Wilnsdorf. Fahrzeuge für die Feuerwehr sind hochkomplex, für verschiedenste Anforderungen müssen sie ausgerüstet sein. Iturri baut die hochkomplexen Autos.

Der Bauplan für das neue Waldbrandfahrzeug steht: „Der Wagen muss wendig und hitzebeständig sein. Wasserdüsen an der Oberfläche dienen als Selbstschutzanlage, damit das Fahrzeug auch bei 1000 Grad noch bestehen kann“, erläutert Iturri-Geschäftsführer Udo Vallender. Das Team verwandelt in den Produktionshallen in in Wilnsdorf Lkw, Kastenwagen und andere Fahrzeuge zu hochkomplexen Feuerwehr-Einsatzfahrzeugen.

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Die Geschichte der Firma reicht fast 90 Jahre zurück. Ursprünglich begann das Unternehmen unter dem Namen Schmitz in den 1930er Jahren mit dem Verkauf von Feuerwehrausrüstung. Mit dem verstärkten Güterverkehr startete die Firma in den 1960er Jahren den Bau von Feuerwehrfahrzeugen mit Fokus auf Gefahrgutunfälle. „Der verstärkte Gütertransport erhöhte natürlich das Gefahrenpotenzial bei Unfällen“, so Udo Vallender. Die damalige Firma Schmitz entwickelte ein Fahrzeug mit dem Namen „Gerätewagen-Öl“, das der Feuerwehr half, bei größeren Unfällen von Öl-Transporten die Unglücksstellen aufzuräumen und zu reinigen. Basierend auf diesem Fahrzeugtyp entwickelte sich im Weiteren das heutige Feuerwehrfahrzeugkonzept „Gerätewagen Gefahrgut”.

Iturri baut die Fahrzeuge so, dass die Feuerwehr ihre Arbeit gut machen kann

Im Laufe der Zeit habe die Firma ihr Portfolio erweitert und sich zu einem etablierten Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen entwickelt, wie Udo Vallender berichtet – „nicht nur in Deutschland, sondern auch international“. Seit 2018 ist das deutsche Werk Teil der internationalen Unternehmensgruppe Iturri, die in den 1940ern in Spanien gegründet wurde. „Über die Zusammenarbeit mit Iturri sind wir sehr froh. Die Vertriebsseite passt zueinander und das Produktportfolio ist optimal abgestimmt“, betont Udo Vallender.

Brandbekämpfung, Umweltschutz, Rettung und Kommunikation bilden dabei die vier Produktionsbereiche bei Iturri. 
Brandbekämpfung, Umweltschutz, Rettung und Kommunikation bilden dabei die vier Produktionsbereiche bei Iturri.  © Iturri

Die Feuerwehr hat weit mehr Aufgaben als das Löschen von Bränden: Die Herausforderungen sind unglaublich groß, die Aufgabenbereiche der Feuerwehr haben immer weiter zugenommen. „Diese vielseitigen Anforderungen an unsere Feuerwehren erfordern eine große Vielzahl an Ausrüstung“, sagt Udo Vallender mit Blick auf die häufiger auftretenden Waldbrände oder Katastrophen wie die Flut im Ahrtal. Dementsprechend riesig ist auch die Bandbreite an Fahrzeugen, die Iturri herstellt: Brandbekämpfung, Umweltschutz, Rettung und Kommunikation bilden dabei die vier Produktionsbereiche.

Iturri baut Feuerwehrfahrzeuge in Wilnsdorf vor allem für Sicherheit der Einsatzkräfte

„Die Vielfalt an Einsatzfahrzeugen ist unglaublich groß“, sagt der Geschäftsführer. Von Industrielöschfahrzeugen bis zu Kommunikationsfahrzeugen, sogenannten Einsatzleitfahrzeugen mit kompletter IT-Ausstattung, die der Einsatzleitung bei größeren Schadensereignissen als Kommunikationsstelle dienen. „Das sind wirklich sehr komplexe Fahrzeuge“, sagt Udo Vallender. Daneben gehören aber auch Löschfahrzeuge, Rüstfahrzeuge oder Logistikfahrzeuge zum Lieferprogramm der Firma. „Alles Handeln in unserem Unternehmen wird bestimmt von unserem Leitgedanken ,Your safety matters‘. Bei uns dreht sich alles um Sicherheit, dabei geht es vor allem um die Sicherheit der Einsatzkräfte, die absolute Zuverlässigkeit der Einsatzmittel und damit auch den Schutz der Bevölkerung.“

Viele Mitglieder der Iturri-Belegschaft sind selbst bei der Feuerwehr – das hilft bei der Praxistauglichkeit der Fahrzeuge. 
Viele Mitglieder der Iturri-Belegschaft sind selbst bei der Feuerwehr – das hilft bei der Praxistauglichkeit der Fahrzeuge.  © Iturri

Die Iturri-Dependance in Wilnsdorf bedient nach eigenen Angaben die Kommunale-, Berufs-, und Werksfeuerwehr sowie verschiedene Organisationen der Rettungsdienste und des Katastrophenschutzes in ganz Deutschland und im Ausland. „Auf der Basis von örtlichen Gegebenheiten wie Bevölkerungsdichte, Topographie, Risikobereiche und so weiter ermitteln die Feuerwehren ihre jeweiligen Bedarfe für ihre Ausrüstung. Diese finden sich dann in den sogenannten Brandschutzbedarfsplänen wieder“, erläutert Udo Vallender. Die Städte und Gemeinden veröffentlichen anschließend über Ausschreibung – natürlich im Namen der Feuerwehr – ihre Fahrzeugwünsche. Unternehmen können sich dann für die Aufträge bewerben.

Wilnsdorf: „Feuerwehrfahrzeughersteller zu sein ist schon etwas Besonderes“

Bevor der eigentliche Umbau eines Standard-Fahrzeugs beginnen kann, entwickeln die Iturri-Ingenieure zunächst einen hochgradig durchdachten Bauplan. „Die Gestaltung des Innenraums ist nicht immer einfach. Die große Vielfalt an Produkten erfordert eine logische und ergonomische Inneneinrichtung.“ Ein großer Vorteil bei dieser schwierigen Aufgabe sei der hohe Anteil an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die selbst bei der Feuerwehr tätig waren oder sind – „so um die 65 Prozent“, schätzt der Geschäftsführer. So können die entsprechenden Konzepte praxisgerecht umgesetzt werden.

Die diversen Geräte, etwa Pumpen oder Sprungretter-Kissen, werden dann von anderen Firmen geliefert. „Für alle diese Teile gibt es schon Hersteller. Für uns macht es keinen Sinn, die auch noch selbst herzustellen“, erklärt Udo Vallender. Doch nicht jeder Auftrag beinhaltet einen kompletten Neubau eines Fahrzeugs: Kleinere Erneuerungen an fertigen Einsatzfahrzeugen, Wartung und Service sowie Reparaturen sind ebenso Teil der Arbeit von Iturri. Die Produktionsdauer ist dabei stark abhängig vom jeweiligen Auftrag. In einigen Fällen kann eine Produktion auch bis zu zwei Jahre in Anspruch nehmen.

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Udo Vallender ist sehr stolz, Teil der Firma sein zu dürfen: „Feuerwehrfahrzeughersteller zu sein ist schon etwas Besonderes. Es vergeht kein Tag, an dem wir keine hochinteressante Aufgabe erfahren dürfen.“ Der gelernte Betriebswirt fand 2004 seinen Weg in die Firma – seit 2012 ist er Geschäftsführer des Wilnsdorfer Iturri-Standorts. „Eine große Stärke von uns sind Leidenschaft und die Einsatzbereitschaft.“ Die Zufriedenheit der Kunden stehe dabei immer an erster Stelle: „Das bringt diesen Drive, immer alles zu geben.“