Siegerland. Viele Jugendliche in Siegen und Umland sind sich einig: In Sachen Corona ist „die Politik komplett am Reinsch...“ Sie fühlen sich alleingelassen.
„In der Schule hocken wir alle aufeinander, aber zu Hause dürfen wir uns nur mit ein paar Haushalten treffen. Das macht wenig Sinn“, sagt Marie Ax. Sie besucht die achte Klasse des Wilnsdorfer Gymnasiums. Dieses Problem sehen viele Schülerinnen und Schüler in ganz Deutschland – und das ist nicht das einzige, was ihnen in Zeiten der Corona-Pandemie übel aufstößt. Um gegen ihre Situation etwas zu unternehmen, starteten Jugendliche eine Petition auf der Website change.org: „WirWerdenLaut – Schulen in der fünften Welle“.
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Die Petition stellt Forderungen auf, die von der Politik umgesetzt werden sollen (wir berichteten). So fordern die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel mehr pädagogisches und schulpsychologisches Personal, eine Bildungspflicht statt der Präsenzpflicht oder „einen ehrlichen und öffentlichen Diskurs mit statt über uns.“
Schülerinnen und Schüler aus Siegen-Wittgenstein klagen über Stress, Kopfschmerzen
Manchen geht die Petition aber auch nicht weit genug – weil einige Aspekte, die sie wichtig finden, darin nicht auftauchen. Ein Beispiel sind die geltenden – und umstrittenen – Vorgaben fürs Lüften: Alle 20 Minuten die Fenster öffnen bringe wenig, da sich dadurch gerade im Winter das Risiko für Erkältungskrankheiten erhöhe, argumentieren sie. Außerdem sollte nach Überzeugung vieler Jugendlicher mehr darauf geachtet werden, dass alle Schülerinnen und Schüler zuhause tatsächlich über ausreichende technische Ausstattung verfügen: etwa Netzwerkanschluss und digitale Endgeräte. Die Schulen selbst sind zwar entsprechend aufgerüstet worden, aber davon kann nicht die ganze Schulgemeinschaft im Homeschooling-Fall profitieren.
Die Autorin
Johanna Kobsch, 15 Jahre alt, besucht die Jahrgangsstufe EF des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in Neunkirchen. Sie war für eine Woche Schülerpraktikantin in unserer Redaktion.
Viele Kinder und Jugendliche fühlen sich außerdem gestresst und klagen über Kopfschmerzen aufgrund der Maskenpflicht: „Mir geht es gar nicht gut, meine Psyche ist so ziemlich am Ende“, sagt eine Schülerin des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DBG) in Neunkirchen, die nicht namentlich genannt werden möchte. Wie auch in der Petition beschrieben, fühlen sich viele nicht sicher und haben Angst, sich mit Covid-19 zu infizieren – obwohl sie geimpft sind. Diese Angst kommt daher, dass viele Menschen die Masken nicht richtig tragen und dass Tests oft nicht richtig durchgeführt werden, berichten sie.
Jugendliche in Siegen und Umgebung zu Corona: „Länder versagen komplett“
In einer Sache sind sich die Jugendlichen alle einig: „Die Politik ist komplett am Reinscheißen, ganz ehrlich“, bringt es ein Schüler der Abschlussklasse der Gesamtschule Eiserfeld in drastischer Wortwahl auf den Punkt. Ähnlicher Meinung ist Matthias Kring vom DB-Gymnasium Neunkirchen: „Die Länder versagen komplett.“ Viele Jugendliche denken, dass man in Sachen Infektionsschutzmaßnahmen in den Schulen viel mehr machen könnte. Außerdem fühlen sie sich von der Politik vernachlässigt und nicht ernst genommen.
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Es gibt zudem einige Verbesserungsvorschläge, die Jugendliche gerne noch in die Petition eingebunden hätten: etwa tägliche Tests oder eine FFP2-Maskenpflicht, die strenger kontrolliert wird. Es sollten Luftfilter angeschafft werden, da das Stoßlüften vor allem in der kalten Jahreszeit ziemlich störend ist. Auch eine Aufteilung des Schulhofs könnte hinsichtlich der Kontaktbeschränkung sinnvoll sein, damit sich die Schülerinnen und Schüler nicht zu sehr vermischen und sich nur im Kreis ihrer eigenen Jahrgangsstufen aufhalten.