Siegen. Einen Erhalt ihrer Arbeitsplätze haben die Beschäftigten von Dometic nicht erstritten. Aber eine Absicherung für den Fall des Jobverlusts.

IG Metall und die Geschäftsleitung der Firma Dometic GmbH haben sich auf einen Sozialtarifvertrag für den Standort Siegen verständigt. Er gilt bis 31. Dezember 2025 für alle betriebsbedingten Kündigungen. Bei Dometic in Siegen werden Wohnwagen- und Reisemobilkühlschränke hergestellt.

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Fertigung aus Siegen abgezogen

Hintergrund der Verhandlungen sind von der schwedischen Dometic GmbH vorgesehene Umstrukturierungen. Produkte laufen aus oder werden anderweitig im Konzern produziert, sodass das Produktionsvolumen gesunken ist.„Als IG Metall und Betriebsrat sehen wir dies sehr kritisch, da schon seit geraumer Zeit keine neuen Produkte zur Fertigung in Siegen platziert worden sind“, sagt Jasmin Delfino, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall. „Aus diesem Grund braucht es für die Zukunft für die Kolleginnen und Kollegen am Standort Sicherheit, auch im Falle des Jobverlustes.“

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Konkrete Äußerungen des Unternehmens zu einem Arbeitsplatzabbau gebe es aktuell nicht, sagte Jasmin Delfino im Gespräch mit dieser Zeitung. „Aber wir befürchten, dass da was kommt.“ Vor gut einem Jahr hatte Dometic die Verlagerung von Produktionskapazität an andere Standorte angekündigt, 46 von damals 320 Stellen sollten gestrichen werden. Das Ergebnis einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung, bei der Siegen mit Standorten in China und Ungarn verglichen wurde, sei nie vorgelegt worden. Mittlerweile wurde die Fertigung von Stufenkühlschränken abgezogen. „Wir haben immer darauf gewartet, dass neue Produkte kommen.“

Bis zu fünf Jahre Übergangsgeld bis zur Rente

Vereinbart wurden Abfindungen von 1,2 Bruttomonatsentgelten je Beschäftigungsjahr, ein Kinderzuschlag von 2000 Euro für jedes unterhaltspflichtige Kind und ein Zuschlag von 2000 Euro für Schwerbehinderte.

Neben einer „Sprinterprämie“ für schnelles Ausscheiden aus dem Unternehmen wurde eine Transfergesellschaft ausgehandelt: Die Kündigungsfrist wird verdoppelt, die Abfindung auf 80 oder 87 Prozent des letzten Nettoentgeltes erhöht, ein Qualifikationsbudget von 2000 Euro zusätzlich je Teilnehmer gezahlt.

„Rentennahe Jahrgänge“ erhalten bis zu 60 Monate 85 Prozent des jeweiligen Bruttomonatsentgeltes bis zum Renteneintritt in die Regelaltersrente.

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Kündigungen werden nicht verhindert

Der Sozialtarifvertrag verhindert keine vom Arbeitgeber beabsichtigten Maßnahmen, versucht aber im Falle von Kündigungen die wirtschaftlichen Schäden der Kolleginnen und Kollegen abzumildern, stellt die IG Metall fest. „Wir wollten ursprünglich die Zukunft tarifieren, dies war mit dem Arbeitgeber nicht möglich. Trotz allem haben wir ein sehr gutes Ergebnis unter unsicheren Aussichten“, sagt Betriebsratsvorsitzende Anke Maritsch. In einer Urabstimmung wurde der Sozialtarifvertrag einstimmig angenommen.

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