Hilchenbach. Das Genehmigungsverfahren für Rothaarwind 2 ist auf der Zielgeraden. Der Ausbau der Windenergie in Hilchenbach ist damit nicht abgeschlossen.
Kaum wird Rothaarwind 2 nach immerhin zwölf Jahren Planungszeit konkret, kommt Rothaarwind 3 auf den Tisch: Dem Bauausschuss liegt die nächste Bauvoranfrage von Rothaarwind-Geschäftsführer Günter Pulte vor: Sieben Windräder, jetzt westlich des ersten Hilchenbacher Windparks auf der Lümke, zwischen Heinsberger und Rothenberger Straße, auf den Höhen von Addebach, Rothenberg, Wimberg, Schartenberg und Albaumer Höhe an der Grenze zu Brachthausen, jedes 285 Meter hoch.
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Wasserschutzzone könnte Hindernis sein
Eine Genehmigung ist mit dem Einvernehmen, das die Stadt Hilchenbach erklärt, noch lange nicht verbunden.. Die Entscheidung fällt beim Kreis, der wiederum Vorgaben der Regionalplanung zu beachten hat. Danach sollen, bis der neue Regionalplan 2025 in Kraft tritt, zunächst nur die darin vorgesehenen „Kernpotenzialflächen“ mit Windrädern bestückt werden. Dazu zählt der jetzt beantragte westliche Bereich nicht, obwohl ihn die Stadt Hilchenbach für den Regionalplan vorgeschlagen hatte. Das bedeutet aber nicht, dass die Anlagen nicht trotzdem genehmigt werden könnten – wenn die Stadt nichts dagegen hat. Hindernis könnte dagegen die Lage in der Wasserschutzzone 2 der Breitenbachtalsperre werden. Für die Bezirksregierung sei dies ein „Ausschlusskriterium“, so die Verwaltung. Andererseits liege aber auch der 2007 in Betrieb gegangene Bürgerwindpark Lümke in der Wasserschutzzone, womöglich ein „Präzedenzfall“, heißt es in der Vorlage. Direkt an die sieben Standorte grenzt zudem eine Kernpotenzialfläche der Gemeinde Kirchhundem an.
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Übernommen in den Regionalplanentwurf wurde der Bereich Klarstein und Buchenhain im östlichen Stadtgebiet, wo sieben der insgesamt 17 Windräder des interkommunalen Windparks Rothaarwind 2 errichtet werden. Für sie läuft das Genehmigungsverfahren; die Unterlagen zur Umweltverträglichkeitsprüfung haben bis Mitte Januar offengelegen.
„Das ist eine relativ junge Entscheidung“, sagt Günter Pulte über die neuen Pläne, die von der Waldgenossenschaft Heinze und Hofes Hauberg mitinitiiert wurden., „vorerst ist das nur eine Bauvoranfrage“ - so weit von der Realisierung entfernt, dass er dem möglichen dritten Hilchenbacher Windpark noch gar keinen Namen gegeben hat. Aus Erfahrung - Pulte: „35 Jahre Windmüllerei“ - ist der Rahrbacher Landwirt vorsichtig mit Einschätzungen, wann aus den ersten Überlegungen mehr werden könnte. Da die Bezirksregierung den Bereich nicht für den neuen Regionalplan vorgesehen habe, bleibe der Stadt nur die zusätzliche „Positivausweisung“: ein Verfahren, das Pulte als genauso aufwändig und riskant einschätzt wie das für die gerade wieder abgeschafften Vorrangzonen. Die meisten Pläne hätten einer gerichtlichen Prüfung nicht standgehalten.
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Am Ende 19 Windräder rund um Hilchenbach
Auch den neuen Regionalplan, der 2025 in Kraft treten soll, betrachtet Günter Pulte mit Skepsis. Die Kriterien, nach denen die neuen „Kernpotenzialflächen“ ausgewiesen wurden, seien nicht transparent. „Die Kriterien erschließen sich mir nicht, sie wurden noch nicht einmal offen kommuniziert“, stellt Pulte fest, „Arnsberg hätte das besser machen können.“ Dass die Bezirksregierung gegen den Beschluss der Landesregierung für ihre Planungen wieder einen 1000-Meter-Mindestabstand zwischen Windrad und Wohnbebauung vorsehe, hält der Rothaarwind-Chef für problematisch: „Wie rechtssicher das ist, vermag ich nicht zu beurteilen.“ In der Vergangenheit seien pauschale, nicht an konkreten Vorhaben orientierte Tabukriterien regelmäßig von Gerichten kassiert worden.
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Im Hilchenbacher Bauausschuss hatte Günter Pulte ein Heimspiel: Ohne Diskussion wurde das einstimmige Einvernehmen sowohl zu dem Genehmigungsverfahren für Rothaarwind 2 als auch zu der neuen Bauvoranfrage erteilt. Die Stadt mit den dann - irgendwann - 19 Windrädern macht ihrem Namen als Klimakommune alle Ehre. Nur eine Frage hatte Martin Born (fraktionslos) dann doch noch - nämlich die, wie die Beteiligung am Bürgerwindpark konkret aussieht. 1000 Euro, so die Antwort, kostet ein Anteil.
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