Siegen. Ärger mit der Versicherung: Die „Dritten“ von Christine Stoltmann verschwinden im Krankenhaus. Neue kann sie von ihrer kleinen Rente nicht zahlen
Seit März hat Christine Stoltmann keine Zähne mehr. Seit Monaten kann sie keine feste Nahrung essen – seit einem Krankenhausaufenthalt sind ihre Zahnprothesen verschwunden. Die Beschaffung von Ersatz gestaltet sich überaus schwierig. Ihre neuen „Dritten“ selbst zu bezahlen – das kann sich die 79-Jährige nicht leisten. Fast 1600 Eigenanteil, dafür reicht ihre kleine Rente nicht.
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Am 14. März hatte Christine Stoltmann einen Unfall, in Eisern war das: Sie stürzte über einen Bordstein, zog sich eine Bruchverletzung zu, kam ins Diakonie Klinikum Jung Stilling. Gleich am nächsten Tag wurde sie operiert, in der Folgezeit erfolgreich wieder aufgepäppelt, am 29. März sollte sie entlassen werden. Zwei Tage vorher, am 27., sollte sie auf ein anderes Zimmer verlegt werden, erzählt die 79-Jährige: Sie wurde gebeten, ihre persönlichen Sachen zu packen. Das tat sie, frühstückte, legte danach die Zahnprothesen für Ober- und Unterkiefer zur Reinigung in einen Becher im Bad. Kurz danach, so Christine Stoltmann, wurde sie für eine physiotherapeutische Behandlung abgeholt. Als sie nach einer Stunde zurückkehrte, waren ihre Sachen schon im neuen Zimmer – bis auf die Zahnprothesen, ebenso weitere Hygieneartikel, die sich im Bad befunden hatten.
1600 Euro Eigenanteil für neue Zahnprothesen: Das kann sich die Rentnerin nicht leisten
Duschgel und Hautcreme sind ersetzbar, Zahnprothesen nicht so leicht. Alles Suchen blieb aber erfolglos. Die 79-Jährige vermutet, dass das Krankenhauspersonal auch im Bad nachschaute, im schaumigen Wasser des Zahnputzbechers die Prothesen übersah und diese in den Müll geworfen hat. Ein ärgerlicher Verlust, aber so etwas kommt vor. Christine Stoltmann meldete den Verlust sofort der Klinikverwaltung, die ihre Versicherung einschaltete.
Und auch die schaltete sich ein, mit Rückfragen an Christine Stoltmann. Bei welcher Behandlung sie zum Zeitpunkt des Verlustes gewesen sei, warum sie die Prothesen zu diesem Zeitpunkt nicht getragen habe, wann die Information der Umverlegung kam, ob sie ihre Sachen selber gepackt habe und wann und welche Maßnahmen das Krankenhaus ihrer Meinung nach hätte treffen sollen? Immer wieder neue Fragen seien gekommen, Christine Stoltmann findet, dass sich die Versicherung ziemlich querstelle.
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Sie braucht nun einmal neue Zähne. Christine Stoltmann ging zu ihrer Zahnärztin: 2600 Euro, ziemlich genau, kosten die beiden Prothesen – fast 1600 davon Eigenanteil. Ziemlich viel für etwas, das sie nicht verursacht hat, findet die Rentnerin, die sich diese Summe nicht leisten kann.
Das Verfahren mit der Versicherung zieht sich – Siegenerin schaltet Anwalt ein
Die Klinik verweist auf den Datenschutz: Man dürfe keine Angaben über Patienten des Hauses machen. Allgemein sei es natürlich ärgerlich, wenn im Krankenhaus Dinge verschwinden, was nur sehr selten vorkomme. Die Vorgehensweise sei klar regelt: Direkt bei Bekanntwerden werde der Vorfall erfasst und an den Versicherer übermittelt, es folgen Gespräche, um den Hergang zu klären, intern mit den Mitarbeitenden der jeweiligen Abteilung, mit Betroffenen und Angehörigen. Die rechtliche Prüfung und Bewertung übernehme dann die Versicherung – ob der Vorfall die Schuld der Klinik ist (zum Beispiel wenn Pflegepersonal etwas heruntergefallen ist und dabei zu Bruch ging) oder ob ein Mitpatient versehentlich etwas mitgenommen habe. „Je nach Klärung der Sachlage stimmt die Versicherung zu oder lehnt ab. Gegen eine Ablehnung kann natürlich Einspruch eingelegt werden.“
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Im Falle Christine Stoltmanns zieht sich das Verfahren. Ihre neuen Zahnprothesen sind ganz frisch angepasst, bald kann Christine Stoltmann wieder kauen. Die Sache mit der Zahlung ist noch nicht geklärt – ein Teil kommt von ihrer Krankenkasse, von der Versicherung der Klinik habe sie immer noch nichts gehört, sagt sie. Sie hat die Sache jetzt einem Rechtsanwalt übergeben.