Siegen-Wittgenstein. Siegen-Wittgenstein belegt NRW-weit Spitzenposition: Nirgendwo ist es statistisch gesehen unwahrscheinlicher, an einem Unfall beteiligt zu sein.
Wenn es um Verkehrsunfälle geht, bleibt Siegen-Wittgenstein die sicherste Region in Nordrhein-Westfalen. Das betont Andreas Müller, als Landrat auch Leiter der Kreispolizeibehörde (KPB), am Montag, 18. März, bei der Vorstellung der Statistik für 2023. Schon 2022 war es mit Blick auf die Zahlen landesweit nirgendwo unwahrscheinlicher, in einen Unfall verwickelt zu werden. Generell belegt die KPB seit Jahren stets einen der vorderen Ränge.
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Auch die absoluten Zahlen sind gesunken. 9.202 Unfälle und 759 Verunglückte bedeuten im Vergleich zu 2022 einen Rückgang um 61 beziehungsweise 23 (-0,66 bzw. -3 Prozent). Gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 mit 10.113 Unfälle und 877 Verunglückten ist der Unterschied noch deutlicher. So schrecklich jeder Unfall für die jeweils Betroffenen sein mag: Mit Blick auf die Gesamtsituation richtet der Landrat „Dank an die Kolleginnen und Kollegen“ der KPB und „die Menschen in Siegen-Wittgenstein“ dafür, „dass es immer wieder zu Spitzenpositionierungen kommt“. Er unterstreicht allerdings auch, dass der Kreis sich selbstverständlich dem vom Land avisierten Ziel „Vision Zero“ anschließe: Die Zahl der Verkehrstoten soll möglichst bald auf Null sinken. In Siegen-Wittgenstein kamen im vergangenen Jahr zwei Menschen bei Unfällen ums Leben (im Vorjahr waren es sechs): Im Juni starb ein 34-Motorradfahrer nach einem Sturz auf der L 531 zwischen Neunkirchen und Eiserfeld, im November ein 21-Jähriger, der in einem Auto saß, das an der L 718 in Bad Laasphe gegen einen Baum prallte.
Siegen-Wittgenstein: Im Schnitt vier bis fünf Unfallfluchten pro Tag im Kreisgebiet
Steigerungen weist die Statistik 2023 wieder einmal bei den Unfallfluchten aus. 1.643 Fälle binnen zwölf Monaten bedeuten „vier bis fünf Unfallfluchten pro Tag“, sagt Holger Reitz, Leiter der Direktion Verkehr (2022: 1.575; 2021: 1.412). Die Aufklärungsquote lag bei diesem Delikt bei 40 Prozent und damit knapp unter den 41 Prozent des Jahres 2022. „Wichtig ist, dass uns Unfallfluchten sofort gemeldet werden, möglichst noch vom Unfallort“, betont Holger Reitz. Geschädigte sollten das Auto nicht bewegen, vor allem nicht erst nachhause oder zur Polizeiwache fahren, weil dies die Spurensuche sehr erschwere. Und selbstverständlich sollten sich auch Zeuginnen und Zeugen, die eine Unfallflucht beobachten, sofort an die Polizei wenden.
Eine Verschiebung ist der Statistik bei den verunglückten Fahrrad- und Pedelecfahrern zu sehen. 71 verletzte Radfahrer bedeuten in Relation zu 2022 einen Rückgang um etwa 15 Prozent (13 Personen weniger), 61 betroffene Pedelec-Fahrer hingegen eine Zunahme um rund 15 Prozent (acht Personen mehr). Der Trend zum Wechsel auf das E-Bike macht sie also auch hier bemerkbar. Zu beachten sei dabei, dass mit dieser Entwicklung auch eine Veränderung der Nutzergruppe einhergeht, wie Klaus Bunse, seit Ende Februar Abteilungsleiter der KPB Siegen-Wittgenstein und zuvor in entsprechender Position bei der KPB des Hochsauerlandkreises tätig, erklärt. Seien auf Fahrrädern früher gerade an den für die heimische Gegend typischen Bergstrecken tendeziell eher jüngere und aktivere Menschen unterwegs gewesen, würden E-Bikes auch von immer mehr älteren und/oder sportlich nicht ganz so versierten Leuten genutzt, die gerade an die mit oft nur vergleichsweise wenig Mühe zu erreichenden Geschwindigkeiten nicht gewöhnt seien.
Siegen: Cannabis-Legalisierung – Polizei befürchtet mehr Verkehrsteilnehmer unter Drogeneinfluss
Bei den Krad-Fahrerinnen und -Fahrern liegt die Zahl der Verunglückten mit 36 auf dem zweitniedrigsten Wert seit 2014. Nur 2021 rangierte mit 35 leicht darunter. Vor allem verglichen mit den Jahren 2015, 2016 und 2017 mit 74, 72 und noch einmal 72 Verletzten ist der Rückgang deutlich, und das, „obwohl wir eine Topografie haben, die Motorradfahrer anlockt“, so Holger Reitz. Letzteres ist allerdings auch der Grund dafür, dass sich die KPB des Themas seit vielen Jahren schon sehr engagiert annimmt und beispielsweise die in der Szene beliebten Strecken – von denen Siegen-Wittgenstein einige hat – immer wieder gezielt im Blick hat.
Wenn es um Unfälle mit wirklich schlimmem Ausgang geht, „ist aus unserer Sicht Geschwindigkeit immer noch Killer Nummer 1“, macht der Leiter der Direktion Verkehr klar. Bei den offiziell erfassten Ursachen für Unfälle mit Verletzten liegt „Geschwindigkeit“ mit 19 Prozent auf Platz 2 hinter „Fehler beim Abbiegen/Wenden/Rückwärtsfahren mit 25 Prozent und vor „Missachtung Vorfahrt/Vorrang“ mit 18 Prozent. „Alkohol“ mit 12 und „Drogen“ mit 3 bringen es gemeinsam auf 15 Prozent. „Diese Zahlen sind ziemlich gleichbleibend“, sagt Norbert Schellmann, Leiter Führungsstelle Verkehr, über Letzteres und verweist auf das allgemeine Konsumverhalten in der Gesellschaft. Angesichts der für 1. April beschlossenen Cannabis-Legalisierung „befürchte ich, dass die Zahlen steigen werden“. Ein anderer Faktor, der in diesem Kontext zu beachten sei, seien Medikamente: Die Menschen würden im Schnitt älter – und mit zunehmendem Alter erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit, dass Medikamente eingenommen werden müssen, die die Eignung vor allem zum Steuern motorisierter Fahrzeuge einschränken können.
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