Siegen-Wittgenstein. Die Siegerländer sind verärgert: „Unser Dorf hat Zukunft“ 2022 wurde coronabedingt abgesagt. Drei Wittgensteiner Orte sind nun trotzdem dabei.

Die Arbeitsgemeinschaft Freudenberger Heimatvereine (Arge) ist verärgert, dass drei Bad Berleburger Ortschaften am Bezirksentscheid zu „Unser Dorf hat Zukunft“ teilnehmen – und Oberfischbach nicht. Wie die Wittgensteiner Dörfer hatten sich Freudenberg-Oberfischbach und Siegen-Achenbach für den Kreiswettbewerb 2022 angemeldet, der dann im Februar coronabedingt ebenso abgesagt wurde wie das „Fest der Dörfer“.

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Oberfischbach hatte mit intensiven Vorbereitungen begonnen, die Ortsvorsteher Achim Loos koordinierte, so die Arge in einer Mitteilung. Durch die Absage gab es weder Bereisung noch Bewertung durch eine Kreiskommission, keines der fünf Dörfer könne am Landeswettbewerb teilnehmen, habe es vom Kreis geheißen. Umso erstaunter sei man gewesen, als der Kreis im Mai dann mitteilte, dass die drei Berleburger Ortschaften im Rahmen eines Bezirksentscheids die Möglichkeit bekommen, sich einer Bewertungskommission der Landwirtschaftskammer NRW zu präsentieren – und damit auch, den Kreis später auf Landesebene im Wettbewerb zu vertreten. Landrat Andreas Müller und Bürgermeister Bernd Fuhrmann schlossen sich demnach der Rundreise an.

Auch in Achenbach, hier die Alte Schule, wusste man nichts vom Ersatz-Wettbewerb.
Auch in Achenbach, hier die Alte Schule, wusste man nichts vom Ersatz-Wettbewerb. © Hendrik Schulz

Der Kreis Siegen-Wittgenstein weist auf Anfrage darauf hin, dass der Bezirkswettbewerb als Ersatz herangezogen werden könne, wenn der Kreiswettbewerb nicht stattfinde – dazu müssten sich die Ortschaften dann allerdings selbstständig um die Teilnahme kümmern. Das habe der Berleburger Bürgermeister Bernd Fuhrmann auch getan. Gleichwohl, sagt Kreis-Pressesprecher Torsten Manges, hätte man alle fünf Dörfer auf diese Möglichkeit hinweisen können, „das ist uns leider zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst gewesen.“ Von der Berleburger Eigeninitiative habe man erst im Nachhinein erfahren. Dem Kreis gehe es bei dem Thema darum, die Entwicklung der Dörfer zu unterstützen, weshalb das für den Wettbewerb vorgesehene Preisgeld zu gleichen Teilen an die fünf Bewerber-Orte ausgeschüttet werde.

Heimatpfleger Siegen-Wittgenstein will die Sache mit dem Dorfwettbewerb klären

Das Geld habe man auch erhalten, sagt Günther Langer, Vorsitzender des Heimatvereins Achenbach, die Vorbereitung des Wettbewerbs habe ja auch Geld gekostet – aber vom „Ersatzwettbewerb“ habe man auch in Achenbach nichts gewusst.

Die Freudenberger Arge hat indes Kreisheimatpfleger Dieter Tröps gebeten, bei der Klärung der Angelegenheit zu helfen. Dass man nicht vorher kontaktiert worden sei, weder die Ortschaften noch die Heimatpflege, sei „vollkommen unbefriedigend“, so Tröps auf Anfrage dieser Zeitung – bisher sei man immer eng eingebunden gewesen. Er habe die Verantwortlichen um Stellungnahme gebeten: Man habe nicht gewusst, dass sich Bad Berleburg mit diesem Anliegen an die NRW-Landwirtschaftskammer als Ausrichterin gewandt habe, sondern hätte im Gegenteil auf eine entsprechende Information von dort gewartet. „So etwas ist in 60 Jahren noch nie passiert“, sagt Tröps – und das dürfe so auch nicht noch einmal passieren.

Keine Missgunst – aber die Freudenberger wünschen sich Fairness und Transparenz

Der Arge ist die Möglichkeit des Bezirksentscheids durchaus bekannt – „wenn sich weniger als fünf Teilnehmer gemeldet hätten“, heißt es weiter. Es seien aber genau fünf Bewerbungen aus Siegen-Wittgenstein gekommen, den Angaben zufolge genug für einen Kreiswettbewerb. Drei von fünf Orten durch die Bereisung zu bevorzugen und zwei andere damit vom Wettbewerb faktisch auszuschließen, rufe Unbehagen hervor und „sei geeignet, das Renommee des Wettbewerbs zu schädigen“, so die Arge.

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Man gönne jedem Ort den Erfolg, betonen die Freudenberger, aber das hier gewählte Verfahren löse Irritationen aus. Es bestehe die Gefahr, dass das künftige Engagement für die Wettbewerbe an Zustimmung verliere, wenn Regeln nicht einheitlich und transparent angewandt würden. Der Dorfwettbewerb biete Chancen auf nachhaltige Entwicklungsprozesse und bürgerschaftliches Engagement – dann müssten Bewertungen und Auszeichnungen auch nachvollziehbar, korrekt und gerecht sein.