Siegen. Wohlstand und Einfluss auch nach dem Tod zeigen: Im Kaiserreich fanden führende Siegener Persönlichkeiten ihre letzte Ruhestätte am Gruftenweg.

Die Restaurierung der ersten drei für die Siegener Stadtgeschichte bedeutsamen Grabstätten entlang des Gruftenwegs auf dem Lindenbergfriedhof ist abgeschlossen. Die schmiedeeisernen Geländer, Grabsteine, metallene Zierelemente und Inschriftentafeln wurden gereinigt und aufgearbeitet, so dass das Erscheinungsbild der Familiengruften erhalten blieb: Hier fanden die im Kaiserreich führenden Siegener Familien und Honoratioren ab 1889 ihre letzten repräsentativen Ruhestätten und demonstrierten über ihren Tod hinaus den Wohlstand und Selbstbewusstsein des damaligen Großbürgertums in Siegen.

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Im Auftrag der städtischen Grünflächenabteilung wurden die regionalgeschichtlich bedeutsamen Grabstätten seit November 2020 aufwendig restauriert. Die Sanierungskosten betragen nach Fertigstellung aller Arbeiten rund 395.000 Euro, inklusive der Fördermittel aus dem Denkmalförderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen über 146.250 Euro. Saniert wurden die Gruften eins bis drei (Gruft 1: Familie Meinhard/Knebel, Gruft: 2 Kreutz, Gruft 3: Dünninghaus).

Fachunternehmen für aufwendige Restaurierung des Gruftenwegs in Siegen

Mit der Ausführung der Gewerke Natursteinsanierung sowie der Schlosser- und Spenglerarbeiten wurde ein Unternehmen der Denkmalpflege aus Thüringen beauftragt, welches Teile der denkmalgeschützten Grabanlagen abbaute, in ihre „Obhut“ nahm und die desolaten Einzelteile fachmännisch sanierte. Dafür wurden beispielsweise fehlende Bauteile an Natursteinelementen und Ornamenten ergänzt und so teilweise wiederhergestellt. Im Frühsommer 2021 erfolgte anschließend der Wiederaufbau der oberirdischen Natursteinelemente sowie der Neuaufbau der rückseitigen Hintermauerung. In diesem Zuge wurden auch die noch vor Ort verbliebenen Grabelemente aus Naturstein gereinigt und restauriert.

Tanja Schmidt-Wenner (Untere Denkmalbehörde), Helena Dick (Landschaftsverband Westfalen-Lippe), Nando Rujanski (Grünflächenabteilung), Andrea Markert (IBS Sauder GmbH) und Maximilian Heimler (Haber und Brandner GmbH) (v.l.) bei der Übergabe der ersten restaurierten Grabstätten am Siegener Lindenbergfriedhof.
Tanja Schmidt-Wenner (Untere Denkmalbehörde), Helena Dick (Landschaftsverband Westfalen-Lippe), Nando Rujanski (Grünflächenabteilung), Andrea Markert (IBS Sauder GmbH) und Maximilian Heimler (Haber und Brandner GmbH) (v.l.) bei der Übergabe der ersten restaurierten Grabstätten am Siegener Lindenbergfriedhof. © Unbekannt | Stadt Siegen

Im Anschluss an die Fertigstellung der Natursteinarbeiten fanden Metallrestaurationsarbeiten durch einen Fachbetrieb aus Regensburg statt. Hierbei wurden beispielsweise die historischen walz- und schmiedeeisernen Zaun- und Torelemente sowie Treppenstufen gereinigt, fehlende Bauteile ergänzt und abschließend durch Aufbringung von zuvor untersuchten Farbschichten originalgetreu neu beschichtet und somit langfristig konserviert. Auch die Grabelemente aus Bronze wie Ornamente, Reliefs und Grabplatten wurden gereinigt und abschließend konserviert.

Einige Gruften der Siegener Familien stark beschädigt – nun für Besucher zugänglich

„Eine Besonderheit stellt bei solchen Projekten immer die Detailgenauigkeit dar, bei der die unterschiedlichen fachlichen Anforderungen des Denkmalschutzes in Einklang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen zu bringen sind. Umso erfreulicher, dass die Zusammenarbeit zwischen allen am Projekt Beteiligten so gut geklappt hat“, erklärt Nando Rujanski, stellvertretender Leiter der Grünflächenabteilung. Der historische Bestand der drei Grabanlagen konnte so langfristig gesichert werden.

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Die gesamte Anlage ist seit 1999 als Baudenkmal eingetragen. Ein Gutachten hatte 2017 ergeben, das besonders die Gruften eins bis sieben sowie die Gruft 28 stark beschädigt waren. Durch die Sanierungsarbeiten ist der historische Bestand an den Gruften eins bis drei nun geschützt und wird für Besucherinnen und Besucher wieder als Beispiel für eine seltene Form der Bestattungskultur in Westfalen zugänglich bleiben.