Siegen. Für A-Capella-Fans: The Swingles geben sich im Siegener Schlosshof die Ehre und bringen das Publikum zu staunender Begeisterung.
Lange haben die A-Cappella-Liebhaber der Region auf den dritten Auftritt der legendären Swingles warten müssen, die schon im Februar 2008 und im Oktober 2015 das Apollo-Publikum verzaubert hatten. Sie nennen sich nach ihrem Gründer Ward Swingle, der das Ensemble 1962 in Paris gegründet hatte, um zunächst Barockmusik – und hier vor allem die Werke von J.S. Bach - in swingendem Jazz zu interpretieren. Von dieser Anfangsformation, Ward Swingle starb vor knapp 10 Jahren, ist natürlich heute niemand mehr dabei, selbst von der Besetzung des Jahres 2015 nur noch eine Sängerin.
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Dass die vier Männer und drei Frauen der Swingles sich ständig verändern, zeigt schon der Opener des Konzerts. Ein Volkslied, bei dem sie Loop- und Hall-Effekte einbauen, also Tonmotive aufnehmen, sie in einer Endlosschleife abspielen und darüber improvisieren. Was Ward Swingle selbst darüber dachte, ist schnell erklärt: Er hat selbst im fortgeschrittenen Alter alle Neuerungen der A-Cappella-Musik unterstützt.
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Ohrwürmer wie ein weiches Kuschelkissen
Wie die sieben die „Badinerie“, eines der bekanntesten Stücke des Meisters aus Leipzig, als Tempo-Fuge in den Schlosshof zaubern, zeigt, dass federleichter Swing nach wie vor zur Kernkompetenz der Swingles gehört. Schwierige Akkorde, untermalt von laserfeiner, präziser Rhythmik, bei der man meint, einen Kontrabassisten und einen Schlagzeuger auf der Bühne zu haben - und das mit einer schon fast unverschämten Leichtigkeit und Lockerheit: Da spielen die Londoner weltweit in einer eigenen Liga. Um dann mit „Air“, dem anderen Ohrwurm Bachs, vielleicht noch einen draufzusetzen: Sanft federnd, nie ins stimmliche Tremolo abgleitend, völlig ohne Druck, einem weichen Kuschelkissen gleich, schweben die Töne der Stimmkünstler in großen Linien in den Abendhimmel.
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Ob die wunderbare Ballade „Good bye England“, Peter Gabriels „Black Rain is coming down“, Musical-Hits aus „Grease“, ein Solo, begleitet vom Big-Band-Sound der anderen, das weiland Frank Sinatra und aktuell Robbie Williams auch nicht besser hinbekommen hätten: Ein musikalischer Höhepunkt jagt den anderen und bringt Abwechslung pur: Auch dadurch, dass die Swingles nie zwei Titel hintereinander in derselben Formation präsentieren. Bei jedem Stück formieren sie sich neu, schaffen damit immer wieder neue Bühnenbilder. Und sympathisch, wie sich die sieben so unterschiedlichen Charaktere als Team begreifen, sich gemeinsam über den Beifall der vielen Besucher im Schlosshof freuen.
Nicht wieder acht Jahre warten müssen
Favoriten? Diese Frage wird jeder unterschiedlich beantworten. Bach gehört sicherlich dazu. Doch die Überraschung des Abends ist ein Volkslied aus Bulgarien mit kleinen Tanzeinlagen und voller überschwänglicher Lebensfreude. Das rhythmische Klatschen der Besucher am Ende des Konzerts zeigt: Die heimischen Musikfreunde wollen nicht erneut acht Jahre warten, bis die Swingles wieder in Siegen zu hören sein werden.
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