Siegen. Neue Wege beim Ausbau der Erneuerbaren Energien in Siegen-Wittgenstein: Aus Kommunalpolitik werden Zweifel an Photovoltaik-Projekten angemeldet.
Der Kreisverwaltung will mehr Photovoltaik in Siegen-Wittgenstein – auch auf Talsperren oder über Ackerflächen (wir berichteten). SPD, FDP und Grüne befürworten im Umweltausschuss die Pläne, allerdings kommt auch energischer Widerspruch. Um welche Potenziale und Möglichkeiten es geht.
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1. Altdeponie Erndtebrück-Schameder als Fläche für Freiflächen-Photovoltaik – keine Einwände.
2. Auf Kreis-Gebäuden Solarthermie und Photovoltaik installieren – grundsätzlich keine Einwände, aber das unabhängig von wirtschaftlichen Amortisationszeiten zu tun, „macht kein Mensch“, wandte Hermann-Josef Droege (CDU) ein. Beschluss: Nach 15 Jahren sollten sich die Anlagen amortisiert haben.
Agri-PV: „Erhebliche Unruhe“ unter Landwirten in Siegen-Wittgenstein
3. Agri-PV-Anlagen auf Landwirtschaftsflächen – gegen eine kreisweite Potenzialanalyse erhob Ausschussvorsitzende Jutta Capito (CDU) Einwände. „Man kennt wohl die Strukturen der Landwirtschaft in Siegen-Wittgenstein nicht“, sagte die Landwirtin. Diese sei keine Kreis-Aufgabe. „Wir haben einen hohen Anteil an Pachtflächen“, die Pläne hätten erhebliche Unruhe ausgelöst. Bauern fürchteten um ihre Pachten. Sie bezweifelte zudem, dass man mit Landmaschinen zwischen oder unter den Anlagen fahren könne, „völlig undenkbar“. Die Erträge seien „deutlich eingeschränkt“. Die Erhaltung von Agrarflächen sei genau das Ansinnen von Agri-PV-Anlagen, entgegnete Klimaschutzmanager Dr. Andreas Kaiser. Diese seien lukrativ, das Interesse der Landwirtschaft groß. Unter den Anlagen sei die Verdunstung reduziert, der Ertrag in Trockenjahren daher sogar höher. Kleinparzellige Gebiete würde die Machbarkeitsstudie berücksichtigen. Der Ausschuss stimmte mehrheitlich zu.
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4. Schwimmende Photovoltaik-Anlagen auf Talsperren – eine Machbarkeitsstudie dazu sei nicht Kreis-Aufgabe, meinte Hermann-Josef Droege. Sondern des Wasserverbandes. Ob das Trinkwasser gefährdet sei? Laut Dr. Andreas Kaiser sind die Pontons aus dem gleichen Material gefertigt wie Trinkwasserkanister, es bestehe kein Grund zur Sorge. Der Wasserverband sei natürlich vorher beteiligt worden. „Es geht darum, das Potenzial zu prüfen“, erinnerte Karl-Ludwig Völkel (SPD). Joachim Boller (Grüne) mahnte, in der derzeitigen Situation jede „vernünftige Möglichkeit zur Erzeugung regenerativer Energien“ zu nutzen. Der Wasserverband soll nun gebeten werden, die Studie in Auftrag zu geben.