Deuz. Der Bürgerbusverein Netphen feiert seinen 15. Geburtstag: Die Ehrenamtlichen wollen mehr Fahrten durch Wohngebiete und für Bedürftige anbieten.

Dass die Bürgerbusse für die Mobilität der Menschen im Kreis nicht mehr wegzudenken sind, zeigte sich am Samstag, 10. September, im Alten Bahnhof Deuz: Der Netphener Bürgerbus-Verein feierte hier sein 15-jähriges Bestehen. Vorsitzender Achim Walder freute sich besonders, dass Fahrer und ehemalige des Vereins gekommen waren und dankte für viele ehrenamtlich geleistete Stunden. Auch Fahrer anderer Bürgerbusvereine aus Siegen-Wittgenstein überbrachten die Grüße und Glückwünsche.

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Besondere Grüße galten Landrat Andreas Müller, Netphens Bürgermeister Paul Wagener und Klaus-Dieter Wern von der Wern-Group. „Ein Angebot wie das der Bürgerbusse würde sich mit hauptamtlichen Fahrern gar nicht umsetzen lassen. Das Modell Bürgerbus funktioniert nur, weil Sie, die ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer, Einsatz zeigen und sich regelmäßig in ihrer Freizeit hinters Steuer setzen. Das tun Sie, weil Sie ein Alltagsproblem erkannt haben und helfen möchten“, sagte Landrat Müller.

Bürgerbus Netphen fährt 60.000 Fahrgäste auf 300.000 Kilometern

In den 15 Jahren fuhr der Bürgerbus Netphen an 3750 Tagen insgesamt 300.000 Kilometer mit 60.000 Fahrgästen. Als das erste Fahrzeug defekt war, wurde ein neues angeschafft. „Insgesamt fahren wir 60 Haltestellen an und können auf 40 Fahrerinnen und Fahrer zurückgreifen“, so Walder, der auch auf die Zukunft des Bürgerbus in Netphen einging: „Wir möchten Fahrten zur Netphener Tafel sowie mehr Haltestellen in Wohngebieten abseits der VWS-Linien einführen, um stark mobilitätseingeschränkten Personen mehr Fahrmöglichkeiten anzubieten.“

Im Alten Bahnhof Deuz wird 15 Jahre Bürgerbusverein Netphen gefeiert:  Zahlreiche Fahrerinnen und Fahrer und Gäste aus der Politik waren gekommen.
Im Alten Bahnhof Deuz wird 15 Jahre Bürgerbusverein Netphen gefeiert:  Zahlreiche Fahrerinnen und Fahrer und Gäste aus der Politik waren gekommen. © Jürgen Schade

Von der Politik gefordert wurde mehr Komfort für die Fahrgäste, etwa mit Ein- und Ausstieg an Haustüren. Der bewährte „Inseltarif“ solle beibehalten werden, NWL-Monatskarten, Schüler-, Semester- oder andere Tickets nicht anerkannt werden, wenn nicht der volle Ausgleich von Betriebskosten sichergestellt sei. „Sollte die Zahl der Fahrgäste mit Fremd-Tickets Überhand nehmen, werden wir eine Reservierungspflicht einführen“, kündigte Walder an.

Bürgerbus-Verein Netphen kann neue Fahrzeuge nicht mehr aus Rücklagen finanzieren

Zu schaffen machten dem Bürgerbus-Betrieb und den Vereinsfinanzen unter anderem die Corona-Pandemie und neue Vorschriften. Neue Bürgerbusse müssten nach EU-Verordnung barrierefrei sein und über Rollstuhllift oder Niederflurbereich verfügen, so Walder: „Der bisherige Preis für einen Bürgerbus betrug 50.000 Euro. Ein Bürgerbus-Niederflurbus kostet 90.000 Euro.“ Dazu seien bis zu 60.000 Euro Förderung vom Land NRW möglich, die Differenz könne aber nicht mehr aus den Rücklagen des Vereins finanziert werden. Dies könne im schlimmsten Fall dazu führen, dass der Betrieb eingestellt werden müsse.

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Landrat und Bürgermeister kündigten an, sich dafür einzusetzen, dass das nicht geschieht. „Die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder hatten stets die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Gäste im Blick und reagierten mit Weitblick auf die jeweilige Situation und gingen mutige Wege“, sagte Bürgermeister Paul Wagener, der einer Anekdote berichtete, als er selbst einige Tage Bürgerbus gefahren war. „Das stieg doch eine Seniorin ein und sagte ‘Oh, Frischfleisch hinterm Steuer’“, schmunzelte Wagener. Andere Fahrer berichteten, dass sie zu Weihnachten gestrickte Strümpfe oder Schokolade geschenkt bekamen. Auch Landrat Andreas Müller berichtete von seinen Erfahrungen hinterm Bürgerbus-Lenkrad: Eine ältere Frau stieg ein, musterte ihn von oben bis unten und sagte, ihn nicht als Landrat erkennend: „Wat hat ihr da do for eh lecker Kerlsche hennerm Steuer“.