Siegen. Mit dem Tablet und Augmented Reality an der frischen Luft Hinweisen nachgehen und Rätsel lösen: Siegen hat das erste Outdoor Adventure Game.

Beim Freiluft-Rätseln lässt sich Siegen nochmal anders entdecken: Schlossplatz, Altstadt-Gassen, Abenteuer-Spielplatz – alles schonmal gesehen, überall schonmal gewesen. Aber noch nicht mit Tablet fürs „Live Escape Game“: Das gibt’s in Siegen nämlich erst seit Kurzem. Ein Escape Room quasi, nur eben im Freien, eine Mischung aus Schnitzeljagd und Geocaching mit Hilfe von Augmented Reality („erweiterte Realität“). Und natürlich der Stadt selbst.

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Hinter dem Escape Game stecken Thomas Hammermann und Dirk Krumpholz mit ihrer Firma „Adventure Labs“, die schon eine ganze Menge ungewöhnliche Ideen hatten und an der Poststraße in Weidenau einen klassischen Escape Room betreiben: Innerhalb einer vorgegebenen Zeit muss man Rätsel lösen, ein Geheimnis aufdecken, sich damit aus dem Raum befreien. Das Escape Game funktioniert genauso – nur dass es keinen Raum gibt: Die Geschichte spielt im Freien. In unserem Fall, ein Presse-Testspiel, in der Oberstadt. Es gibt auch in Weidenau eine Route, die kann nach Anmeldung, zum Beispiel für Firmenveranstaltungen, auch an jedem Ort angelegt werden, sagt Spielleiterin Selin Öztürk von Adventure Labs.

Escape Game „Der Gedankendieb“: Rätseln in der Siegener Oberstadt und in Weidenau

Am Dicken Turm überreicht Selin Öztürk zwei Umhängetaschen mit ein paar Spiel-Artefakten und zwei Tablets. Die Spielsoftware treibt die Geschichte voran, erklärt die Rätsel, zeigt wo es langgeht. Wenns mal hakt, sagt die Spielleiterin, einfach das Programm neu starten, dann geht es genau da weiter, wo man aufgehört hat. Man kann miteinander spielen oder gegeneinander, wenn man nicht weiterweiß, gibt das Gerät auch Tipps, das kostet aber Punkte. Wenn gar nichts mehr geht: Rätsel überspringen. Kostet auch Punkte. Und zum Schluss: aufpassen, nicht einfach auf die Straße laufen, sagt sie.

Redakteur Hendrik Schulz testet das Escape Game „Der Gedankendieb“. Mit Tablet, Spielzubehor, Kamera und Block zu hantieren ist mitunter problematisch – und ein reines Presse-Problem.
Redakteur Hendrik Schulz testet das Escape Game „Der Gedankendieb“. Mit Tablet, Spielzubehor, Kamera und Block zu hantieren ist mitunter problematisch – und ein reines Presse-Problem. © Guido Müller

Die Geschichte, „Der Gedankendieb“ hat ein Schweizer Unternehmen geschrieben, Adventure Labs passt die Software dann auf die jeweilige Umgebung an, lädt Kartenmaterial in die App, sucht geeignete Standorte – manche Rätsel brauchen etwas Platz. In einem Alchemisten-Zelt Zutaten für einen magischen Trank suchen, zum Beispiel. Denn es geht um einen verhexten Jahrmarkt – irgendwas stimmt da nicht, der titelgebende „Gedankendieb“ treibt sein Unwesen. Dem sollen wir nicht nur auf die Schliche kommen, sondern ihm auch noch das Handwerk legen. Viel mehr Informationen gibt’s am Anfang nicht. Braucht’s auch nicht. Unsere Position ist auf der Karte markiert, das erste Rätsel auch, da müssen wir hinlaufen und mit dem Rätseln loslegen.

Augmented Reality im Escape Game: Ups, da sind ja die Blumen im Siegener Schlosspark

Nur ein paar Meter weiter, Alte Poststraße, Augmented Reality: Auf dem Bildschirm erscheint da, mitten auf dem Bürgersteig, eine animierte Jahrmarktbude. Wenn es denn klappt, ein Tablet hakt in diesem Bereich etwas, beim Umherlaufen auf der Suche nach dem verborgenen Rätsel laufe ich prompt auf der Straße herum. Und die Spielleiterin hatte noch gewarnt. Liegt vielleicht auch an mir, später werde ich um ein Haar noch die Blumen im Schlosspark zertrampeln, als ich am Display ein altes Karussell wieder ans Laufen bringen will.

Hier verrät die digitale Fackel auf dem Hinweis, wo das Spiel am Oberen Schloss in Siegen fortgesetzt wird. 
Hier verrät die digitale Fackel auf dem Hinweis, wo das Spiel am Oberen Schloss in Siegen fortgesetzt wird.  © Hendrik Schulz

Wir müssen jedenfalls Informationen finden, die richtige Antwort eingeben, dann wird das nächste Rätsel freigeschaltet. Das hat es prompt in sich: Wir verbrauchen direkt mal zu Lasten unseres Punktekontos einige Tipps und beschließen, das zweite Tablet im Zweifel für Tipps zu benutzen, damit wir punktemäßig auf dem einen Gerät besser dastehen.

Obacht auch auf der Straße: Die Suche nach verborgenen digitalen Artefakten ändert nichts daran, dass mitunter Autos im Bereich Alte Poststraße unterwegs sind.
Obacht auch auf der Straße: Die Suche nach verborgenen digitalen Artefakten ändert nichts daran, dass mitunter Autos im Bereich Alte Poststraße unterwegs sind. © Guido Müller

Fazit des Escape Game durch Siegen: Die Technologie hat richtig Potenzial

Es geht rauf und runter, kreuz und quer, zum Parkhaus Hinterstraße, in den Schlosspark und in die Altstadt; wir entschlüsseln Zahlencodes, übersehen Hinweise in unseren Umhängetaschen (lösen das Rätsel aber trotzdem, Ha!), knacken das Schloss zu einer (echten!) Schatztruhe. Gut, dass wir das Schummel-Tablet haben (wenigstens ab und zu). Ein junger Mann will sich am Oberen Schloss in Ruhe einen Joint rauchen und verkrümelt sich lieber, weil wir da halt Tablet-schwenkend über die Wiese stolpern. Irgendwann nähern sich die zwei Stunden dem Finale, alle Rätsel sind gelöst, am Kuhhirten-Brunnen stellen wir den Bösewicht und zeigen ihm funkensprühend, was ‘ne Harke ist, zum Amüsement mancher Passanten. Von außen scheint sich nicht unmittelbar zu erschließen, was wir da eigentlich treiben. Hauptsache, das Ergebnis stimmt. Zumindest auf dem einen Tablet.

An dem Rätsel beißt sich die versammelte Siegener Presse die Zähne aus.
An dem Rätsel beißt sich die versammelte Siegener Presse die Zähne aus. © Guido Müller

Fazit: Eigentlich kann nichts schiefgehen. Die Geschichte vom Gedankendieb auf dem Jahrmarkt hab’ ich persönlich nicht in allen Details geschnallt, spielt aber überhaupt keine Rolle. Selbst ohne einen Funken Escape-Room-Erfahrung ist die digitale Schnitzeljagd in der Oberstadt entspannt zu spielen. Die Rätsel sind recht abwechslungsreich, manche sehr einfach, eins ist (für Presseleute?) zu schwer. 10.000 Schritte bergauf und bergab haben noch keinem geschadet, die grauen Zellen anstrengen auch nicht. Mir persönlich macht vor allem das Prinzip dahinter Lust auf mehr: Auf dem Mobilgerät Realität und virtuelle Welt verschmelzen – für den Schulunterricht zum Beispiel, oder Stadtführungen. Wer einen Kampf gegen Monster in der Fußgängerzone inszenieren kann, kann das zum Beispiel auch mit Siegener Straßenszenen aus dem Jahr 1704. Ich bin mal gespannt.

Die Escape Games für Siegen: FSK 16 bald fertig, Junggesellen-Game am Start

„Der Gedankendieb“ ist derzeit noch das einzige Outdoor-Escape-Game. Es ist geeignet für Erwachsene und Kinder ab 10 Jahre – und im September geht die zweite Geschichte „Inside“ an den Start, die ist dann erst ab 16 Jahre. Für Junggesellenabschiede gibt es das Spiel „Happy End“.

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Allgemeine Infos zur Firma auf adventure-labs.de; Preise, Termine, Kontakt und Buchungen auf escape-game-siegen.de.

Man kommt ganz gut rum durch die Siegener Oberstadt auf der Rätsel-Route, hier in der Altstadt. 
Man kommt ganz gut rum durch die Siegener Oberstadt auf der Rätsel-Route, hier in der Altstadt.  © Hendrik Schulz