Siegen. Dieter Hallervorden kommt wieder nach Siegen. Sein Rezept fürs Alter: 33 Prozent gute Gene, Optimismus, Neugier und sich täglich etwas Gönnen.
Dieter Hallervorden feiert die Premiere von „Der König stirbt“ im Siegener Apollo, bevor er es in seinem Berliner Schlosspark Theater aufführt.
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Kein bisschen älter geworden ist Dieter Hallervorden, seit er sich Ende Oktober 2020 letztmalig zu einem Pressegespräch im Apollo einfand. Damals ging es um „Gottes Lebenslauf“. Dieses Zwei-Personen-Stück konnte pandemiebedingt nur vor kleinem Publikum aufgeführt werden, bevor alle Theater wieder ganz geschlossen werden mussten. Dieter Hallervorden plagten damals Existenzängste für sein Schlosspark Theater – und das sah man ihm an. Knapp eineinhalb Jahre später betritt der 86-Jährige den Raum, als wäre er gerade einem Jungbrunnen entstiegen: Dynamisch, hellwach, bestens gelaunt und voller Vorfreude auf die anstehende Premiere.
Dieter Hallervordens vierter Besuch in Siegen – „war mir immer eine große Freude“
„Ich freue mich, dass ich meine letzte Spielzeithälfte mit einer Premiere beginnen kann“, sagt Intendant Magnus Reitschuster, „es ist mir eine Ehre, Sie begrüßen zu dürfen.“ Dieser Freundlichkeit steht der Gast bei seinem 4. Besuch in Siegen nicht nach: „Ich habe mit dem Intendanten viele gute Gespräche über das Theater geführt. Es war mir immer eine große Freude, hier arbeiten zu können bei diesem großartigen Apollo-Personal.“ Und: „Wir haben reichlich probiert, um hier bestehen zu können.“ Im Mittelpunkt des Stücks steht ein König, dessen Reich und Einfluss schrumpft und der seinem Tod entgegensieht. Das weiß der Zuschauer schon durch den Titel. Die Spannung besteht darin, was er unternimmt, dem Tod zu entgehen.
„Ein König stirbt“ ist auch für einen Profi Neuland, der wie Hallervorden mehr als ein halbes Jahrhundert auf der Bühne steht. Ionescos Meisterwerk gehört in die Schublade des Absurden Theaters und die Rolle des Königs, die Hallervorden verkörpert, ist auch für ihn eine Herausforderung, an die er „mit Angst und Demut“ herangeht. Große Vorbilder für die Königsrolle sind die Bühnengiganten Sir Alec Guiness in London und Horst Bollmann in Berlin. „Ich lese ein Stück und wenn ich Interesse daran bekomme, lese ich es oft, grabe mich hinein.“ Wobei Dieter Hallervorden auch weiß: „Wenn man es heute so inszenieren würde, wie Ionesco es sich damals vorgestellt hat, würde man beim Publikum durchfallen.“ Also hat er aus diesem absurden Stoff auch Komödiantisches herausgekitzelt und es um eine halbe Stunde auf 90 Minuten verkürzt. Und dennoch bleiben Risiken: „Wenn man eine Fermate verbaselt, wackelt das Stück.“ Doch er hat mit Philip Tiedemann einen Regisseur im Team, der trotz seiner jungen Jahre eine riesige Theatererfahrung hat.
Alter spielt keine Rolle: Dieter Hallervorden plant 160 Vorstellungen in einem Jahr
Hallervordens Lebensleistung ist schon heute beeindruckend: 1960 gründete er mit Schauspielerkollegen das Berliner Kabarett-Theater „Die Wühlmäuse“, das bis heute ohne staatliche Zuschüsse auskommt. 2008 übernahm er das stillgelegte Schlosspark Theater im Stadtteil Steglitz, sanierte es, mietete es für zehn Jahre und bespielt es. Und der Plan für den letzten Tag seines 86. Lebensjahres steht auch schon fest: Dann eröffnet er in seiner Geburtsstadt Dessau in einem nicht mehr gebrauchten Gotteshaus das „Mitteldeutsche Theater in der Marienkirche“, nachdem er es mit modernen Beleuchtungs- und Tonsystemen ausgestattet hat. Und plant in dieser neuen Spielstätte 160 Vorstellungen in knapp einem Jahr.
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Bei der Frage, wie er das in diesem Alter noch alles schafft, schmunzelt Dieter Hallervorden: „33 Prozent gute Gene, Optimismus, bereitsein, ständig etwas zu lernen – und sich täglich etwas Gutes zu gönnen.“ Vielleicht gehört dazu auch seine Liebe zu Schauspielerkollegin Christiane Zander, die bei „Der König stirbt“ die Rolle von Julchen, der berlinernden Haushälterin des Königs, spielt.