Siegen. Das Publikum im Schlosshof in Siegen konnte eine Reise um die Welt erleben: „Bozen Brass“ spielte „Earth, Wind & Fire“ bis zum Alpen-Echo.

Die Sommerhitze machte am Freitagabend eine kurze Verschnaufpause. So war im Publikum vom Hawaii-Hemd und kurzer Hose bis zum Winterpullover beim Auftritt von „Bozen Brass“ am Oberen Schloss in Siegen kleidungsmäßig alles dabei. Ebenso wie bei den sechs Musikern aus Südtirol, die sich bei ihrem erstmaligen Auftritt in Siegen in maximaler Buntheit zeigten, so bunt wie das zweistündige Programm, das sie mit ihren Instrumenten – knapp 20 werden es insgesamt gewesen sein – und Stimmbändern präsentieren sollten.

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Nacheinander betreten sie mit ihrem Arbeitsgerät die Bühne. Nur einer hat nichts dabei: Ludwig, der mit dem knatschbunten Anzug. Seine Trompete, den Dämpfer und die Noten stecken tief in der Tuba des Kollegen: „Und der Schnaps“, wie Ludwig betont. Ein Statement von Bozen Brass, bevor sie auch nur einen Ton gespielt haben. Ihr Humor ist bei ihren Auftritten (fast) ebenso wichtig wie ihre musikalische Qualität. Und die wird schon beim ersten Titel hörbar: Der Morgenstimmung aus der „Peer-Gynt-Suite“ von Edvard Grieg, eine der bekanntesten Melodien der europäischen Klassik. Um dann sofort mit „Morgenmuffel“ einen Schlagerhit ihrer Heimat folgen zu lassen und zu zeigen, dass sie auch gesanglich einiges drauf haben. Ob solistisch, im Duett, Trio, Quartett oder gemeinsam A-Cappella. Schließlich nennen sie ihr Programm „Surprise“. Und Überraschungen ziehen sich wie ein roter Faden durch den Abend.

Siegen: „Bozen Brass“ bietet am Oberen Schloss allerbeste Unterhaltung

Nahtlos setzen sie einen „Earth, Wind & Fire“-Hit, durch die kraftvollen Bläser-Riffs wie geschaffen für eine Brass-Band, neben ein traditionelles heimatliches Lied und machen den Innenhof zur von Bergen umgebenen Hochalm, indem sie die Melodie wie ein Echo von den Mauern des Schlosses zurückschallen lassen. Ob Stings „Englishman in New York“, „Besame Mucho“ mit seiner lateinamerikanischen Rhythmik oder Country-Klänge aus Kentucky: Bozen Brass kennt keine musikalischen Grenzen, gibt aber allen Titeln ihren besonderen unverwechselbaren Anstrich.

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Der ist natürlich von den sechs Musikern, ihren Stärken und Eigenarten selbst geprägt: Dem Tubisten, im musikalischen Hauptberuf in einem Orchester in Koblenz tätig, der für den rhythmischen Bassteppich sorgt, den Kollegen am Flügelhorn und der Posaune, dem Trompeter, der gelegentlich auch mit den Kastelruther Spatzen auftritt, dem schon erwähnten Ludwig, einem wahrhaft bunten Hund, dem man wirklich seine Vergangenheit als vermeintlicher Mr. Südtirol und Frauenheld zutraut und der ziemlich am Ende des Abends plötzlich als Elvis auftritt, den Hüftschwung eingeschlossen. Und natürlich der Herr im roten Anzug: Arrangeur, Komponist und Multiinstrumentalist, bei dem man irgendwann zu zählen aufhört, was er alles spielen kann: Am besten sicherlich die Steirische Harmonika, und das in einer Virtuosität, die staunen lässt.

Siegen: Beim Auftritt von „Bozen Brass“ wird es emotional

Bozen Brass setzt bei aller Buntheit dennoch Schwerpunkte: Dazu gehört ein Beatles-Medley von „All You need is Love“ über „Penny Lane“ bis zu „Hey Jude“, in Moll beginnend und als Schuhplattler endend ebenso wie ein ausführlicher Ausritt in die Pop-Musik ihrer Heimat Italien, „Marina“ und „Buona Sera Signorina“ eingeschlossen. Das alles, sonst wären sie nicht Bozen Brass, mit einer feinen Prise von augenzwinkerndem Kitsch.

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Es gibt auch einen sehr bewegenden Moment: Die Musiker verlassen die Bühne, verteilen sich im Schlosshof und spielen Felix Mendelssohn-Bartholdys „Denn er hat seinen Engeln befohlen“. Eine Verbeugung vor einem Band-Kollegen, der vor acht Jahren bei einem Flugzeugabsturz in den Dolomiten sein Leben verlor. Doch im Vordergrund des Abends allerbeste Unterhaltung auf höchstem Niveau, die den Besuchern auch die letzten Reste von Alltagsstress vertreibt und durch ein Dauerlächeln ablöst.

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