Siegen/Weidenau. Nach dem Fund einer Weltkriegsbombe unweit der Siegener Leitstelle lief lange Zeit die Evakuierung. Nun ist der Sprengkörper entschärft.

Eine 125-Kilo-Fliegerbombe, ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg, ist am Dienstagmittag in einem zentralen Siegener Gebiet bei Bodenarbeiten entdeckt worden. Gegen 17.10 Uhr wurde der Sprengkörper entschärft.

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Rund 620 von der Evakuierung betroffene Anwohnerinnen und Anwohner können in ihre Wohnungen und Häuser zurückkehren. Der sogenannte „feststellende Bodeneingriff“ war an der Weidenauer Straße 256 durchgeführt worden – ziemlich nah an der hauptamtlichen Feuer- und Rettungswache. Auch die Leitstelle musste evakuiert werden.

Die Bombe konnte in Siegen entschärft werden.
Die Bombe konnte in Siegen entschärft werden. © Kai Osthoff | Kai Osthoff

Nach Einschätzung des Entschärfers vor Ort lag der Fund rund ein Meter tief im Erdreich. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst Westfalen-Lippe der Bezirksregierung (KPD-WL) Arnsberg war an der Fundstelle. Die Sperrstellen rund um den Fundort sind in einem 250-Meter-Radius eingerichtet. Der Einsatzort lag zwischen den Bahngleisen der Ruhr-Sieg-Strecke und der vielbefahrenen Weidenauer Straße und umfasste neben Wohngebäuden auch Infrastruktur.

Diese Siegener Straßen mussten wegen der Weltkriegsbombe evakuiert werden

Abgesperrt waren folgende Straßen und Zuwegungen, so das städtische Ordnungsamt: Ernstweg, Gießereistraße, Hagener Straße, Moltkestraße (Haus-Nr. 6, 8, 10), Roonstraße (Haus-Nr. 1,3), Sieghütter Hauptweg (Haus-Nr. 145), Welterstraße, Hammerwerk (Haus-Nr. 1-3), Jahnstraße (Haus-Nr. 51), Obere Rolandstraße (Haus-Nr. 1, 4, 5, 6), Samuel-Frank-Straße, Untere Rolandstraße sowie die Weidenauer Straße (Haus-Nr. 244 – 266). Betroffen waren 614 gemeldete Anwohnerinnen und Anwohner. Einsatzkräfte der Feuerwehr informierten die Anwohner direkt vor Ort.

Anwohnerin Heike Klein musste ihr Haus im Ernstweg verlassen.
Anwohnerin Heike Klein musste ihr Haus im Ernstweg verlassen. © Kai Osthoff

Das Ganze dauerte mehrere Stunden. Alle Personen, die sich innerhalb des Radius aufhielten, mussten gefunden, informiert und zum Verlassen ihrer Wohnung bewegt werden. Das gestaltete sich nicht immer einfach: Die Feuerwehr traf am Nachmittag mehrfach auf Personen, die sich weigerten, ihr Zuhause zu verlassen. Auch beispielsweise pflegebedürftige Menschen mussten aus ihren Wohnungen transportiert und anderweitig untergebracht werden. In den Nebenstraßen bildeten sich lange Staus von Personen, die mit dem Auto aus der Gefahrenzone fuhren.

Bahnstrecke in Siegen in Evakuierungszone – Sperrung für Züge kurz vor Entschärfung

Auch die Feuerwehr und der Rettungsdienst selbst waren – neben einer Tankstelle und diversen Geschäften – betroffen, weil die Wache in der Evakuierungszone lag Alle Einsatzfahrzeuge wurden zur Siegerlandhalle gebracht, der Brandschutz von dort aus organisiert und sichergestellt.

Der Zünder der Bombe aus Siegen.
Der Zünder der Bombe aus Siegen. © Kai Osthoff | Kai Osthoff

Die Ruhr-Sieg-Strecke führte zwar mitten durch den Evakuierungsradius, der Einsatzleiter des städtischen Ordnungsamts sowie der Entschärfer standen aber in engem Kontakt mit einer Verbindungsperson der Deutschen Bahn: Zehn Minuten vor der Entschärfung wurde der Zugverkehr dann eingestellt, so dass hier keine Behinderungen auftraten.

Diese Buslinien wurden umgeleitet

Die Linien R10, R16, R27, R51, C111 und C130 wurden über die HTS umgeleitet. Daher konnten die Haltestellen Siegen Hindenburgbrücke, Siegen Emilienstraße, Siegen Kaisergarten, Siegen Sieghütte und Weidenau Polizei nicht angefahren werden. Die Abfahrtshaltestelle an Weidenau ZOB für die Linien R10, R16, R27, R51 und C130 war vorübergehend Bussteig 4a. Die C116 fuhr bis Charlottental den regulären Linienweg - ab Charlottental über die Bismarckstraße bis Weidenau ZOB. Der Bereich Giersberg (Untere Rolandstraße, Samuel-Frank-Straße, Am Hirschberg und Känerbergstraße) konnte von der C116 vorübergehend nicht bedient werden.

Auch die Feuer- und Rettungswache in SIegen war von der Evakuierung betroffen und zog zur Siegerlandhalle um.
Auch die Feuer- und Rettungswache in SIegen war von der Evakuierung betroffen und zog zur Siegerlandhalle um. © Kai Osthoff

Für Bürgerinnen und Bürger, die nicht mobil waren, stand ein Fahrdienst bereit, für bettlägerige Menschen kamen im Bedarfsfall Krankenwagen und Rettungswagen zum Einsatz. Wer nicht bei Freunden oder Verwandten unterkommen konnte, für den war in der Siegerlandhalle (Hüttensaal) eine Betreuungs- und Sammelstelle für die Dauer der Evakuierungsmaßnahmen eingerichtet. „Hier betreuen Helferinnen und Helfern von Feuerwehr und des Malteser Hilfsdienstes Personen ohne andere Aufenthaltsmöglichkeit“, sagt Matthias Ebertz, Leiter der Feuerwehr Siegen.

Wo Siegener Bürgerinnen und Bürger sich Hilfe zur Evakuierung holen können

Außerdem wurde sofort eine Telefon-Hotline unter 0271/404-1750 des städtischen Ordnungsamtes besetzt, das Bürgertelefon war bis zum Abschluss der Maßnahme erreichbar. Hier gibt es Auskunft über die Straßensperrungen und von der Evakuierung betroffenen Straßen und Hausnummern.

Die Wohnhäuser in der Umgebung wurden evakuiert.
Die Wohnhäuser in der Umgebung wurden evakuiert. © Kai Osthoff

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Im Bereich der Weidenauer Straße war im Rahmen von Bauarbeiten auf einem privaten Grundstück durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst Westfalen-Lippe der Bezirksregierung Arnsberg eine Luftbildauswertung erstellt worden. Dabei handelt es sich um eine Standardmaßnahme, um im Zuge von Bauarbeiten mögliche Belastungen des Erdreichs durch Kampfmittel auszuschließen. Bei der Auswertung der Luftbilder wurde ein möglicher Blindgänger-Verdachtspunkt ermittelt. Dieser wurden im Rahmen einer so genannten Bohrlochsondierung abgeprüft und vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Westfalen-Lippe ausgewertet. Die Messwerte hatten Hinweise auf einen metallischen Gegenstand im Boden gegeben.

Im Einsatz waren Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Siegen mit den Einheiten aus Birlenbach, Bürbach, Eisern, Gosenbach, Hain, Hammerhütte, Weidenau, Langenholdinghausen, Meiswinkel sowie der Malteser Hilfsdienst. Bürgermeister Steffen Mues und Ordnungsdezernent Arne Fries dankte den hauptamtlichen wie ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern für ihren Einsatz bei der schnellen und erfolgreichen Entschärfung.

Malteser versorgen Einsatzkräfte und Menschen die evakuiert wurden in den Räumen der Siegerlandhalle
Malteser versorgen Einsatzkräfte und Menschen die evakuiert wurden in den Räumen der Siegerlandhalle © Kai Osthoff
Evakuierte werden in den Räumen der Siegerlandhalle betreut.
Evakuierte werden in den Räumen der Siegerlandhalle betreut. © Kai Osthoff
Die Feuerwehr kontrolliert im Evakuierungsradius, ob alle Gebäude verlassen sind.
Die Feuerwehr kontrolliert im Evakuierungsradius, ob alle Gebäude verlassen sind. © Hendrik Schulz