Siegen. Stefanie Weiß betreibt für ihren Modeladen „Storefolk“ in der Alten Poststraße einen hochwertigen Online-Shop. So groß ist der Aufwand.

Wer durch den Online-Shop von Stefanie Weiß scrollt, der könnte denken, dass er sich auf der Internetseite von H&M, Zalando oder anderen großen Modeketten befindet. In Wahrheit steckt dahinter jedoch das gerade einmal 140 Quadratmeter große Siegener Bekleidungsgeschäft „Storefolk Concept Store“ in der Alten Poststraße. Sonst kümmern sich ganze Abteilungen darum – die Inhaberin des kleinen Ladens hat ihn ganz allein aufgebaut. Für den zusätzlichen Aufwand ist sie ein großes Risiko eingegangen, das sich bis heute auszahlt.

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Der Siegener Einzelhandel zählt zu den kaufkräftigsten Standorten an Rhein und Ruhr und hat auch im vergangenen Jahr wieder die Shoppingmetropolen hinter sich gelassen. Die Corona-Pandemie ist jedoch vor allem für kleine Läden wie die in der Oberstadt zur Leidenszeit geworden. Mittendrin: Stefanie Weiß mit ihrem Storefolk Concept Store, der seit rund zwölf Jahren in der Alten Poststraße zuhause ist. Wie all ihre Konkurrenten muss auch die 49-Jährige in der Corona-Zeit kreativ werden und entschließt sich, einen Online-Shop aufzubauen.

Der Online-Shop des kleinen Bekleidungsgeschäftes Storefolk Concept Store in der Alten Poststraße in Siegen erinnert an große Modeketten.
Der Online-Shop des kleinen Bekleidungsgeschäftes Storefolk Concept Store in der Alten Poststraße in Siegen erinnert an große Modeketten. © Jan Kumpmann | Jan Kumpmann

Storefolk-Siegen: Online-Shop war einzige Chance, zu überleben

Von Mode und Taschen über Schuhe und Schmuck bis hin zu Wohndekoration: Alles ist auf der Seite von Storefolk in schickem Look zu finden. Was hübsch aussieht, bringt eine Menge Arbeit mit sich. „Ich wusste aus Erfahrung von meinem alten Kinderladen um den Aufwand. Ich wollte es gar nicht mehr machen, aber es war die einzige Chance“, sagt Stefanie Weiß über ihre Existenzangst während der Corona-Pandemie. Um mit ihrem Laden zu überleben, nimmt sie die Extra-Anstrengung in Kauf. Umsonst geht das Ganze natürlich auch nicht: Mit den Kosten für die Software und Gestaltung, Verpackungen und Versand geht die Siegenerin damals ein massives finanzielles Risiko ein.

Ich wollte es gar nicht mehr machen, aber es war die einzige Chance.
Stefanie Weiß, Betreiberin des Modeladens Storefolk Concept Store.

Seit 2020 können ihre Kunden einfach online Produkte kaufen und zu sich nach Hause bestellen oder auch per Klick reservieren und im Laden direkt anprobieren. So gehe das Einkaufserlebnis nicht komplett verloren. „Gerade im Damenbereich finden wir die persönliche Beratung so wichtig. Dass die Kunden kommen, dass sie als Persönlichkeit gesehen und wahrgenommen und dann typgerecht beraten werden. Das geht ja online alles gar nicht“, erklärt Stefanie Weiß. Auf diesem Weg schafft sie es, das stationäre Geschäft mit der digitalen Shoppingwelt zu verbinden und Reichweite aufzubauen, ohne den Kontakt von Angesicht zu Angesicht komplett zu verlieren.

Siegener Einzelhandel vor Ort weiterhin wichtig

Oft verbringt sie über den Feierabend hinaus aufgrund des Aufwandes Zeit im Home-Office. „Durch den Shop sitze ich jetzt viel mehr im Büro als dass ich das mache, was jemand tut, der ein Geschäft hat. Natürlich sitze ich lieber hier mit den Kunden im Laden.“ Sie sieht den Siegener Einzelhandel weiterhin als Lösung für das Problem, unpassende Kleidung aus dem Netz wieder zurückzuschicken. Während Corona hat sie ihren Kunden die reservierten Produkte an der Tür zum Anprobieren übergeben.

Seitdem die Siegerin Stefanie Weiß ihren Online-Shop hat, verbringt sie mehr Zeit vor dem Laptop als mit den Kunden in ihrem Storefolk Concept Store.
Seitdem die Siegerin Stefanie Weiß ihren Online-Shop hat, verbringt sie mehr Zeit vor dem Laptop als mit den Kunden in ihrem Storefolk Concept Store. © Jan Kumpmann | Jan Kumpmann

Anstatt alle neuen Artikel einfach nur in die Regale zu räumen, muss sie sie auch in ihrer Internetseite einpflegen. Kommt neue Ware, müssen alle Produkte, teilweise in Form von selbst geschossenen Bildern, der Seite hinzugefügt werden. Ausverkaufte Produkte muss sie selbst löschen. All das lässt ihr neben dem alltäglichen Betrieb vor Ort wenig Ruhe. Dem Online-Shop ein ansprechendes Aussehen zu verpassen, war für die teilgelernte Mediengestalterin kein Problem.

Siegenerin Stefanie Weiß: Eigenes Zuhause als Not-Lagerplatz für Storefolk

Der aufwendige Versand hingegen ergibt die größere Herausforderung, vor allem bei der hohen Nachfrage in der Pandemie. „Die Kartonagen müssen irgendwo gelagert werden und wir haben wenig Platz. Dann wirst du erfinderisch und lagerst sie zuhause im Keller“, sagt Stefanie Weiß schmunzelnd. Die alleinerziehende Mutter hat mittlerweile sogar ihr Hobby als erfolgreiche Distanztriathletin aufgegeben. Mit Blick auf ihre Online-Präsenz würde sie sich über mehr junges Personal zusätzlich zu ihren zwei älteren Mitarbeiterinnen als Hilfe freuen.

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„Du kannst natürlich niemals wirklich mit Zalando und Co. mithalten, aber mittlerweile besteht auch deutschlandweite Nachfrage. Letztens hatte ich eine Bestellung aus Wangeroge“, freut sich Stefanie Weiß. Mithilfe von mündlichem Weitergeben in der realen Welt und einer Instagram-Seite mit über 2.600 Followern in der digitalen macht sie Menschen auf ihren Shop aufmerksam. Bei allen laufenden Krisen kämpft auch sie jeden Monat aufs Neue ums Überleben. „Der Shop“, so sagt sie, „ist da aber eine große Hilfe.“ Das positive Feedback hält ihre Motivation hoch, weiter im Netz so präsent zu sein.