Eisern. Spreng-Präzision bei Mistwetter: Talbrücke Eisern wie geplant ins Tal gekippt, neue Brücke hat keinen Kratzer abbekommen, A 45 ist wieder frei.
Die zweite Hälfte der Autobahnbrücke Siegen-Eisern ist am Sonntag, 26. März, pünktlich um 11 Uhr gesprengt worden. Wie geplant ließ der Sprengstoff an den vorbereiteten Stellen das Bauwerk seitlich von der bereits fertiggestellten neuen Talbrücke wegkippen. Bei reichlich ungemütlichem Regenwetter verfolgten dennoch zahlreiche Schaulustige das Spektakel.
Immer wieder spektakulär- Brückensprengung an A 45 in Siegen
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Für das Team um Sprengmeister Michael Schneider ist es eigentlich Routine – die Spannung steigt aber dennoch spürbar, je näher der Termin rückt. Seit Stunden sind sie an diesem verregneten Sonntagmorgen auf den Beinen; nichts darf schief gehen, alles muss stimmen, Sicherheit hat wie immer oberste Priorität. Oberhalb des Tals, mit bester Sicht auf die neue Brücke, die den Blick auf das alte Bauwerk etwas verdeckt, hat die Autobahn GmbH wieder Zelte aufgestellt, unter denen die Drohnenpiloten ihre Flüge vorbereiten, die Presse wartet, dass es etwas zu sehen und zu berichten gibt, die Ingenieure und Helfer ein bisschen Schutz vor dem Regen suchen. Die Wachposten stehen seit dem frühen Morgen auf ihren Posten und müssen ohne jedes Dach über dem Kopf auskommen.
Der Knall der Explosion ist weit über Siegen zu hören
Eine Brückensprengung heißt auch: Viel warten. Um 10.15 Uhr kündigt der erste lange Fanfarenton an, dass es langsam ernst wird, immer mehr Menschen stapfen durch Regen und Matsch auf den umliegenden Waldwegen heran, sichern sich gute Plätze, zücken Handys und Fotoapparate. Bis es dann irgendwann ganz schnell geht: zwei kurze Fanfarentöne, der dumpfe Wumms der Vergrämungssprengung, damit die Vögel von der Brücke auffliegen und dann die eigentliche Sprengung. „Drei, zwei, eins, Zündung“, bellt Michael Schneider ins Funkgerät, der Knall rollt durch den Taltrichter, ist weit bis Siegen und Wilnsdorf zu hören. Staub wirbelt auf, unten an den Pfeilern, ganz langsam, wie in Zeitlupe, dann immer schneller beginnt der 327 Meter lange Koloss zu taumeln, neigt sich immer mehr zur Seite und schlägt in einer gigantischen Staubwolke aufs vorbereitete Fallbett auf. Routine für die Spreng-Profis. Einen Applaus ist es trotzdem wert, Schulterklopfen, anerkennendes Nicken. Gut gemacht.
„Es ist alles so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Die Brücke ist ganz sauber in ihre vorbestimmte Richtung gekippt und liegt jetzt da, wo sie liegen soll“, fasst Schneider danach zusammen. Er ist sofort ins Tal marschiert, um zu begutachten, dass die neue Brücke wirklich keinen Schaden genommen hat, das überprüfen Experten bis in den Nachmittag voller Akribie – kurz nach 14 Uhr dann die gute Nachricht: Alles unkritisch. Die A 45 wird um 14.30 Uhr wieder freigegeben.
A 45 ist wieder frei, Montag beginnt das große Aufräumen
„Die gelungene Sprengung ist ein wichtiger Meilenstein für den Ersatzneubau der Talbrücke Eisern. Nach den Aufräumarbeiten starten wir schnellstmöglich mit dem Neubau des zweiten Teilbauwerks. Der Brückenneubau hat bei der Autobahn Westfalen derzeit absolute Priorität und wir hoffen, dass Ende 2024 der Verkehr wieder uneingeschränkt über die drei A 45-Talbrücken Rinsdorf, Rälsbach und Eisern fließen kann“, so die Direktorin der Autobahn Westfalen, Elfriede Sauerwein-Braksiek.
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Ab Montag werden rund 14.500 Tonnen Abbruchmaterial abgefahren, getrennt, wiederverwertet. Aus dem Beton wird Schotter, für andere Baustellen. Die Arbeiten unter der Brücke dauern bis Ende Mai. Danach wird die Obersdorfer Straße wieder für den Verkehr freigegeben und es starten die Vorbereitungen für den Neubau.