Siegen. Ministerpräsident Hendrik Wüst kommt zum Auftakt der 800-Jahrfeier: Ein „leuchtendes Beispiel“ sei Siegens lebendige Stadtgesellschaft.

Das hätte sich kein Filmregisseur besser ausdenken können: Exakt zum letzten Ton der „Südwestfalen-Fanfare“ von Andres Reukauf betreten Bürgermeister Steffen Mues und als besonderer Gast Henrik Wüst, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, wie zwei Gladiatoren die für das Konzert zum Auftakt der 800-Jahrfeier festlich geschmückte Siegerlandhalle. Dabei hatte sich der Landesvater nur verspätet, weil die Verkehrsmisere auf Autobahnen gelegentlich auch hohe Amtsträger ausbremsen kann. „Das hat genau gepasst, war aber nicht so geplant“, schmunzelt Steffen Mues zum Auftakt seiner Rede.

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Von der „Sprecherfigur“ und einer Stadt der Vielfalt

Natürlich begrüßt der Bürgermeister die vielen Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, vor allem aber Barbara Lambrecht-Schadeberg, die Ehrenbürgerin Siegens, der das Kulturleben Südwestfalens so unendlich viel verdankt. Und auch Astrid Schneider, die als Kulturchefin Siegens für den umfangreichen und mit Höhepunkten gespickten Veranstaltungsreigen im Jubiläumsjahr verantwortlich ist.

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Dann gibt der Bürgermeister noch einmal einen Schnelldurchlauf über 800 Jahre Stadtgeschichte, erinnert dabei auch an die erste Urkunde über die Gründung einer „Siedlung auf dem Siegberg“ aus dem Jahr 1224, die beim Einsturz des Kölner Stadtarchivs vor 15 Jahren arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Sie konnte so gerade noch von der Kölner Feuerwehr geborgen werden und wurde aufwendig restauriert. Ein erster Bürgermeister der jungen Stadt, damals „Sprecherfigur“ genannt, wurde bereits 50 Jahre nach der Gründung der Stadt erwähnt.

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Steffen Mues zeichnet Höhen und auch Tiefen der Stadtgeschichte nach, die Rolle des Bergbaus, der Metallindustrie, die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg. Dazu städtebauliche Todsünden wie die inzwischen abgerissene Siegplatte, aber auch die Umwandlung in einen der wirtschaftsstärksten Standorte durch neue Technologien und die Universität, die „die vormals verwaiste Oberstadt mit jungem studentischen Leben gefüllt hat“. Er erwähnt, dass Menschen aus 150 Ländern in Siegen leben. „Wir müssen uns engagieren in unserer Stadtgesellschaft, ihre Vielfalt kennen und schätzen lernen und wach die Weichen stellen für eine gerechte Zukunft.“

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Siegen ist eine begehrte Stadt mit enormer Zukunfts- und Schlüsselindustrie.
Hendrik Wüst - Ministerpräsident

„Made in Siegen“ als Qualitätsmerkmal

„Tradition und Innovation gelingt in Siegen“, ist das Fazit der Rede von Hendrik Wüst, dem Ministerpräsidenten von NRW. Siegen sei eine „begehrte Stadt mit enormer Zukunfts- und Schlüsselindustrie.“ Für die Kombination „Wissenschaft in der Stadt und eine lebendige Stadtgesellschaft ist Siegen ein leuchtendes Beispiel“, „Made in Siegen“ ein Qualitätsmerkmal, das es nicht oft in Deutschland, Europa und der Welt gebe. Hendrik Wüst geht auf die aktuelle politische Situation in Deutschland ein und fordert, „das hohe Gut der Freiheit zu verteidigen. Nicht die Extremisten sprechen für die schweigende Mehrheit. Es ist die Mitte.“

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Vereinzeltes Stirnrunzeln und vernehmbares Murmeln im Saal gibt es jedoch, als der Ministerpräsident Rechts- und Linksradikale als Bedrohung der Demokratie in einem Atemzug erwähnt. Doch bei der Entgegennahme des „Goldenen Krönchens“ durch Steffen Mues ist er ganz der Landesvater, der sich sehr viel Zeit nimmt, ins Goldene Buch der Stadt Siegen hineinzuschreiben, und dies dann schmunzelnd kommentiert: „So, nun bin ich fertig.“

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