Siegen. Tornister, Farbkasten, Sportsachen – längst nicht jede Familie kann sich den teuren ersten Schultag leisten. In Siegen bekommen sie Hilfe.
Mit der Einschulung des Kindes fallen für die Eltern eine Menge Kosten an. „Für einen guten Schulranzen mit Tragekomfort liegt der Preis bei mindestens 80 Euro“, sagt Andree Schmidt. Der Siegener Sozialdezernent ist Vorsitzender des Stiftungsbeirates „Helfen macht Schule“. Auch in diesem Jahr verteilt die Stiftung mehr als 170 Schulranzen an Familien, die nicht so viel Geld haben. Ziel: Sie beim Start ins Schulleben der Kinder unterstützen.
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Siegener Kitas vermitteln Hilfe durch die Stiftung „Helfen macht Schule“
Mehr als 30 Kindertagesstätten in der Stadt Siegen kooperieren mit der Stiftung bei der Durchführung der Aktion. Ein paar sind in der Kinder- und Jugendeinrichtung Blue Box dabei, als die Stiftung die gut gefüllten Ranzen präsentiert. Die Schulranzen werden an die jeweiligen Kitas verteilt und dort an die Eltern weitergegeben.
Das kostet der Schulanfang
Die Grundschulen geben Eltern eine Liste an die Hand, was sie zum Schulanfang beschaffen sollen. Die Stiftung hat Anforderungen von zwei Grundschulen zusammengestellt. Der Einkauf kostet zwischen 25 und 50 Euro.
Für die Klasse:
1 Malblock DIN A4, 100 Blatt
1 Zeichenblock DIN A3, 10 Blatt
1 Deckfarbkasten mit 12 Farben (Pelikan)
3 Borstenpinsel (dünn, mittel, dick)
1 Klebestift
1 Schere (Rechts- bzw. Linkshänderschere)
1 alter Lappen
1 Malkittel
1 Sammelmappe DIN A3
Ein Mäppchen mit:
2 weichen dicken Bleistiften
1 Radiergummi
1 Spitzer
1 Lineal
dicke Buntstifte (keine Filzstifte)
Für den Sportunterricht:
1 Turnbeutel
1 Paar Turnschuhe mit hellen Sohlen (evtl. Klettverschluss)
1 kurze Hose
1 T-Shirt
Für die Klasse/Betreuung:
Hausschuhe
„Die Hefte und Mappen besorgen die Klassenlehrer. Es werden dafür am 1. Schultag 20 € eingesammelt.“
Durch den oft langjährigen Besuch der Kita können die jeweilige familiäre Situation bestens eingeschätzt und der Bedarf an Schulranzen an die Stiftung gemeldet werden. „Die Familien sind uns dafür unglaublich dankbar“, berichtet Caroline Pfeiffer, Leiterin der evangelischen Kita „Unterm Sternenzelt“ am Lindenberg. „Das Ganze passiert natürlich anonym über die Kita und wird auch nicht an die Öffentlichkeit gerückt“, ergänzt die Leiterin.
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Immer mehr Siegener Familien können sich die Ranzen nicht leisten
Mit der Aufnahme von fast 1.500 Menschen aus der Ukraine, darunter viele Familien mit Kindern, sei die Nachfrage an Schulranzen gestiegen, beobachtet Andree Schmidt. Die Stadt Siegen richtet ihren Teil der Spende an diese geflüchteten Familien: „Wir unterstützen damit die Integration der hier aufgenommenen Flüchtlinge vor allem mit der Förderung von Bildung- und Sprachlernangeboten“, so Bürgermeister Steffen Mues. Er freut sich, dass Bürgerinnen und Bürger Geld gespendet haben. „Wir sind froh, dass es eine solche Aktion gibt und dass wir über unsere Spenden den Kreis vergrößern konnten. Ich möchte mich dafür sehr bedanken.“ Beiratsmitglied Brigitte Ross-Heinrich lobt die Kooperation mit den regionalen Händlern. In diesem Jahr übernimmt das Siegener Fachgeschäft Leder Jäger die Lieferung der Schulranzen, die es zu einem vergünstigten Preis verkauft. „Wir erfahren hier immer eine tolle Unterstützung, die uns die Durchführung der Aktion ermöglicht.“
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Caroline Pfeiffer beobachtet in ihrer Kita am Lindenberg einen steigenden Bedarf an Hilfe bei der Anschaffung von Schulranzen. „Vor etwa sieben Jahren war die Nachfrage noch nicht so hoch. Mittlerweile sind wir bei neun Schulranzen, anfangs waren wir bei etwa zwei bis drei.“ Besonders viele Flüchtlingsfamilien, aber auch Alleinerziehende oder Familien mit vielen Kindern nehmen das Angebot wahr, berichtet sie.
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Die Einschulung kostet bis zu 150 Euro, nicht nur in Siegen
Nicht nur für den Schulranzen fallen beim Schulstart weitere Kosten an, sondern unter anderem auch für das Schulmaterial. „Mit dem Ranzen ist aber die größte Ausgabe gedeckt“, so Andree Schmidt. Die Kosten für das Material liegen, so schätzt es der Vorsitzende des Stiftungsbeirates, bei etwa 25 bis 50 Euro. Somit belaufen sich die „Einschulungskosten“ auf insgesamt etwa 100 bis 150 Euro. Eine genaue Einschätzung sei jedoch schwierig, da die unterschiedlichen Schulen verschiedene Materialvorgaben einreichen: Von speziellen Bleistiften über Deckfarbkasten mit Borstenpinsel und Malkittel bis hin zu bestimmten Buntstiften und Mal- oder Zeichenblocks. Schaffen es die Familien nicht, die restlichen Materialkosten zu decken, können sie sich an die Stiftung wenden und eine weitere Unterstützung erhalten. „Das ist aber eher nicht so angefragt. Die Familien nutzen dann meist ihr Geld für die restlichen Kosten“, erklärt Andree Schmidt. Oder es bleibt tatsächlich noch ein bisschen Geld für ein Geschenk oder eine kleine Feier am ersten Schultag.
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