Siegen. IHK Siegen sorgt sich um Industrie, beklagt hohe Energie- und Rohstoffpreise, hohe Abgaben, hohe Arbeitskosten und „überbordende Bürokratie“.
Der Auftragseingang lahmt derzeit in weiten Teilen der heimischen Industrie. Das berichtet zumindest die Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen, nachdem die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage ausgewertet sind, an der sich 210 Betriebe beteiligten. Das Neugeschäft schrumpfe demnach, sowohl im Inland als auch im Ausland, die Investitionsneigung sei „deutlich rückläufig“. Fast jedes fünfte Unternehmen denke konkret über Standort- oder Teilverlagerungen nach. „Bleibt es so, können wir uns warm anziehen. Dann droht ein schleichender Exodus, an dessen Ende die seit jeher starke Industrieprägung des heimischen Wirtschaftsraumes deutlichen Schaden nehmen dürfte“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener.
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Vom aus der Politik wiederholt prognostizierten Aufschwung sei die heimische Industrie meilenweit entfernt. Zuversicht fühle sich jedenfalls anders an als der derzeitige Zustand.
Siegen-Wittgenstein: Produktion der Industrie immer weniger ausgelastet
58 Prozent der Industriebetriebe aus Siegen-Wittgenstein und Olpe, die an der Umfrage teilgenommen haben, geben den Ergebnissen zufolge fallende Inlandsaufträge an – eine Steigerung gegenüber dem Frühjahr um 27 Prozentpunkte. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (52 Prozent) melde auch rückläufige Auslandsaufträge – eine Steigerung um 21 Prozentpunkte. Von einem ordentlichen Auftragsbestand könne in etlichen Firmen keine Rede mehr sein. Klaus Gräbener: „Sorge bereitet uns der spürbare Rückgang der Produktionsauslastung, den zahlreiche Unternehmen melden. Der Auslastungsgrad rutscht deutlich unter den Durchschnittswert der letzten 20 Jahre. Ein klares Indiz für die angespannte konjunkturelle Lage der heimischen Industrie.“ Meldeten im Frühjahr noch 41 Prozent der Betriebe eine Spitzenauslastung von mehr als 85 Prozent, seien es derzeit nur noch 29 Prozent. Der Anteil der Unternehmen, deren Produktionskapazität zu weniger als 70 Prozent ausgelastet ist, habe sich im Vergleich zum Frühjahr sogar verdoppelt, auf 34 Prozent.
Besonders in der Metallbranche sei die Lage angespannt, mehr als ein Drittel der Betriebe melde einen niedrigen Auftragsbestand. Acht von zehn Unternehmen berichten den Angaben zufolge von rückläufigen Auftragseingängen. Der heimische Maschinenbau manövriert dagegen „bisher etwas ruhiger durch die Krisen“: Zwar würden auch hier die Neuaufträge zurückgehen, aber der Auftragsbestand und die Auslastung seien in weiten Teilen noch zufriedenstellend.
IHK Siegen: „Exportmotor stottert, Schlinge zieht sich zu“
Der Auslandsumsatz der regionalen Industrieunternehmen sei in den ersten acht Monaten des Jahres um 3 Prozent zurückgegangen, damit auch der Exportanteil. Zu Spitzenzeiten (2011) machte das Auslandsgeschäft demnach noch etwa 50 Prozent des Gesamtumsatzes aus, aktuell seien es nur noch knapp 42 Prozent. Die Auslandsnachfrage werde inzwischen von fast jedem zweiten Unternehmen als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung eingestuft. Stephan Häger, Leiter des Referates Konjunktur, Arbeitsmarkt und Statistik: „Der Exportmotor stottert deutlich vernehmbar. Die im internationalen Vergleich deutlich höheren Energie- und Rohstoffpreise, die hohen Unternehmensabgaben und Arbeitskosten sowie die überbordende Bürokratie ziehen die Schlinge immer enger zu.“
„Made in Germany“ und das damit verbundene Gütesiegel von Verlässlichkeit und hoher Qualität reichten demnach „in Teilen allein immer weniger“ aus, um sich gegen die globale Konkurrenz durchzusetzen. Die Wettbewerbsfähigkeit sinke offenkundig. Bedenklich findet Stephan Häger zudem, dass auch in den kommenden Monaten zu wenig Impulse durch das Auslandsgeschäft erwartet würden. Ein Drittel der Befragten gehe von weiter rückläufigen Exporten aus.“
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Die finanzielle Lage der Industrieunternehmen indes bleibt weitestgehend stabil. Wie im Frühjahr melden sieben von zehn Betrieben eine unproblematische Finanzlage. Allerdings berichten doppelt so viele Unternehmen von einem erschwerten Fremdkapitalzugang (10 Prozent) sowie von Eigenkapitalrückgängen (10 Prozent).