Eiserfeld. Das neue DINFRA-Rechenzentrum ist ein Meilenstein für die digitale Infrastruktur, vergleichbar dem Bau der A45. Warum die ganze Region profitiert
Es ist kein Zufall, dass die gewaltige Siegtalbrücke zum Greifen nah scheint. „Was wir hier machen“, sagt Thomas Sting, „ist vergleichbar mit dem Bau der Autobahn in den 60er Jahren.“ Das neue Rechenzentrum der DINFRA, deren Gesellschafter Sting ist, holt gewaltige Rechenleistung und Datengeschwindigkeit in die Region. Siegen könne bei der Anbindung an das internationale Datennetzwerk künftig mit den leistungsstärksten IT-Standorten des Landes mithalten: „Wir sind auf dem Weg raus aus der digitalen Diaspora.“ Davon könne der heimische Mittelstand in erheblichem Maße profitieren.
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Das Rechenzentrum liegt in einem unscheinbaren früheren Philips-Produktionsgebäude im IHW-Park: schwerlastfähig, mit dicken Betonwänden und -säulen. Viel Platz für Serverschränke, abgeschirmt und gut geschützt, physisch wie digital: Sicherheitsschleusen, schwere Stahltüren, neuester Stand der Technik.
Neuer Netzknoten Siegen: Höchste Leistung wie sonst nur in Ballungszentren
Entlang der A 45, fast direkt am IHW-Park vorbei, verläuft von Nord nach Süd eine der leistungsstärksten Glasfaserverbindungen des Kontinents, ein sogenanntes Backbone – das Hauptnetz, das jeden Teil des Internets weltweit miteinander verbindet. Die DINFRA (siehe unten) konnte sich redundant an dieses Kabel anschließen, das unter anderem auch in Frankfurt in den De-CIX, den weltweit größten Internet-Knotenpunkt mündet. Siegen hat damit erstmals einen Direktanschluss an die internationale Datenautobahn. Jeden Winkel der Welt könne man damit breitbandig in Lichtgeschwindigkeit erreichen, sagt Thomas Sting, „weit jenseits von dem, was die typischen Hausanschlüsse für Firmen und Institutionen leisten können.“ Der Netzknoten Siegen entspreche höchsten Anforderungen, wie es sie sonst nur in großen Ballungszentren gibt. „Wir haben hier die technische Basis für die digitale Zukunft Südwestfalens geschaffen.“
Das Rechenzentrum ist dafür ausgelegt, dass hier Firmen aus der ganzen Region große Mengen an Daten und ihre geschäftskritischen Anwendungen in einer regionalen Cloud speichern und betreiben. Durch die direkte Anbindung an die Knotenpunkte des Internet können die Daten weltweit mit günstigen Transaktionskosten zur Verfügung gestellt werden. Damit gehört das Rechenzentrum zur kritischen Infrastruktur (Kritis), Sicherheit ist das A und O. Alles gibt es mehrfach (Redundanz-Prinzip), von den Anschlüssen an die Backbone-Datenautobahn und ans nahe Umspannwerk bis hin zu Wänden, Böden, Lüftung – wenn irgendwas ausfallen sollte, gibt es für alles Reserven und Plan B.
DINFRA-Rechenzentrum bietet das, was Google, Microsoft, Amazon bieten – günstiger
Die DINFRA bietet ihren Kunden an, weite Teile ihrer IT in ihr Rechenzentrum auszulagern. Sie kümmern sich um die IT-Infrastruktur, das ist ihre Kernkompetenz – und nicht die ihrer Kunden. Die können sich auf das konzentrieren, was sie gut können, müssen sich nicht um Serverschränke, Sicherheits-Backups, Speicherplatz kümmern, was Zeit und Geld kostet. Stattdessen buchen sie Kapazitäten im Rechenzentrum, wie bei Google, Microsoft, Amazon. „Wir bieten die gleichen Leistungen wie alle großen Provider“, verspricht Geschäftsführer Thomas Paar, „unter Einhaltung der deutschen Datenschutzgesetze.“ Und ohne teurer zu sein. Im Gegenteil.
Server verbrauchen Strom, viel Strom. In einer Größenordnung, in der man nicht mal eben einen Stromtarif bestellen kann, sagt Thomas Paar: „Die IT ist für jedes Unternehmen einer der größten Stromfresser.“ Auch dafür sei der Standort perfekt: Außer dem Direktanschluss ans nahe Umspannwerk verfügt der IHW-Park über ein Blockheizkraftwerk – ein nachhaltiger Tausch: Server brauchen Strom und geben viel Wärme ab – das BHKW erzeugt Strom mit Wärme. Die DINFRA kann die CO2-minimierte Energie effizient günstig einkaufen und den Preis an die Kunden weitergeben. Die Betriebskosten für IT, versprechen die Gesellschafter, seien für Kunden signifikant günstiger als eine entsprechende IT-Infrastruktur im eigenen Haus vorzuhalten.
Warum das neue Rechenzentrum in Siegen der heimischen Wirtschaft enorm helfen kann
Die Daten schießen mit Lichtgeschwindigkeit durch Glasfaserkabel, trotzdem zählt jeder Meter: Je länger der Weg, desto höher die Verzögerung der Daten. Die DINFRA hat diesen Weg mit ihrer „Datenautobahn-Auffahrt“ für Südwestfalen drastisch verkürzt und beschleunigt – in Siegen statt Frankfurt oder Düsseldorf „aufzufahren“ macht für die heimische Wirtschaft einen Unterschied, beim Tempo und bei den Kosten. Damit biete sich für den heimischen Mittelstand die Möglichkeit, dass sie sich auf ihre Kernkompetenz konzentriert, die IT und Cybersicherheit der DINFRA überlässt. Viele IT-Abteilungen seien eher damit beschäftigt, den IT-Betrieb im Unternehmen aufrecht zu erhalten, als echten Mehrwert für die Firma zu generieren, sagt Thomas Paar: Maschinen digital anbinden, Messdaten auswerten, Applikationen entwickeln. IT kostet Geld und bringt eigentlich kaum was, so denken viele Chefs. Bis es zu spät ist.
Hackerangriffe legen ein Unternehmen nicht selten wochenlang lahm. Ohne Unterstützung sind die meisten Firmen heillos überfordert, oft fließen millionenschwere Lösegeldzahlungen an die Erpresser. Ausnahmezustand. Für die DINFRA: Standardverfahren. Bei einem Cyberangriff zählen am Ende die Datensicherung, das Knowhow und die Ressourcen zur Wiederherstellung, erklärt Thomas Paar: Regelmäßige Backups, die wiederhergestellt werden können, wenn ein System infiziert wurde. „Wir können eine Großkundenumgebung in mehreren Varianten in wenigen Stunden wiederherstellen“, sagt der Geschäftsführer – weil das Rechenzentrum so gewaltige Kapazitäten hat. Viele Jahre rückwirkend werden Backups vorgehalten – „solche Ressourcen hält keine Firma für sich selbst vor.“
Unternehmens-Netzwerk gehackt – so hilft die DINFRA Kunden aus der Patsche
Im Ernstfall isoliert die DINFRA die infizierte Netzwerkumgebung, sucht das letzte nicht-infizierte Backup heraus, spielt es wieder auf und sorgt damit für eine schnelle Wiederaufnahme des Betriebs. „Wir haben Notfallpläne für alle entstehenden IT-Ausfälle“, sagt Thomas Paar. „Hochstandardisiert“. Das Internet, sagt Thomas Sting, „ist das Schlachtfeld der Zukunft. Wir stehen noch ganz am Anfang“. Die IT-Umgebung ist das Rückgrat jedes Unternehmens: „Verfügbarkeit und und Flexibilität entscheiden heute maßgeblich mit über den Unternehmenserfolg.“
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Thomas Sting baut und betreibt mit der „DeRZ – Deutsche Rechenzentren GmbH“ bundesweit solche Anlagen – zuständig für alles Physische, die Hardware. Thomas Paar und seine „UPONU GmbH“ bieten bislang mit die sichersten und leistungsfähigsten cloudbasierten IT-Services Siegens, sie sind für die Software zuständig. In den bestehenden Rechenzentrumstandorten waren dem Wachstum Grenzen gesetzt. Timm und Oliver Fries entwickeln mit der Effexx Unternehmensgruppe hochkomplexe Kommunikations- und Meldesysteme im ganzen Bundesgebiet.