Siegen. Kostenlose Schnelltests stehen zwischenzeitlich kurz vor dem Aus. Das sorgt auch bei den Siegener Corona-Testzentren für Unruhe. Der Grund.

Es war mal wieder eine Entscheidung kurz vor Schluss: „Bis gestern bestand die Verordnung, dass am 31. März die kostenlosen Testzentren entfallen“, sagt Thomas Füllengraben, Gesellschafter von „Meinschnelltestzentrum“ am Donnerstag. Damit hätte auch das Testzentrum an der Siegerlandhalle vor dem Aus gestanden. Kurz vor Ablauf der Frist habe sich die Politik dann geäußert. „Ein Viertel bis ein Drittel der Testzentren in Siegen-Wittgenstein“ habe wegen der Kurzfristigkeit der Entscheidung geschlossen „oder wird schließen“, meint er. Nun geht es für viele von ihnen aber erstmal weiter.

Corona Siegen: Schnelltests – so ist die Lage

Die ursprünglich bis 30. März geltende Testverordnung, die auch diese „Bürgertests“ regelt, bleibt vorerst bis einschließlich 29. Juni in Kraft. Das sehen Änderungen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor. Das wurde am Mittwoch im Bundesanzeiger verkündet. Zuvor stand ein Entwurf im Raum, der die Regelung bis Ende Mai vorsah. Mit der Fortschreibung bis zum 29. Juni haben weiterhin alle Bürger auch ohne Symptome Anspruch auf mindestens einen Schnelltest pro Woche an Teststellen durch geschultes Personal.

Corona Siegen: Positive Schnelltests bei „Meinschnelltestzentrum“ nicht auf Spitzenwert

Zwischen 700 und 800 Tests führen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom „Meinschnelltestzentrum“ an der Siegerlandhalle im Durchschnitt am Tag durch. Am Mittwoch seien es etwa 780 Tests gewesen, 108 davon waren positiv, nennt Thomas Füllengraben ein Beispiel. Das liege noch unter den Spitzenwerten im Januar und Februar, wo es durchschnittlich 140 bis 160 positive Corona-Tests täglich gegeben hätte. Dennoch sei Siegen derzeit „ein Hotspot“, so Thomas Füllengraben, und erinnert an die steigenden Corona-Zahlen.

Situation in den Kitas

Ab dem 3. April wird auch die landesseitige Förderung der PCR-Pooltests in Kitas eingestellt. Die Kommunen bekommen dann bis Ostern stattdessen noch entsprechende Mengen an Antigen-Schnelltests. Im zweiten Schritt wird dann nach Ostern das „anlasslose Testen“ der Kinder in der Kindertagesbetreuung durch das Land beendet.

„Es wird mehr Eigenverantwortung von uns allen verlangt“, sagt Stephen Müller, Vorsitzender des Jugendamtselternbeirats (JAEB) der Universitätsstadt Siegen. In der Politik würde vermehrt von „milden Verläufen“ ausgegangen. Die Test-Entscheidung sei „politisch so gewollt“. Er persönlich gehöre eher zum „Team Vorsicht“.

Trotz des Anstiegs beobachtet Marcus Sting, Pressesprecher des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), aber eher einen Rückgang bei den Testungen. „Es kommen nicht mehr so viele zum Testen wie vor drei oder vier Monaten“, sagt er über den Andrang in den DRK-Testzentren. Die Zahlen hätten sich immer mehr reduziert, seien aber weiter auf einem hohen Niveau. Durchschnittlich seien rund 10 Prozent der Corona-Tests beim DRK Siegen-Wittgenstein positiv. Allein am Mittwoch führten die Ehrenamtler 950 Tests (Schnelltests und PCR-Tests) durch.

Corona: So läuft es momentan bei den Schnelltest-Testzentren

Marcus Sting sieht die kurzfristig angekündigte Verlängerung der Bürgertests etwas entspannter: „Wir sind es gewohnt, dass sowas so kurzfristig entschieden wird. Das bringt uns nicht aus der Ruhe.“ Die DRK-Ortsvereine würden größtenteils die Testzentren weiterbetreiben. „Zum April schließen werden nur drei Ortsvereine: Kaan-Marienborn, Bad Laasphe und Obersdorf“, sagt er. Sie würden ihre Testzentren in ihren eigenen Räumen anbieten und wollten diese nun wieder für die Vereinsarbeit nutzen. Hinzu kommt, dass das DRK damit rechnet, zukünftig noch stärker in die Flüchtlingsarbeit einbezogen zu werden. „Uns steht nur eine bestimmte Anzahl an Helfern zur Verfügung“, so Sting. In diesem Sinne ist es für das DRK gerade „passend“, dass weniger Andrang an den Teststellen herrscht – die ehrenamtlichen Kräfte können an anderen Stellen eingesetzt werden.

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Als noch unsicher war, ob die Testzentren weitermachen können, hätten er und sein Team die „offene Kommunikation“ mit den Mitarbeitern gesucht, unterstreicht Thomas Füllengraben. Auch dann hätten sie eine „Weitertestung“ angestrebt. Eine Einstellung „von Knall auf Fall“ sollte verhindert werden, sagt der Gesellschafter von „Meinschnelltestzentrum“. Sicher sei nun, dass sie das Testzentrum an der Siegerlandhalle bis zum 31. Mai fortführen würden, die Formalitäten für Ende Juni müssten noch geklärt werden. Auch danach wolle man versuchen, das Angebot über den Sommer aufrecht zu erhalten – solange die Betreiber kein Geld draufzahlen müssten, so Thomas Füllengraben. „Ich wünsche mir, dass die Pandemie irgendwann vorbei ist. Momentan sieht es aber nicht so aus.“ Thomas Füllengraben vermutet, dass kurz vor und an Ostern der Test-Andrang an der Siegerlandhalle noch einmal steigen wird.

Schnelltests in Siegen: „Nicht in falscher Sicherheit wiegen“

Immer häufiger ist derzeit auch zu hören, dass Menschen Schnelltestergebnissen misstrauen oder sie trotz Corona-Infektion nicht anschlagen. „Nach eigenen Beobachtungen sind gerade bei Omikron Schnelltests wenig empfindlich, da sie oft eine Infektion nicht oder aber erst im weiteren Verlauf anzeigen. Daher sollte man sich bei entsprechenden Symptomen durch einen negativen Schnelltest nicht in falscher Sicherheit wiegen“, sagt Dr. Christoph Grabe, Leiter des Gesundheitsamts des Kreises Siegen-Wittgenstein. Ein Problem sei auch, dass „ohne Ende Tests zugelassen“ worden seien, so Thomas Füllengraben. „Der Gesetzgeber hat versäumt, hier eine Kontrolle anzusetzen.“ So seien Schnelltests mit unterschiedlicher Qualität auf dem Markt. Generell würden sie in der Pandemie dennoch ein „probates Mittel“ darstellen.

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