Siegen. Der Incyte am „alten“ Standort der Uni Siegen soll Maßstäbe setzen – für die naturwissenschaftliche Forschung und auch in Sachen Nachhaltigkeit.

Der Richtkranz weht über dem fertigen Rohbau des Hightech-Forschungsgebäudes Incyte der Universität Siegen. Die Dortmunder NiederlassuMng des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW (BLB) feierte jetzt das Richtfest für das Laborgebäude Incyte (Interdisziplinäres Laborgebäude für Nanoanalytik, Nanochemie und cyber-physische Sensortechnologien) auf dem Adolf-Reichwein-Campus. Zur Feier des fertigen Rohbaus kam auch Gonca Türkeli-Dehnert, Staatssekretärin des Wissenschaftsministeriums nach Siegen.

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Das Incyte errichtet der BLB auf einer Fläche von knapp 11.000 Quadratmetern am nördlichen Ende des AR-Campus. Es handelt sich um ein interdisziplinäres High-Tech-Zentrum für Nanoanalytik, Nanochemie und cyber-physische Sensortechnologien. Das einzigartige Gebäude beherbergt auf rund 5200 Quadratmetern Nutzfläche hochmoderne und dynamisch nutzbare Labore auf Weltklasse-Niveau, dazu gibt es biochemische Forschungsbereiche auf hohem Sicherheitsniveau, Reinräume für die Herstellung integrierter Bauelemente im Nanometerbereich und modernste Elektronenmikroskopie-Systeme.

Incyte Siegen setzt Maßstäbe für naturwissenschaftliche Forschung

Das setze Maßstäbe für die naturwissenschaftliche Forschung, so Türkeli-Dehnert, und werde nicht nur die Uni Siegen, sondern auch NRW als Standort für Spitzenforschung weiter voranbringen. „Die Universität treibt mit dem Bau von Incyte ihre erfolgreiche Entwicklung in den Bereichen Forschung, Lehre und Transfer voran. Wir machen uns stark in der Zukunftsforschung zu Nanotechnologien und stärken den Wissenschaftsstandort Siegen“, so Kanzler Ulf Richter. Rektor Prof. Holger Burckhart: „Incyte ist ein Zeichen des Aufbruchs. Hier kommt nicht nur Beton, sondern Wissenschaft auf den Weg.“ Es sei auch ein Bekenntnis des Landes zur Universität Siegen.

Gonca Türkeli-Dehnert, Staatssekretärin des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, kam zum Richtfest nach Siegen.
Gonca Türkeli-Dehnert, Staatssekretärin des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, kam zum Richtfest nach Siegen. © Uni Siegen

Lösungen für Themen wie Digitalisierung, Gesundheit und Nachhaltigkeit entstammen in wesentlichen Teilen der Forschung im Nanokosmos. Die Uni Siegen ist mit der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät IV in vielen dieser Forschungsfelder erfolgreich. Incyte biete dafür neue Räume und Maßstäbe.

Forschungsgroßgeräte für Nutzer weit über die Uni Siegen hinaus

Schwerpunkte des vom Land finanzierten Zentrums sind Entwicklung und Synthese von Nanomaterialien sowie die Entwicklung neuartiger Sensortechnologien. Im Incyte soll künftig auch das Siegener Gerätezentrum für Mikro- und Nanoanalytik (MNaF) an zentraler Stelle konsolidiert beheimatet sein. „Ein ganz neues Level für die Forschung und steigert das internationale Ansehen der Universität erheblich“, so Prof. Benjamin Butz, Leiter des MNaF und einer der Hauptnutzer des Neubaus. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen und Fakultäten können die Großgeräte und Labore kooperativ nutzen. Gerade die hochattraktiven Forschungsgroßgeräte werden darüber hinaus einem breiten Nutzerkreis außerhalb der Hochschulgrenze zur Verfügung stehen. Das Gebäude sei damit auch Modell für die gemeinschaftliche Entwicklung und effektive Nutzung von Forschungsinfrastrukturen an Universitäten.

Patrick Germing trug den Richtspruch anlässlich der Fertigstellung des Rohbaus des INCYTE-Forschungsgebäudes der Uni Siegen vor.
Patrick Germing trug den Richtspruch anlässlich der Fertigstellung des Rohbaus des INCYTE-Forschungsgebäudes der Uni Siegen vor. © Uni Siegen

BLB-Geschäftsführerin Gabriele Willems: „Neben den baulichen Herausforderungen war die Nachhaltigkeit des neuen Forschungsgebäudes von großer Bedeutung für uns.“ Als nachhaltige Energieversorgung sollen 164 Solarmodule in Südausrichtung mit einer Gesamtleistung von 64.000 Kilowattstunpro Jahr das Laborgebäude mit grünem Strom versorgen“, so die Dortmunder BLB-Niederlassungsleiterin Anke Richter, „damit spare man 26,3 Tonnen CO2 im Jahr.

Incyte-Forschungsgebäude aufwendig in den Fels am Haardter Berg in Siegen gebaut

Auch im Sinne der Nachhaltigkeit wurde der Mikroskopiebereich bewusst in den Hang gebaut: Die Erde dient als eine Art natürliche Dämmung gegen äußere Einflussfaktoren wie Wärme und sorgt damit für thermische Stabilität im Gebäude – der Aufwand für Kühlung wird geringer. Eine umfangreiche Dachbegrünung soll das Gebäude auf natürlichem Weg zusätzlich gegen Hitze und Kälte isolieren, Lebensraum für Pflanzen und Kleinlebewesen bieten und das Mikroklima vor Ort verbessern. Eine Zisterne fängt Regen für die Bewässerung der Außenanlagen auf.

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„Das Forschungszentrum wurde teilweise in den Fels hineingebaut und unterliegt höchsten baulichen Anforderungen“, so Architekt Kilian Kresing. Laborräume müssen elektromagnetisch abgeschirmt und absolut schwingungsfrei sein, um die Messergebnisse der hochsensiblen Großgeräte nicht zu beeinflussen. Dafür braucht es spezielle technische Lösungen, etwa besondere Einzelfundamente für Teilbereiche des Gebäudes. So verursache bereits ein vorbeifahrender Bus erhebliche elektromagnetische Störungen, die es abzuschirmen gelte.