Siegen. Wer in diesem Jahr noch keinen Praktikumsplatz hat, konnte auf der Ausbildungsmesse fündig werden. 90 Schüler sind der Einladung gefolgt.

Das Foyer im Concorde Hotel ist an diesem Montagmorgen gut gefüllt. Gäste des Hotels haben es nur schwer, sich ihren Weg durch die Schülermassen zu bannen. Rund 90 Schüler sind am Montagmorgen in das Concorde Hotel zu der Ausbildungsmesse der Dehoga gekommen. Hier möchten die Achtklässler und Achtklässlerinnen mehr zu den Berufen des Gastgewerbes erfahren. „Wir haben die Schüler gefragt, ob sie darauf Lust haben. Niemand muss mit“, erzählt Jens Sens (57), Lehrer an der Anita-Ruth-Faber-Sekundarschule in Netphen.

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Auf vier Etagen stellen sich insgesamt sechs Betriebe, das Berufskolleg Wittgenstein, das Berufskolleg AHS und die Arbeitsagentur Siegen vor. In interaktiven Workshops für jeweils 25 Minuten können die Schüler mehr über die Berufe des Gastgewerbes erfahren. Dazu reicht nicht mehr alleine eine Stimme oder eine Tafel. Vor allem die Berufskollege und die Arbeitsagentur setzen auf digitale Lernmöglichkeiten. So konnten Schüler bei der Station der Arbeitsagentur Siegen über VR-Brillen in diverse Berufe virtuell schlüpfen. Julie Linke (15) und Denis Rotheberger (14) von der Carl-Kraemer-Realschule in Hilchenbach wollen die VR-Brille gar nicht mehr hergeben. Denn es geht ihnen wie vielen: Sie wissen noch nicht, welche Ausbildung für sie infrage kommt. Gut, dass bald das Praktikum im Rahmen der Berufsfelderkundungstage ansteht.

Zwei Schüler der Carl-Kraemer-Realschule Hilchenbach lernen Berufe des Gastgewerbes über eine VR-Brille kennen. Eine Idee der Bundesagentur für Arbeit.
Zwei Schüler der Carl-Kraemer-Realschule Hilchenbach lernen Berufe des Gastgewerbes über eine VR-Brille kennen. Eine Idee der Bundesagentur für Arbeit. © Ronja Afflerbach | Ronja Afflerbach

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Der Organisator der Veranstaltung ist Lars Martin, der Dehoga Westfalen. „Der Ansturm ist wie im letzten Jahr enorm. Wir hoffen, wir können viele Schülerinnen und Schüler für einen Beruf im Gastgewerbe begeistern.“ Eine zweijährige Ausbildung als Fachkraft für Gastronomie ist besonders für Geflüchtete ein guter Einstieg, denn gute Deutschkenntnisse muss man dort nicht unbedingt mitbringen.

Bezahlung als Azubi ist attraktiver geworden

Nach zwei Jahren kann man dann eine Ausbildung als Fachkraft für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie dranhängen, so Martin. Bei der Station „Veranstaltungsplanung“ der Hotelkooperation „Die Sterne“ im Sauerland konnten die Schülerinnen und Schüler lernen, wie man Veranstaltungen plant.

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Doch am Montag sollte vor allem eine Schnellausbildung als „Hotelfachfrau/-fachmann“ im Fokus stehen, so Martin. Die Zahlen der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse im Kreis Siegen-Wittgenstein geht seit 2010 im Berufsfeld „Hotelfachmann/-frau“ stetig zurück. So waren es 2010 noch 40, 2023 nur 4 abgeschlossene Verträge, zeigt eine Studie der IHK Siegen. Hotelfachmann/-frau ist ein sehr guter Beruf, so Lars Martin. Die Bezahlung sei in den letzten Jahren viel attraktiver geworden. „Die Ausrede die Bezahlung sei zu wenig, zieht also nicht mehr.“

Meine Oma hatte einen großen Hofladen. Schon als ich klein war, habe ich dort mitgeholfen.
Christin Hüppen (16)

Sich für einen Beruf zu entscheiden, ist oftmals nicht so leicht. Doch für die Achtklässlerin Christin Hüppen (16) aus Hilchenbach war schon lange klar, dass sie Köchin werden möchte. „Meine Oma hatte einen großen Hofladen. Schon als ich klein war, habe ich dort mitgeholfen. In meiner Freizeit koche und backe ich total gerne.“ Nach Angaben der IHK Siegen nimmt auch die Zahl der Auszubildenden des Berufs der „Koch/Köchin“ im Kreis Siegen-Wittgenstein ab. 2018 waren es noch 20, 2023 nur noch 9.

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Der Fischer Catering Service führt die Schüler in der Küche des Concorde Hotels in die Aufgaben einer Köchin ein. Auf dem Menüplan stehen Lachs-Spinat-Wraps. Doch zu aller erst müssen die Hände gewaschen werden. Paula Eibach und Kasper Wrobel (beide 15) haben sichtlich Spaß daran.

Kochlöffel im Concorde Hotel schwingen

Auf anderen Workshops des Berufskollegs Allgemeingewerbe, Hauswirtschaft und Sozialpädagogik (AHS) lernen die Schüler auch, was gesunde Lebensmittel sind. Dafür nutzen die Achtklässler eine App und eine Ernährungsberaterin stellt gemeinsam mit ihnen eine Ernährungspyramide auf.

Paula Eibach und Kasper Wrobel von der Anita-Ruth-Faber-Sekundarschule in Netphen machen Wraps in der Küche des Concorde Hotels und haben ordentlich Spaß dabei.
Paula Eibach und Kasper Wrobel von der Anita-Ruth-Faber-Sekundarschule in Netphen machen Wraps in der Küche des Concorde Hotels und haben ordentlich Spaß dabei. © Ronja Afflerbach | Ronja Afflerbach

Cemile Tasbag (15) steht im Restaurant des Concorde Hotels. Hier lernt sie wie man die Tische deckt, aber eigentlich schaut sie die ganze Zeit rüber zur Bar, wo die Schüler ihren eigenen unalkoholischen Cocktails mixen und natürlich auch im Anschluss trinken können. Cemile will aber am liebsten am Empfang stehen. „Ich möchte gerne einen Bürojob später machen“.

Cemile Tasbag (15) möchte später mal am Empfang eines Hotels sitzen.
Cemile Tasbag (15) möchte später mal am Empfang eines Hotels sitzen. © Ronja Afflerbach | Ronja Afflerbach

Christin Hüppen (16) macht den Housekeeping-Workshop mit, dafür gehen zwei Mitarbeitende des Concorde Hotels mit den Schülern in ein Hotelzimmer. Dort müssen sie die Fehler im Zimmer aufspüren. Christin ist wieder froh, wenn sie aus dem Hotelzimmer raus ist und den Kochlöffel in der Hand hat.

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