Hilchenbach. Rassistische Erfahrungen können seit Kurzem mit dem Integrationsteam der Stadt Hilchenbach per Brief geteilt werden.

Rassistische Aufkleber oder Nazi-Schmierereien tauchen immer öfter auf Stromkästen oder Straßenlaternen in Hilchenbach auf. Die Stadt möchte eine rassismus- und diskriminierungsarme Stadt werden. Dass das zunehmend schwieriger wird seitdem sich der rechtsextremistische „3. Weg“ in Hilchenbach breit gemacht haben, ist anzunehmen. Um sich ein Bild über die aktuelle Lage in Hilchenbach zu machen, hat die Stadt nun einen Meldekasten am Eingang des Rathauses platziert. Betroffene können ihre eigenen Erfahrungen anonym mit dem Integrationsteam teilen.

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Das Integrationsteam der Stadt vermittelt die Betroffenen bislang an eine Beratungsstelle. „Wir überlegen gerade, in Zukunft selber eine Beratung anzubieten. Gespräche über interne Schulungen laufen. Wir möchten uns erstmal mit dem Meldekasten einen Überblick über die Situation verschaffen“, sagt Integrationsbeauftragte Verena Simonazzi. Betroffene können aber auch jetzt schon das persönliche Gespräch zu den Mitarbeitenden des Integrationsteams suchen.

Hilchenbacher Woche gegen Rassismus: Kochabend schafft Begegnung

Mit dem Beginn der Internationalen Wochen gegen Rassismus hat die Stadt Hilchenbach ein Programm zu Themen, wie Rassismus, Menschenrechte und Diskriminierung, gestartet. Zum dritten Mal in Folge veranstaltet das Integrationsteam der Stadt Hilchenbach einen Internationalen Kochabend im Begegnungszentrum. Gleichzeitig fand eine Tür weiter, ein gemeinsames Fastenbrechen des Kinder- und Jugendbüro mit den Schülerinnen und Schülern der Carl-Kraemer Realschule statt.

v.l.: Verena Simonazzi,Farida N., Carola Freudenberg und Christin Lichter.
v.l.: Verena Simonazzi,Farida N., Carola Freudenberg und Christin Lichter. © Westfalenpost | Ronja Afflerbach

Farida N. (32) kommt aus Tadschikistan und ist seit zwei Jahren in Deutschland. Zehn Hilchenbacher sind zu ihrem Kochkurs gekommen, darunter auch zwei Geflüchtete aus Syrien. Auf der Speisekarte: „Shakarob“, frischer Salat mit Tomatenzwiebeln und Koriander, und „Manty“, Nudelteigtaschen mit Füllung. „Wir sind heute nur für das Schneiden der Zutaten zuständig und schauen Farida sonst über die Schulter“, sagt Ehrenamtlerin Carola Freudenberg. Bald wollen die Teilnehmenden die Rezepte nachkochen.

Farida N. aus Tadschikistan kocht Heimatgerichte im Hilchenbacher Begegnungszentrum.
Farida N. aus Tadschikistan kocht Heimatgerichte im Hilchenbacher Begegnungszentrum. © Westfalenpost | Ronja Afflerbach

Eine Tür weiter, steht das Essen schon auf dem Tisch. Heike Kühn von der Stadt Hilchenbach, zwei Sozialarbeiter und eine Lehrerin der Realschule sitzen mit den Schülerinnen und Schülern gemütlich beisammen. Achtklässlerin Christin Hüppen (16) freut sich über das Essen aus der orientalischen Küche. „Ich möchte gerne mal Köchin werden und interessiere mich sehr für Essen aus anderen Kulturen.“

Besonders queere Jugendliche werden ständig bedroht.
Heike Kühn - Sozialarbeiterin

Queere Beratung für Jugendliche in Hilchenbach: Präventation ist wichtig

Sozialarbeiterin Heike Kühn kennt die Sorgen der Jugendlichen in Hilchenbach. „Besonders queere Jugendliche werden ständig bedroht. Viele Jugendliche erzählen mir aber auch von vermehrten Anfeindungen über die Sozialen Medien.“ Der Jugendtreff bietet den Jugendlichen jeden Montag die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen. „Wir bieten einen Ort der Begegnung, einen Safe-Space für jeden. Hier ist nur Platz für eine vorurteilsfreie Sprache“, sagt die Sozialarbeiterin. Der Jugendtreff ist eine Art „Präventionszentrum“, so Heike Kühn. „Durch unser Angebot zeigen wir den Jugendlichen Perspektiven und Möglichkeiten auf. Wir schaffen Anlässe um Vorurteile abzubauen.“

Achtklässlerin Christin Hüppen steht mit ihren Mitschülerinnen und ihrer Lehrerin am Buffet.
Achtklässlerin Christin Hüppen steht mit ihren Mitschülerinnen und ihrer Lehrerin am Buffet. © Westfalenpost | Ronja Afflerbach

Unmittelbar nach der Woche gegen Rassismus findet am 6. April das Push-Festival in der Aula des Carl-Kraemer-Realschule in Hilchenbach statt. Obwohl Rock- und Metalmusik im Vordergrund steht, ist es den Veranstaltern jedes Jahr aufs neue wichtig, eine klare Botschaft gegen Rassismus und ungeliebte Gäste in Hilchenbach zu setzen. „Sponsoren sind unter anderem die „Respekt!Initiative“, „Siegen Nazifrei“ und der VVN-BdA“, erzählt Heike Kühn. Für Vertreter des „3. Weg“ bestand Hausverbot, das wird wohl dieses Jahr auch wieder so sein.

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