Siegen. Wie bei einer Alkohol-, Tabak- oder Drogenabhängigkeit wird das Belohnungssystem aktiviert – junge Menschen brauchen immer mehr davon.
Immer mehr Kinder und Jugendliche nutzen digitale Medien mehr als ihnen guttut, warnt die AOK in Siegen.
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Aus der Studie zur Drogenaffinität von Kindern und Jugendlichen im Alter von zwölf bis 25 Jahren der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) vom Dezember 2020 geht hervor, dass nahezu alle der rund 7000 Befragten Computerspiele und das Internet täglich nutzten. Kommunikation und Unterhaltung stehen hier im Vordergrund des Technikeinsatzes. In der Woche kommen so mehr als 24 Stunden vor dem Bildschirm oder Display zusammen – zusätzlich zur Nutzung für Schule, Studium oder Arbeit.
Die empfohlenen Obergrenzen für Jugendliche ab zehn Jahren sind zehn Minuten Medienzeit pro Lebensjahr pro Tag oder eine Stunde pro Lebensjahr pro Woche. Allein die Nutzungsdauer mache aber noch keine Mediensucht aus. Hierfür müssten noch weitere Warnzeichen hinzukommen, so die Krankenkasse. Ein übersteigerter Medienkonsum und Computerspielabhängigkeit wird den Verhaltenssüchten zugerechnet.
Siegener Experten: Computer wird wichtiger als Freunde, Eltern, Hobbys oder Schule
Wie bei einer Alkohol-, Tabak- oder Drogenabhängigkeit wird mit dem jeweiligen Verhalten das Belohnungssystem aktiviert und die Betroffenen möchten sich immer wieder mit diesem Kick belohnen, wollen immer wieder Likes für ihre Beiträge oder Fotos und Videos. Für die Kinder und Jugendlichen wird der Computer dann wichtiger als Freunde, Eltern, Hobbys oder Schule. „Das kann so weit gehen, dass diese Kinder den Herausforderungen der realen Welt kaum noch gewachsen sind und sich von ihrer Umgebung regelrecht entfremden“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Dirk Schneider. Medien- und Internetabhängigkeit sei quasi die Droge der Zukunft.
Rat aus Siegen: Konflikt lieber entschärfen
Eltern sollten auf jeden Fall versuchen, mit ihrem Kind darüber zu sprechen und fragen, warum es so lange online ist. Experten empfehlen, möglichst nicht sofort zu bewerten, sondern wirklich neugierig auf die Erklärungen ihres Kindes zu sein. Dabei sei es wichtig, Druck rauszunehmen, um den Konflikt zu entschärfen. Gleichzeitig sollten Eltern auch Grenzen setzen, indem sie Regeln zur Mediennutzung festlegen – am besten schriftlich in einem Mediennutzungsvertrag, den Eltern und Kind unterschreiben, rät die AOK.
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