignis wie beim „Krebs“ sei zunächst aber nicht zu befürchten, wie Huster betonte, da dabei Frost eine große Rolle gespielt hatte. An vielen Stellen bestehe jedoch das Problem, dass Wasser in die – oft geneigten – Mauern laufe und unter anderem den Mörtel „entfestige“.

Der Bauaussschuss nahm den Sachstandsbericht zur Kenntnis und stimmte dafür, sich in einer neuen Vorlage mit weiteren Maßnahmen zu befassen. „Wir haben hier ein großes Projekt zu bewerkstelligen“, sagte der Vorsitzende Werner Schulte (CDU). Dabei sei neben allen technischen Fragen auch der Denkmalschutz im Blick zu behalten.