Siegen. Spark sind großartige Virtuosen an ihren klassischen Instrumenten und eine Rockband. Sie passen in keine Schublade, spielen in ihrer eigenen Liga

15 Flöten auf der Bühne, dazu Cello, Violine, Flügel sprechen für ein Klassik-Konzert. Doch was das neugierige Publikum im Schlosshof dann in den nächsten 90 Minuten geboten bekommt, ist viel mehr. Die bekanntesten Werke des großen Johann Sebastian Bach, einiges von Vivaldi, Hits der Pop-Giganten Beatles, dazwischen Kompositionen von Luciano Berio, dem 2003 verstorbenen Rebell der Avantgarde und Pionier der elektronischen Musik. Einen musikalischen Bogen von gut 250 Jahren also. Doch die fünf Musiker spielen die Kompositionen nicht einfach nach. Sie kleiden jede dieser tonalen und rhythmischen Kostbarkeiten in den typischen Spark- Mantel.

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Der wird vom ersten Ton des Konzerts an deutlich. Ruhige, entspannende Klänge, angenehme Harmonien zum Augenschließen und Genießen. Doch mittendrin knallt es: Rasante Tonfolgen aus Bach`scher Feder, so rasend schnell gespielt, dass man den Fingern der Musiker kaum folgen kann, um dann ratzfatz wieder in den Ruhe-Modus zu wechseln: Mit dem zauberhaft schönen „Hey Jude“ der Beatles. Natürlich ist Spark ein Kammermusik-Ensemble, das sich 2007 zusammengefunden hat und in dem alle großartige Virtuosen sind. Aber gleichzeitig sind sie eine Rockband, die ihr Publikum auch zum Tanzen bringen könnte, und schließlich ein Ensemble, das den Mut zu experimenteller Musik hat. Sie passen in keine Schublade, spielen in einer eigenen Liga.

Wie Spark in Siegen die Bealtes interpretieren: Das beeindruckt

So würden sie mit ihrer Art, die Orchester-Suite h-Moll des großen Bach zu interpretieren, jeden Kammermusik-Saal zum Toben bringen: den letzten Satz nämlich mit viel größerem Tempo zu spielen, als es dieser Urvater der Klassik in seiner Partitur verzeichnet hatte. Auch andere Zeitgenossen Bachs bekommen ihren Platz im Programm von Spark: Vivaldi etwa, der sich nicht als Konkurrent zum Meister sah, sondern als inspirierenden Kollegen. Oder Christoph Graupner, ein deutscher Komponist, der, was Bekanntheit und Renommee angeht, Bach damals noch weit in den Schatten stellte. Einem Tanz auf dem Vulkan gleicht eine Komposition Luciano Berios, bei dem der Violinist des Ensembles dermaßen in die Saiten haut, dass man um die Unversehrtheit des Geigenbogens fürchten muss. Paganini lässt grüßen.

Am meisten beeindruckt aber, wie Spark die Hits der Beatles interpretiert. „Michelle“ etwa, „ Lucy in the Sky“, passend zum gerade aufgehenden Vollmond, „Help“. Nie so, wie die 4 Liverpooler es gespielt haben, aber immer mit einem eigenwilligen Intro und nach einigen Takten erkennbar. Wie sie „Eleanor Rigby“ in eine Fuge nach der Art Bachs umgewandelt haben, ist ganz großes Kino. Gute Musik ist grenzenlos. Als heftig geforderte Zugabe spielen die wunderbaren Künstler von Spark weder Bach noch Vivaldi, Berio, oder Beatles, sondern ein Stück aus eigener Feder: „Scotch Club“, dem Club in Aachen gewidmet, der als erster weltweit zum Tanzen keine Kapelle aufspielen ließ, sondern einen Plattenaufleger, später DJ genannt, engagierte.

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Es war eine kluge Entscheidung, Spark zum Auftakt des Siegener Sommers in den Schlosshof zu holen. Sie haben die Qualitätslatte sehr hoch gehängt. Für das Publikum ein Grund mehr, auch noch andere Events bis zum 8. Juli zu besuchen.